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Beim FC gibt es Millionen-Verträge nicht mehr geschenkt

Thomas Kessler und Philipp Türoff. (Foto: Bucco)
Thomas Kessler und Philipp Türoff. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln befindet sich sportlich in der komfortablen Situation, bereits Anfang März den Kader der nächsten Saison planen zu können. Doch finanziell sind den Geißböcken die Hände gebunden. Das bekommen auch die Spieler zu spüren, die glauben, sich für einen neuen Vertrag beim FC empfohlen zu haben. Beide Seiten müssen erkennen: In Zukunft muss es beim FC vor allem um eines gehen, und das ist eine leistungsgerechte Bezahlung. Eine kommentierende Analyse.

Dass Anthony Modeste wieder zu großer Form aufgelaufen ist, ist für den 1. FC Köln ein Glücksfall. Einerseits sportlich, weil der Mittelstürmer die Erfolgsgarantie schlechthin in dieser Saison ist. Andererseits auch finanziell, denn in den zweieinhalb Jahren zuvor seit seiner Rückholaktion war sein Multimillionen-Gehalt, mit Verlaub, rausgeschmissenes Geld gewesen. Modeste hatte kassiert, ohne eine Gegenleistungen zu erbringen. Jetzt, so heißt es intern beim FC, spielt er wieder so, wie man es bei seinem Gehalt auch erwarten kann.

Beispiel 1: Anthony Modeste

Was aber nicht bedeutet, dass Modeste unter allen Umständen beim FC bleiben wird. Denn 3,5 Mio. Euro sind für den 1. FC Köln einfach nicht mehr zu bezahlen. Das weiß der Klub, das weiß im Übrigen auch der Spieler. Die Frage ist, ob der Spieler ein deutlich geringeres Gehalt für einen Anschlussvertrag akzeptieren würde oder entscheiden wird, sich einem anderen Klub anzuschließen, wo er auch im hohen Fußballer-Alter noch einmal richtig Kasse machen kann.

Die Lobbyisten für seinen Zwecke bringen sich und den Spieler seit Wochen öffentlich in Stellung. Selbst Armin Veh ist es nicht zu peinlich, noch mal in den medialen Ring zu steigen. Doch Modeste selbst gilt als Fußballer, der zwar seinen Wert kennt, aber auch sehr wohl einschätzen kann, dass er im April 2023 kurz vor Ende seines Vertrags 35 Jahre alt wird. Er sagte selbst, er sei nicht mehr die Zukunft des 1. FC Köln. Und somit muss auch klar sein: Ein neuer Multimillionen-Vertrag macht aus FC-Sicht keinen Sinn mehr.

Beispiel 2: Marco Höger

Es gibt wiederum andere Spieler, die noch immer der Meinung sind, sie hätten das Recht, trotz der Corona-Pandemie dick am Kuchen mitverdienen zu dürfen. Marco Höger überraschte im Sommer 2021 nach seinem ausgelaufenen Fünf-Jahres-Vertrag beim FC mit der Aussage: „Eigentlich war es mein Ziel, noch zwei, drei Jahre länger beim FC zu spielen.” Man bekäme ja bei anderen Klubs mit, “dass verdiente Spieler, die ein gewisses Alter erreicht haben, noch Verträge für ein, zwei Jahre bekommen – was leider bei mir dann nicht der Fall war.”

Zur Erinnerung: Höger hatte es in seiner letzten FC-Saison noch auf gerade vier Kurzeinsätze über insgesamt 111 Spielminuten gebracht. Und trotzdem hatte der Routinier die Erwartung an den finanziell in Schieflage geratenen FC gerichtet, einen weiteren Vertrag zu bekommen. Es sind solche Äußerungen, die die Fußballfans im ganzen Land daran zweifeln lassen, ob so mancher Fußballer bereits verstanden hat, was sich durch die Pandemie und die riesigen Verluste der Klubs verändert hat und wer die Zeche zahlt, damit die Herren Millionäre weiter abkassieren können.

