Mathias Olesen hat im vergangenen Jahr den Sprung von der U21 zu den Profis des 1. FC Köln geschafft und wurde sogar mit der Nominierung für die luxemburgische A-Nationalmannschaft belohnt. Im Interview mit dem GEISSBLOG erklärt der 21-Jährige, warum er eigentlich gar nicht damit gerechnet hatte und wie er die vergangenen zwölf Monate erlebt hat.
Das Interview führten Sonja Eich und Marc L. Merten
Herr Olesen, Sie haben im vergangenen Jahr viel erlebt: Bundesliga-Debüt, Profi-Vertrag, Nominierung für die A-Nationalmannschaft von Luxemburg. Können Sie die letzten zwölf Monate noch einmal aus Ihrer Sicht Revue passieren lassen?
„Das letzte Jahr war wirklich ganz wild für mich. Ich habe bei der U21 angefangen und nicht mal gedacht, dass ich dort Stammspieler sein würde. Ich habe im Training immer alles gegeben und im ersten Spiel direkt von Anfang an gespielt und letztlich auch viele Spiele hintereinander gemacht. Gegen Rot-Weiß Ahlen habe ich dann sogar dreifach getroffen und durfte anschließend bei den Profis mittrainieren. Das ist gut gelaufen und nach dem Winter wurde ich fest hochgezogen. Mein Bundesliga-Debüt im März war dann wirklich geil.“
Und das ausgerechnet vor 50.000 Zuschauern gegen Borussia Dortmund beim Stand von 1:1.
„Genau. Ich hätte nicht gedacht, dass der Trainer mich wirklich einwechseln würde. Es war richtig schön und zeigt mir, dass er auf mich setzt. Ich war schon ziemlich nervös beim Aufwärmen, weil ich da schon gemerkt habe, dass ich eventuell reinkommen könnte. Schließlich war ich der einzige Sechser, der noch im Kader stand und wir wollten auf zwei defensive Mittelfeldspieler umstellen. Als ich reingekommen bin, war dann alles okay.“
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie für die Profis ein Thema werden könnten?
„Als ich das erste Mal mitten in der Saison mittrainieren durfte. Normalerweise dürfen sich die jungen Spieler ja in den Länderspielpausen zeigen. Aber ich bin meist ja selbst mit der Nationalmannschaft von Luxemburg unterwegs. Nicht viele Spieler werden in einer normalen Trainingswoche hochgezogen. Da habe ich schon gemerkt, dass sie mich fest wollen. Als das Vertragsangebot im Winter gekommen ist, war ich einfach nur froh.“
Sie haben dann bis 2025 verlängert. Wie liefen die Gespräche?
„Ganz ehrlich: Ich habe nicht erwartet, dass ich einen Profi-Vertrag angeboten bekomme. Kurz vor Weihnachten hat mich der FC dann kontaktiert und meinem Berater gesagt, dass sie mit mir verlängern wollen. Das hätte ich niemals gedacht.“
Aber Ihr Ziel war es doch sicherlich, Fußballprofi zu werden?
„Ja, natürlich. Ich hätte aber nicht gedacht, dass es sofort beim 1. FC Köln passieren würde. Ich dachte, ich müsste vorher noch ein paar Schritte gehen – vielleicht über eine Leihe.“
Ist eine Leihe denn womöglich nach wie vor eine Option oder sind Sie für die kommende Saison fest im Profikader eingeplant?
„Bis jetzt ist klar besprochen, dass ich beim FC bleibe. Ich werde um meine Position kämpfen. Es kann im Transferfenster natürlich immer etwas passieren. Aber Stand jetzt werde ich im Training mein Bestes geben und versuchen, mich anzubieten.“
Inzwischen haben Sie 14 Minuten in der Bundesliga gesammelt. Wie würden Sie selbst ihren Spielstil beschreiben?
„Ich bin ein ganz einfacher Spieler. Ich mache keine Tricks, die kann ich auch nicht (lacht). Im Spiel bin ich vielleicht nicht so auffällig, aber ich kann viel laufen. Ich glaube, ich passe ganz gut zum System vom Trainer, weil er auch gerne einfachen Fußball sehen will.“
Salih Özcan hat den Verein verlassen, dafür sind Eric Martel und Denis Huseinbasic dazu gekommen. Zudem stehen mit Dejan Ljubicic und Ellyes Skhiri zwei erfahrene Spieler auf ihrer Position im Kader. Wie sehen Sie den Konkurrenzkampf auf der Sechs?
„Denis und Dejo sind vielleicht eher Achter. Eric ist ein klarer Sechser. Die Konkurrenz bedeutet für mich einfach, dass ich im Training gut performen muss. Bislang habe ich auch erst anderthalb Trainings mitgemacht, deshalb ist das für mich noch schwer zu sagen.“
Sind Sie selbst denn der klassische Sechser?
„Ich kann auf mehreren Positionen spielen. In der U21 habe ich auch häufig in der Innenverteidigung gespielt. Am wohlsten fühle ich mich aber auf der Sechs und der Acht. Diese Position habe ich auch bei der Nationalmannschaft gespielt.“
Wie lief denn Ihr Debüt für die A-Nationalmannschaft von Luxemburg?
„Das war im November vergangenen Jahres in Aserbaidschan. Wir haben mit 2:1 geführt und ich sollte eingewechselt werden. Dann ist aber das 3:1 gefallen und ich hatte etwas mehr Ruhe (lacht). Insgesamt ein richtig schöner Moment, aber an das Bundesliga-Debüt zuhause gegen Dortmund kommt das nicht ran.“
Dabei sind Sie eigentlich in Dänemark geboren und haben dort die ersten sechs Jahre Ihres Lebens verbracht. Wie kam es zu dem Umzug nach Luxemburg?
„Mein Vater ein Jobangebot bei einer Bank in Luxemburg bekommen. Es war eigentlich geplant, dass wir für drei Jahre in Luxemburg bleiben. Aber es hat uns so gut gefallen, dass wir geblieben sind. Meine Eltern leben immer noch dort und ich bin dann mit 18 Jahren nach Köln gezogen. Ich bin also ein dänischer Luxemburger.“
War es dann zwischenzeitlich auch eine Überlegung, für Dänemark zu spielen?
„Das hätte ich machen können. Aber ich habe in der Jugend immer bei Luxemburg gespielt und habe mich deshalb auch dafür entschieden. Ohne Luxemburg wäre ich auch niemals nach Köln gekommen.“
Das heißt, Sie wurden auch bei der Nationalmannschaft von den FC-Scouts entdeckt?
„Nein, das war bei Eintracht Trier. Ich hatte auch bei anderen Vereinen Probetrainings absolviert. Mein Trainer in Trier hat dann aber gesagt, dass er einen FC-Scout kennt und ihm Videos von mir schicken kann. Da habe ich natürlich gesagt: Ja klar, mach‘ das direkt (lacht). Daraufhin wurde ich zum Probetraining eingeladen. Allerdings hat der FC zunächst gesagt: ‚Du bist gut‘, aber ich wurde nicht direkt verpflichtet, erst musste ich nochmal für eine Woche kommen. Dann war es aber soweit.“
Von den Verantwortlichen heißt es, Sie hätten im vergangenen Jahr einen großen Sprung gemacht. Haben Sie selbst gemerkt, dass sich bei Ihnen etwas verändert hat?
„Vielleicht bin ich selbstbewusster auf dem Platz geworden. Das kommt auch über die Spielpraxis. Da fühlt man sich wohler. Ich habe mich tatsächlich in 2021 fußballerisch weiterentwickelt. Und bislang läuft 2022 auch nicht so verkehrt.“
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