Dejan Ljubicic ist eine der großen Überraschungen und Transfererfolge des 1. FC Köln in dieser Saison. Der Österreicher hat sich in kürzester Zeit zu einem wichtigen Spieler im Kader der Geißböcke entwickelt. Der 24-jährige gefällt fußballerisch und ist durch seine Flexibilität auf dem Platz ein Schlüsselspieler für Trainer Steffen Baumgart. Dort gerade die Flexibilität ist auch ein Problem.
Steffen Baumgart hat ein Luxusproblem. Der Trainer des 1. FC Köln hat auf der Sechs gleich vier Top-Alternativen. Ellyes Skhiri ist nach seiner Rückkehr vom Afrika Cup wieder gesetzt. Salih Özcan hatte sich in dessen längeren Abwesenheit zu einem Leistungsträger gemausert und mit seinen Entwicklungsschritten beeindruckt. Dejan Ljubicic kam als eigentlicher Sechser von Rapid Wien zu den Geißböcken. Und Jonas Hector wurde in den vergangenen Wochen häufig während des Spiels von hinten links in die Mitte gezogen.
Das Quartett lässt Baumgart alle taktischen Möglichkeiten mit einer Sechs oder Doppel-Sechs. Und trotzdem stellt sich derzeit die personelle genauso wie die taktische Frage: Im 4-4-2 mit Raute war der FC in den letzten Wochen offensivstärker, im 4-2-3-1 defensiv stabiler. Im 4-4-2 mit Raute spielte in Skhiris Abwesenheit Özcan, wenn die Umstellung auf ein 4-2-3-1 nötig war, zog Baumgart Ljubicic oder Hector ins Zentrum. Jetzt, da der Tunesier zurück ist, stellt sich die Frage: Wohin mit den Top-Spielern, selbst bei einem 4-2-3-1?
“Meine Stärke ist die Flexibilität”
Das betraf in der gesamten Saison vor allem Ljubicic. Dieser sagte selbst in dieser Woche im Sky-Interview: “Meine Stärke ist die Flexilität, das war auch in Wien so. Wo mich der Trainer braucht, spiele ich auch. Ich will der Mannschaft überall helfen und meine Stärken einbringen.” Die Konsequenz: In den 22 bisherigen Bundesliga-Spielen stand Ljubicic zwar schon 15 Mal in der Startelf und wurde vier Mal eingewechselt. Doch er spielte auch schon alle Positionen im Mittelfeld: auch der Sechs, der Acht, der Zehn, im rechten und im linken Mittelfeld.
Zuletzt wirkte Ljubicic nicht mehr so überzeugend wie lange Zeit in der Hinrunde, und er selbst empfand dies auch so. “Ich war nicht mit mir zufrieden, habe nicht die Leistungen gezeigt, wie im letzten Jahr”, sagte Ljubicic, der zu den ballsichersten und passstärksten Kölnern gehört, durch seine Spielintelligenz in vielen engen Situationen Lösungen findet und zudem zu den Schnellsten im FC-Kader gehört. Qualitäten, die auf vielen Positionen gebraucht werden.
Auch Özcan musste seine Position erst finden
Doch Ljubicic sieht sich selbst im Zentrum, am ehesten im defensiven Mittelfeld. “Ich habe längere Zeit auf der Sechs gespielt, daher würde ich diese Position sagen”, meinte der 24-Jährige, der über einen Vertrag bis 2025 verfügt und ohne Ablöse von Rapid Wien nach Köln gekommen war. Steffen Baumgart hingegen gab am Donnerstag zu, dass Ljubicic “auf einer sehr offensiven Position spielt” – und damit auch die Lücken füllt, die der Kader gerade auf den Außenbahnen aufweist, auf die Ljubicic immer wieder ausweichen muss.
Dieses Schicksal erlebte schon Salih Özcan in der Vergangenheit beim 1. FC Köln. Der zentrale Mittelfeldspieler war in seinen ersten Profijahren beim FC immer wieder im Mittelfeld hin- und hergeschoben worden, ehe er sich erst im Herbst 2021 durch den Ausfall von Ellyes Skhiri auf der Sechs etablieren und festspielen konnte. Auf diese Entwicklung muss Ljubicic noch warten, aktuell spielt er dort, wo er gebraucht wird. Vor allem im rechten Mittelfeld.
Baumgart mit viel Lob für Ljubicic
Baumgart jedoch sieht Ljubicic längst nicht so kritisch wie der Spieler selbst. Der FC-Trainer zeigte sich “über ganz weite Strecken mit ihm zufrieden” und lobte die Entwicklung des Österreichers. “”Wenn er mit seinen Leistungen nicht ganz zufrieden ist, sehe ich das etwas anders. Ich finde ihn richtig gut, er bringt gute Leistungen. Die Konstanz, die er sich selbst wünscht, erarbeiten wir uns.” Womöglich kommt diese aber erst im kommenden Jahr, wenn sich auf der Sechs personell etwas tun könnte – durch den erwarteten Abgang von Ellyes Skhiri.
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