Steffen Baumgart und der 1. FC Köln – das könnte passen. Fußballerisch, persönlich, emotional: Der neue Trainer der Geißböcke will “dem Verein ein neues Gesicht” geben. Dazu braucht er den richtigen Kader. Vier Neuzugänge haben die Kölner bislang präsentiert. Baumgart gibt sich optimistisch. Der 49-jährige gilt ohnehin als wichtigster Transfer des Sommers.
Köln – Jörg Jakobs machte keinen Hehl aus seiner Überzeugung für den neuen Trainer des 1. FC Köln. “Bei mir hat es direkt gefunkt in den Gesprächen”, sagte der Interims-Sportchef. “Ich bin der Überzeugung, dass Steffens Ansatz und fordernde Art die entscheidenden Prozente auf den einzelnen Spielern und damit aus der Mannschaft herauskitzeln kann, damit wir unsere Ziele erreichen. Die Art, die Steffen ausstrahlt, ist genau das, was den FC weiterbringen kann.”
Es steckt schon viel Potential im Kader
Einen Weiterentwickler der Spieler, einen emotionalen Anführer und Heißmacher von draußen – das hat es beim 1. FC Köln lange nicht mehr gegeben. Zuletzt hatte Markus Gisdol die Mannschaft mit seiner zwar besonnen ruhigen, aber auch monotonen Art in ihrer Entwicklung eingeschläfert. Erst Friedhelm Funkel hatte das Feuer wieder in den Spielern geweckt. Baumgart soll diesen kleine Leuchten nun zu einem Flächenbrand ausweiten und auch auf die Ränge übertragen, wo bald wieder Zuschauer jubeln sollen.
Dafür braucht es freilich die richtigen Spieler. 39 sind es aktuell an der Zahl. Es ist davon auszugehen, dass noch rund ein Dutzend Spieler den Klub verlassen und mehrere neu hinzukommen werden. Doch Stand jetzt muss Baumgart diese 39 Spieler auf seinen Weg mitnehmen und einschwören. “Ich sehe, dass wir viele gute talentierte Spieler haben”, sagte der 49-jährige am Donnerstag. “Viele Spieler waren letzte Saison nicht einsatzfähig. So wie der Kader jetzt schon aufgebaut ist, steckt schon viel Potential drin.”
Der FC-Kader in Theorie und Praxis
Zwar verließen mit Marius Wolf und Elvis Rexhbecaj zwei Spieler aus dem erweiterten Startelf-Kreis den FC. Dafür kamen mit Mark Uth, Dejan Ljubicic und Timo Hübers drei Spieler, die in diesen Kreis vorstoßen sollen (dazu Marvin Schwäbe als neue Nummer zwei). Würden alle Leistungsträger, insbesondere Sebastiaan Bornauw und Ellyes Skhiri, beim FC bleiben, und würden alle Langzeitverletzten (Kainz, Andersson, Modeste) zu alter Form finden, hätte Baumgart Recht. Dann hätte der Kölner Kader fraglos bereits Bundesliga-Niveau.
Doch der gebürtige Rostocker weiß auch: Bornauw und Skhiri werden nur schwer zu halten sein. Hinter Andersson und Modeste stehen gesundheitlich derart große Fragezeichen, dass der FC-Trainer mit ihnen nicht rechnen kann. Und die zweite und dritte Reihe im Kader hatte schon in der vergangenen Saison kaum das nötige Niveau, um einzelne Ausfälle zu kompensieren. Insofern gibt es viel zu tun – für Kaderplaner Jörg Jakobs genauso wie für Trainer Steffen Baumgart.
Baumgart will den FC wieder stark machen
Während Jakobs’ Aufgabe vornehmlich bei den Transfers liegt, der Kader verkleinert und gleichzeitig verstärkt werden muss, obliegt es in Baumgarts Verantwortung, den bestehenden Kader zu verbessern. Im Training auf dem Rasen, in den taktischen Vorgaben und den Analysen sowie in den persönlichen Gesprächen, um das nötige Selbstvertrauen aufzubauen, das es für Baumgarts aggressives Fußballspiel benötigt. Der Trainer als wichtigster Transfer, der keine Spielertransfers braucht, um den Kader besser zu machen.
“Wer mich kennt, weiß, dass ich mehr möchte als den Klassenerhalt”, sagte Baumgart am Donnerstag optimistisch und sprach damit vielen Fans, aber wohl auch den FC-Spielern aus der Seele. Nicht kleiner machen, als der FC ist. Nicht schwächer reden, als der FC ist. Unter Baumgart will der FC wieder etwas wagen, will wieder mutig sein. “Ich habe eine gewisse Art, Fußball zu spielen. Das ist Arbeit und geht nicht von heute auf morgen. Da gehört auch viel Vertrauen dazu.”
Mit Baumgart zurück zur Euphorie
Dieses Vertrauen will Baumgart seinen Spielern einpflanzen. Und die Spieler damit auf ihr maximales Leistungsvermögen bringen. Womöglich gelingt es dem FC-Trainer so auch, aus manchem Spieler deutlich mehr herauszuholen, als man in der Vergangenheit gesehen hat. “Es geht darum, den Verein zu entwickeln. Ich bin dafür zuständig, der Mannschaft das zu zeigen. Ich muss sie von meinem Weg überzeugen.” Und mit diesem Weg die Euphorie entfachen, die dieser Klub so dringend braucht und nach der sich die Fans, aber eben auch die Spieler sehnen. Dafür soll Baumgart genau der richtige Mann sein.
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