In einem Monat findet beim 1. FC Köln die nächste Mitgliederversammlung mit der Wahl des Mitgliederrates statt. Doch ein bedenklicher Vorgang wirft seine Schatten bereits voraus. Ein Kandidat für den Mitgliederrat wurde anonym bedroht. Im Zuge dessen sprach Ex-Präsident Werner Spinner am Geißbockheim vor und traf seinen Nachfolger Werner Wolf und Vizepräsident Carsten Wettich.
Köln – Sportlich läuft es beim 1. FC Köln blendend. Sogar politisch war es zuletzt ruhig geworden. Das ändert sich nun aber mit Blick auf die nahende Mitgliederversammlung am 6. November. Der Grund ist die Mitgliederrats-Wahl, der Auslöser die Bewerbung von Rüdiger Thormann, einem von insgesamt 26 Kandidaten, die sich in der Lanxess Arena auf das Gremium bewerben.
Wir machen dich platt
Wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, wurde Thormann Ende August wegen seiner Bewerbung anonym bedroht. Eine E-Mail erreichte das FC-Mitglied mit den Worten: “Wer von Leuten wie der Fam. Spinner unterstützt wird, hat keine Chance! Wir machen dich platt.” Hintergrund dieser Drohung war, dass Werner Spinner und weitere Familienmitglieder des Ex-Präsidenten die Kandidatur Thormanns mit ihren Unterschriften unterstützt hatten.
Informationen des GEISSBLOG.KOELN decken sich mit dem KSTA-Bericht, wonach es daraufhin in der vergangenen Woche zu einem Treffen am Geißbockheim kam: Werner Spinner und sein Anwalt auf der einen Seite, Werner Wolf und Carsten Wettich auf der anderen. Darüber hinaus waren von FC-Seite ein Compliance-Beauftragter sowie ein Datenschutz-Beauftragter anwesend.
Letzterer Teilnehmer machte einen zentralen Teil des Gesprächsbedarfs offensichtlich: Es bestand der Verdacht, dass Spinners Unterstützung und die seiner Familie über die eingereichte Unterschriften-Liste aus Thormanns Bewerbung widerrechtlich weitergegeben wurde. Ein schwerer Vorwurf, für den der FC nach eingehender Prüfung jedoch keine Anhaltspunkte gefunden haben soll.
Auch andere Mitgliederräte in Vergangenheit betroffen
Was bleibt, ist die Droh-E-Mail an einen der 26 Kandidaten für die Wahl des Mitgliederrates. Der FC habe laut KSTA angekündigt, diesen Vorfall zur Anzeige zu bringen. Jedoch ist dieser nur ein weiterer Vorfall in einer inzwischen langen Liste an bemerkenswerten bis strafrechtlich relevanten Vorfällen im Dunstkreis von Mitgliederversammlungen.
In der Vergangenheit sahen sich mehrere gewählte Mitgliederräte oder Kandidaten Kampagnen, Verleumdungen oder Anfeindungen ausgesetzt. Zuletzt machte der Mitgliederrats-Chef Ho-Yeon Kim in den sozialen Netzwerken öffentlich, dass er rassistisch beleidigt und nachts mehrfach telefonisch gestört worden sei.
FC meldet sich nicht bei Thormann
Der Vorfall um Rüdiger Thormann bekommt derweil einen doppelt faden Beigeschmack, da die Drohung gegen den Kandidaten an die Person Werner Spinner geknüpft war – und damit ein deutlicher Hinweis auf die Spaltung des Klubs ist, die seit Jahren immer tiefere Gräben durch die Mitgliederschaft zieht. Thormann selbst teilte mit, dass er nun “überlege, ob ich auch wirklich antrete”.
In jedem Fall hätte sich der Noch-Kandidat gewünscht, dass sich nach Bekanntwerden des Vorfalls von Seiten des 1. FC Köln jemand bei ihm gemeldet hätte. Das sei jedoch nicht der Fall gewesen. “Es ist ein Armutszeugnis, dass aus Vorstand oder Mitgliederrat niemand versucht hat, mit mir Kontakt aufzunehmen”, sagte Thormann dem KSTA.
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