Dank eines blitzsauberen Elfmeterschießens und eines zweimal stark reagierenden Marvin Schwäbe ist der 1. FC Köln im DFB-Pokal in die zweite Runde eingezogen. Beim FC Carl Zeiss Jena lief für die Geißböcke lange nicht viel zusammen, die Mannschaft von Steffen Baumgart tat sich gegen den Regionalligisten schwer. Dann aber glänzten vor allem die Jüngsten im Elfmeterschießen – ganz zur Freude des Trainers.
Aus Jena berichtet Marc L. Merten
Als die 120 Spielminuten im Ernst-Abbe-Sportfeld vorbei waren, ging es zum ersten Mal für Steffen Baumgart und sein Trainerteam mit dem 1. FC Köln in ein Elfmeterschießen. Während der Cheftrainer die Spieler in einem Kreis versammelte und auf seine Schützlinge einredete, fehlte Marvin Schwäbe. Dieser stand abseits mit Uwe Gospodarek und lauschte den Ausführungen seines Torwarttrainers.
Offenbar mit Erfolg: Denn Schwäbe wurde nur wenige Minuten zum Matchwinner. Erst parierte er gegen Maximilian Oesterhelweg, dann gegen Leon Bürger. Besonders spektakulär: Beide Male tauchte der FC-Keeper mit der rechten Hand reaktionsschnell ab, die Elfmeter waren schwer abzuwehren, zumal vor allem Oesterhelweg versucht hatte durch einen verzögerten Anlauf den Kölner Torhüter aus dem Rhythmus zu bringen. Doch Schwäbe korrigierte gedankenschnell seinen Stand und reagierte erst, als sich der Schütze für eine Ecke entschieden hatte – und fischte den Ball aus dem Eck.
Lemperle im dritten Profispiel eiskalt
Schwäbes und Gospodareks Arbeit hatte also gefruchtet. Doch trotzdem mussten nun auch die FC-Spieler ihre Elfmeter verwandeln. Völlig überraschend hatte Steffen Baumgart als ersten Schützen Tim Lemperle ausgewählt. Kein erfahrener Haudegen, kein nervenstarker Routinier: Für einen kurzen Moment wurden Erinnerungen wach an das verhängnisvolle Elfmeterschießen in Regensburg in der vergangenen Saison, als bis auf Tolu Arokodare sonst nur Defensivspieler den Mut hatten zum Punkt zu schreiten – und der FC ausschied.
Doch Lemperle, erst in seinem dritten Pflichtspiel für die FC-Profis und im Februar 19 Jahre alt geworden, blieb cool. Der Youngster lief an, guckte den gegnerischen Torhüter aus und schob überlegt in die rechte Ecke ein, während Lukas Sedlak nach links sprang. Einen besseren Elfmeter hätte der Offensivspieler, der in der 97. Minute für Anthony Modeste eingewechselt worden war, nicht schießen können.
Davor ziehe ich den Hut
Und doch bekam er noch einmal Konkurrenz für den souveränsten Elfmeter des Tages: von seinem gleichaltrigen Teamkollegen Jan Thielmann. Als dritter Schütze schritt der 19-jährige zur Tat und hämmerte den Ball humorlos ins rechte obere Eck. Die Freude über den dritten Kölner Treffer (zuvor hatte auch Louis Schaub verwandelt) entlud sich in einem Freudenschrei mit geballter Faust in Richtung FC-Fankurve. Ondrej Duda vollendete mit einer Kopie des Lemperle-Elfmeters und dem Freudenlauf in die Arme von Marvin Schwäbe.
Steffen Baumgart zollte seinen Elfmeterschützen sowie Schwäbe hinterher Respekt. “Wir haben nicht nach jung oder alt aufgestellt, sondern nach Selbstvertrauen”, erklärte der FC-Trainer kurz nach dem Spiel die Auswahl der Schützen und betonte, dass gerade Lemperle und Thielmann vor dem Elfmeterschießen mit Überzeugung vorangegangen seien. “Da haben sich die Jungen in Position gebracht und wollten schießen. Davor ziehe ich den Hut. Wir sind froh, dass sie die Dinger gemacht haben, aber noch viel wichtiger war, dass Marvin zwei sehr gut geschossene Elfmeter gehalten hat.”
Baumgart beeindruckt von Lemperle und Thielmann
Auch am Tag nach dem Sieg war Baumgart noch angetan von der Kaltschnäuzigkeit seiner Spieler. “Ich fand es beeindruckend, wie wir die Elfmeter sehr klar und sehr deutlich rein gemacht haben. Das war schon eine sehr geile Sache”, sagte der FC-Trainer am Montagvormittag am Geißbockheim. “Mir war bei den jungen Spielern klar, dass sie die Elfmeter so klar rein machen würden. Deswegen gab es keine Diskussionen.” Auch die älteren Spieler hätten geschossen, so Baumgart, doch Lemperle und Thielmann hätten sich deutlich hervorgetan. “Die beiden waren so klar in ihren Entscheidungen, dass wir nicht drum herum reden mussten.”
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