Beispiel 3: Ostrak, Schaub und J. Horn

Der 1. FC Köln hat angekündigt, daran wirklich und nachhaltig etwas verändern zu wollen. Diese Erkenntnis reifte in den letzten Monaten durch die dramatischen Verluste einerseits und die verhängnisvollen Alt-Verträge andererseits. Weiterhin soll zwar der sportliche Ertrag eines Spielers durch ein entsprechendes Gehalt belohnt werden. Allerdings soll das Gehalt auch andersherum den sportlichen Leistungen entsprechen – und dafür muss der Spieler selbst sorgen. Das Stichwort: leistungsbezogene Verträge mit geringeren Grundgehältern und höheren Prämien im Erfolgsfall.

Der FC will dieses Konzept bei allen neuen Verträgen durchsetzen. Nicht mit einer viel kolportierten Gehaltsobergrenze, denn diese ist unrealistisch und würde den FC auf dem Transfermarkt nachhaltig ins Hintertreffen bringen. Sehr wohl aber soll der Gehaltswahnsinn aus den fetten Schmadtke- und vor allem Veh-Jahren ein Ende haben, wo jeder zweitklassige Kicker für die Bundesliga ein Millionen-Gehalt hinterher geworfen bekommen hatte.

Diesen Einschnitt bekommen nun die ersten Gesprächspartner zu spüren. Und zwar jene Spieler, deren Verträge im Sommer auslaufen. Tomas Ostrak hat bereits erklärt, dass er den ihm angebotenen Vertrag nicht unterzeichnen und den Klub im Sommer verlassen wird. Thomas Kessler hat den Abgang bestätigt. Auch Louis Schaub hat bereits ein FC-Angebot abgelehnt. Und das, obwohl der Österreicher bereits im Sommer 2021 vor seiner Leihe in die Schweiz zu spüren bekommen hatte, wie schwer es sein kann, in diesen Zeiten einen neuen Klub mit anständiger Gehaltsstruktur zu finden. Denn, mit Verlaub, beim FC wird auch künftig kein Profi am Hungertuch nagen müssen. Derweil wird Jannes Horn voraussichtlich überhaupt kein Angebot vom FC vorgelegt bekommen.

Beispiel 4: Kainz und Schmitz

Und dann wären da noch Florian Kainz und Benno Schmitz. Der Österreicher soll laut BILD mit einem vorgelegten FC-Angebot von 800.000 Euro Grundgehalt unzufrieden sein. Aktuell soll er noch rund 1,5 Mio. Euro pro Jahr verdienen. Kainz war fraglos in den letzten Monaten Stammspieler beim FC, und dass die Geißböcke verlängern wollen, ist bekannt. Doch Kainz wird im Oktober 30, und nach seinem schweren Knieschaden ist unklar, bei welchen Klubs auf welchem sportlichen Niveau der Spieler zu welchen Konditionen unterkommen würde. Derzeit scheint der 29-Jährige noch optimistisch, dass seinem Berater weitere lukrative Angebote auf den Schreibtisch flattern werden. Dass er diese zunächst prüfen möchte, ist legitim.

Der einzige FC-Spieler in guter Verhandlungsposition ist allerdings ein gewisser Benno Schmitz. In der Vergangenheit konnten sich Spieler mit auslaufenden Verträgen, die halbwegs anständige Saisons spielten, praktisch aussuchen, wohin sie wechseln wollten. Heute können sie froh sein, wenn sie überhaupt ein neues Vertragsangebot ihres Klubs bekommen. Schmitz ist da eine Ausnahme, denn kein Spieler beim FC hat sich derart entwickelt wie der Rechtsverteidiger. Und so ist dieser wohl auch der Einzige, bei dem sich die Geißböcke finanziell strecken werden. Alle anderen können entscheiden: Nehmen sie das Angebot des FC an oder versuchen sie es woanders? Der FC würde ihnen dann nur nachrufen: Viel Glück bei der Suche nach einem Klub, der besser zahlt und eine bessere Perspektive bietet.

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