Der 1. FC Köln ist mit einem herben Dämpfer in die Playoffs zur Conference League gestartet. Im Heimspiel gegen Fehérvar FC unterlagen die Geißböcke trotz früher Führung mit 1:2 (1:2). Der Grund: Nach einer dominanten Anfangsphase flog Jeff Chabot nach einer Notbremse mit Rot vom Platz. Die Geißböcke verloren zwischenzeitlich komplett den Faden, und auch eine starke zweite Halbzeit brachte nicht mehr den Ausgleich. So droht dem FC in einer Woche in Ungarn das Aus noch vor der Gruppenphase.
Aus Müngersdorf berichten Sonja Eich und Marc L. Merten
Der 1. FC Köln wollte sich mit einem Ausrufezeichen auf der europäischen Bühne zurückmelden und die letzte Stufe vor der Gruppenphase der Conference League nehmen. Gegen Fehérvár FC vor einer beeindruckenden Kulisse mit ausverkauftem Haus und einer Südkurve, die nach einem Fan-Aufruf komplett in Rot getaucht war, hatte Steffen Baumgart Vollgas-Fußball versprochen und auf große Wechselspiele verzichtet. Pedersen für Martel, Hector auf der Sechs, Schmitz wieder hinten rechts – das waren die einzigen Veränderungen zum Leipzig-Spiel. Es wurde ein denkwürdiger Abend – aber nicht so, wie es sich die Geißböcke vorgestellt hatten.
Moment des Spiels
In der 20. Minute sah nichts danach aus, als könne dieser Abend für den 1. FC Köln gefährlich werden. Der FC dominierte Fehérvár, führte völlig verdient mit 1:0 und ließ hinten noch gar nichts zu. Dann flog ein Ball über die FC-Abwehr hinweg, sodass Jeff Chabot gegen Palko Dardai in den Zweikampf musste. Das Problem: Der Innenverteidiger kam zu spät – als letzter Mann. Obwohl Ellyes Skhiri noch in der Nähe gewesen war, entschied Schiedsrichter Tiago Martins auf Notbremse und zeigte Chabot die Rote Karte. Der FC war fortan 70 Minuten in Unterzahl – und das Spiel drehte sich komplett.
Die Tore
In der 14. Minute wackelte Müngersdorf (nicht) zum ersten Mal an diesem Abend. Marvin Schwäbe brachte den Ball mit einem Schlag von der Grund- an die Mittellinie. Dort störte Florian Dietz seinen Gegenspieler beim Kopfball, Jan Thielmann köpfte zu Dejan Ljubicic und dieser nahm den Ball technisch wunderbar an und mit. Sofort passte der Österreicher in den Lauf des nun gestarteten Dietz. Und der Mann, der vor wenigen Monaten noch Regionalliga spielte, legte sich den Ball am Gegenspieler vorbei und lief plötzlich allein auf das ungarische Tor zu. Der 24-Jährige guckte sich Torhüter Kovacs aus und schob lässig ins kurze Eck zur 1:0-Führung ein. Nach seinem Bundesliga-Debüt und seinem Debüt-Tor in Leipzig auf nationaler Ebene war es nun sein Debüt-Tor im Debüt-Spiel auf internationaler Ebene.
Doch lange dauerte die Freude nicht an. Erst die Rote Karte gegen Chabot, dann wendete sich das Blatt – und in der 32. Minute glich Fehérvár aus. Eine Minute zuvor hatten die Geißböcke schon Glück gehabt, dass Bamgboye nach einem langen Ball völlig frei vor Schwäbe überhastet am Tor vorbeischoss. Doch dann flankte Nego von der rechten Seite in den Fünfmeterraum. Timo Hübers konnte Budu Zivzivadze nicht folgen und der Torjäger der Ungarn köpfte über Schwäbe hinweg an die Unterkante der Latte und von dort ins Tor zum 1:1-Ausgleich.
Doch es kam noch schlimmer: In der 40. Minute schwieg plötzlich ganz Müngersdorf. Viel zu einfach überspielten die Ungarn das Kölner Mittelfeld, ein Pass aus der Zentrale in die Tiefe reichte, Pedersen konnte Dardai nicht folgen und dieser jagte den Ball aus 13 Metern unhaltbar mit links in den Winkel. Der 1:2-Rückstand und der Schock für den FC, der bis zur Roten Karte noch die in allen Belangen dominierende Mannschaft gewesen war. So ging es in die Halbzeitpause.
Nach der Pause schien es dann plötzlich, als spiele nicht der FC, sondern die Ungarn in Unterzahl. Die Geißböcke hatten sich endlich auf die neue Situation eingestellt und schnürten den Gegner wieder in dessen Hälfte ein. Fehérvár kam praktisch nicht mehr zu Offensivaktionen, doch alle Bemühungen der Geißböcke brachten nicht den erhofften Erfolg. So blieb es nach 90 Minuten beim enttäuschenden 1:2 im Hinspiel um den Einzug in die Gruppenphase.
Fazit
Nach den ersten beiden Spieltagen, die der FC jeweils in Überzahl bestritten hatte, riss am Donnerstag eine Rote Karte für den FC die Geißböcke aus allen Europa-Träumen. Was für eine harte Landung nach der Euphorie vor dem Anpfiff und der frühen Führung durch Dietz: Der FC ließ sich in Unterzahl viel zu einfach ausspielen, stand nicht kompakt, sondern bot den Ungarn viel Platz, um Ball und Gegner laufen zu lassen. In bemerkenswert schwachen 25 Minuten taumelte die Baumgart-Elf ohne jede Idee, wie sie sich aus der Umklammerung der nun aufspielenden Ungarn lösen konnten.
Umso erstaunlicher war die Leistung nach der Pause, in der die Geißböcke den Gegner phasenweise nicht einmal mehr aus dessen Hälfte ließ. Jedoch blieben die großen Torchancen aus, und so blieben nach 90 Minuten enttäuschte FC-Spieler und geschockte Fans auf den Rängen zurück. Die Südkurve skandierte nach der Niederlage: “Auswärtssieg!” Und genau diesen braucht der FC jetzt auch in einer Woche. Sonst endet der Europa-Traum, noch ehe er so richtig begonnen hat.
Schema
So spielte der FC: Schwäbe – Schmitz, Hübers, Chabot, Pedersen – Skhiri, Hector – Thielmann, Ljubicic, Kainz – Dietz
Tore: 1:0 Dietz (14.), 1:1 Zivzivadze (32.), 1:2 Dardai (40.)
Bes. Vorkommnisse: Rote Karte für Jeff Chabot (20.)
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