Steffen Baumgart muss mit Gelb-Rot vom Platz. (Foto: Screenshot RTL+)

Steffen Baumgart muss mit Gelb-Rot vom Platz. (Foto: Screenshot RTL+)

Baumgarts kurze Zündschnur: Welche Folgen hat der Platzverweis?

Muss der 1. FC Köln im ersten Gruppenspiel der UEFA Europa Conference League auf Steffen Baumgart verzichten? Unmittelbar nach dem 3:0-Sieg der Geißböcke beim Fehérvár FC waren sich die Kölner Verantwortlichen hinsichtlich der Konsequenzen für den Platzverweis des FC-Trainers unsicher. Die UEFA-Regularien sind nicht eindeutig.

Aus Székesfehérvár berichtet Sonja Eich

Erst trug er Rot, dann sah er Rot – und jubelte hinterher doch. Steffen Baumgart ist am Donnerstagabend in Székesfehérvár in der Nachspielzeit mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden. Der Trainer des 1. FC Köln konnte hinterher allerdings wieder lachen und in seinem durchgeschwitzten roten Shirt vor der Roten Wand aus FC-Fans feiern.

Wenige Minuten zuvor hatte es noch anders ausgesehen. Da hatte Baumgart seine Mütze vom Kopf gerissen und hatte wild schimpfend sich erst an den Vierten Offiziellen und dann an den Schiedsrichter gewandt. Referee Ali Palabiyik aus der Türkei hatte in der 90. Minute zweimal innerhalb weniger Sekunden an nahezu derselben Stelle – an der linken Eckfahne in der Hälfte des Fehérvár FC – zugunsten der Heimmannschaft entschieden. Mindestens einmal zu Unrecht.

Zwei fast identische Szenen führen zum Platzverweis

Bei der ersten Aktion war Jonas Hector, augenscheinlich auf einen Einwurf, einen Eckball oder ein Foul aus, mit dem Ball in Richtung Eckfahne marschiert und von seinem Gegenspieler von hinten umgeschubst worden. Schon bei dieser Aktion hatte Baumgart gestikulierend einen Freistoß gefordert. Dann aber eroberte Mathias Olesen den Ball und wollte ebenfalls an derselben Stelle etwas für den FC herausholen. Sein Gegenspieler spielte den Ball durch die Beine des Kölners ins Seitenaus – doch Palabiyik entschied auf Einwurf für Fehérvár.

Zu viel für Baumgart: Seine Mütze vom Kopf gerissen schimpfte er in Richtung des türkischen Schiedsrichter-Gespanns. In kurzer Abfolge bekam er daraufhin die Gelbe und dann die Gelb-Rote Karte unter die Nase gehalten. Baumgart musste die letzten Minuten des Spiels von der Tribüne aus verfolgen, durfte erst nach Schlusspfiff wieder auf den Rasen, seine Spieler umarmen und vor der Gästekurve mit den 3.000 mitgereisten FC-Fans den Einzug in die Gruppenphase feiern.

Die sind mir da zu schnell angepisst

Steffen Baumgart

“Ich war nicht ganz einverstanden mit der Einwurf-Entscheidung”, sagte Baumgart hinterher und gestand: Der FC-Trainer muss sich daran gewöhnen, dass man ihn auf der nationalen Bühne kennt – und versteht -, auf europäischer Bühne mit internationalen Schiedsrichtern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, aber nicht. “Ich muss mich daran gewöhnen, dass international überhaupt nichts mehr erlaubt ist. In der Bundesliga kann man ja wenigstens nochmal reden. International ist das nicht so”, klagte der 50-Jährige. “Die sind mir da zu schnell angepisst.”

In der Sache sah sich Baumgart auf der richtigen Seite. Die Konsequenz war hingegen der Platzverweis. “Du musst schon erkennen, was ein Einwurf ist”, sagte Baumgart. “Ganz ehrlich, wir sind hier beim Fußball. Er hat sich wahrscheinlich bedroht gefühlt. Keine Ahnung. Die Entscheidung war falsch, das habe ich ihm gesagt, dann habe ich Gelb bekommen und direkt Gelb-Rot. Es tut mir natürlich leid.”

Ein Spiel Sperre – oder doch nicht?

Christian Keller nahm den FC-Trainer hinterher in Schutz. “Er hat vor dem Spiel schon gesagt, dass seine Zündschnur kurz ist und gefragt, ob sie ihm jemand länger machen kann”, sagte der Sportchef schmunzelnd. “Sie hat fast bis zum Schluss gehalten. Das muss man ihm heute nachsehen.” Im ersten Moment gingen Keller und viele andere davon aus, dass die Gelb-Rote Karte Konsequenzen haben werde. “Ich gehe davon aus, dass er für ein Spiel gesperrt wird.” Dann würde Baumgart das erste Gruppenspiel der Conference League im September verpassen.

Die UEFA-Regularien für die Conference League sind in Kapitel IX zum Disziplinarrecht und -verfahren nicht eindeutig. In 52.01 heißt es zunächst: “Grundsätzlich ist ein des Feldes und/oder der unmittelbaren Umgebung, einschließlich der Technischen Zone, verwiesener Spieler bzw. Mannschaftsoffizieller automatisch für das nächste Spiel eines UEFA-Klubwettbewerbs gesperrt.” Damit müsste Baumgart zweifellos im ersten Gruppenspiel von der Tribüne aus zuschauen.

In Artikel 52.04 heißt es aber weiter: “Ausnahmsweise verfallen alle Verwarnungen und unverbüßten Gelbsperren mit dem Ende der Playoffs. Sie werden nicht in die Gruppenphase übernommen.” Damit sind aber womöglich nur Gelbe Karten (“Verwarnungen”) gemeint. Der Begriff “Platzverweis”, in anderen Paragraphen mit diesem Wort explizit erwähnt, ist darin nicht eingeschlossen. Und so könnte es durchaus sein, dass Baumgart in der Tat für ein Spiel gesperrt werden wird.

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