Florian Kainz im Zweikampf mit Salih Özcan. (Foto: IMAGO / RHR-Foto)

Florian Kainz im Zweikampf mit Salih Özcan. (Foto: IMAGO / RHR-Foto)

Laufstark und hart am Gegner: Talentfreie Tugenden schlagen individuelle Klasse

Der 1. FC Köln muss sich in der Bundesliga vor keinem Gegner verstecken. Mögen die Geißböcke individuell nicht zu den am stärksten besetzten Teams der Liga gehören, ist der FC im Kollektiv nur schwer zu bezwingen. Das Spiel gegen Borussia Dortmund war dabei das beste Beispiel.

Wie viel wert ist eine mit zahlreichen Topstars besetzte Mannschaft aktuell in der Bundesliga noch? Blickt man zur Zeit auf die Tabelle, thronen mit Union Berlin und dem SC Freiburg zwei Teams ganz oben, die von ihrer Kaderqualität sicherlich nicht mit den Bayern, dem BVB, RB Leipzig oder Bayer 04 Leverkusen mithalten können. Dennoch überzeugen beide Mannschaften Woche für Woche mit leidenschaftlichem und auch gutem Fußball.

Zu jenen Mannschaften gehört nicht erst seit dieser Saison auch der 1. FC Köln. Das hat nicht nur der 3:2-Erfolg gegen Borussia Dortmund am vergangenen Samstag gezeigt. Zwar darf nicht vergessen werden, dass den Dortmundern einige ihrer Top-Stars gefehlt hatten. Dennoch standen in Müngersdorf auf Dortmunder Seite elf Spieler mit einem Gesamtmarktwert (laut Transfermarkt.de) von 290 Mio. auf dem Platz. Zum Vergleich: Der gesamte Kaderwert des 1. FC Köln wird nur mit 90 Mio. angegeben. Gegen den BVB standen mit den ersten elf Spielern 56,3 Mio. davon zu Beginn auf dem Platz.

FC überzeugt in den talentfreien Tugenden

Dass die alte Fußballerweisheit, Geld schießt nicht immer Tore, nicht immer von der Hand zu weisen ist, hat auch Dortmund am Samstag zu spüren bekommen. Bestes Beispiel: Während Anthony Modeste, im Sommer für etwas über fünf Millionen Euro vom FC zum BVB gewechselt, kaum ins Spiel eingebunden war und keine wirkliche Torchance hatte, traf Steffen Tigges für die Kölner, der vergleichsweise günstig vor der Saison den anderen Weg gewählt hätte.

Viel entscheidender als individuelle Qualität ist, zumindest auf den FC bezogen, die mannschaftliche Geschlossenheit, das “Kollektiv”, wie Steffen Baumgart es nennt. Dabei kommt es dennoch auf jeden einzelnen Spieler an. Denn macht nur einer im Mannschaftsgefüge einen Schritt zu wenig, fällt das gesamte System in sich zusammen. Julian Nagelsmann nennt es den “talentfreien Bereich”: Laufbereitschaft, Zweikampfhärte und den absoluten Willen, bis an die Grenzen und darüber hinaus zu gehen.

BVB kennt FC-Qualitäten – aber kann sie nicht verhindern

Beim 1. FC Köln sind diese Tugenden zweifelsfrei bei allen Spielern vom Trainerteam eingeimpft worden. Gegen Dortmund liefen die Kölner 121 Kilometer und stehen damit nach wie vor hinter Union Berlin auf dem zweiten Platz der Lauftabelle. Die Dortmunder, die in der Schlussphase gegen die drohende Niederlage angerannt waren, kamen derweil nur auf 116 Kilometer. Zudem haben die Kölner hinter den Bayern die zweitmeisten gewonnen Zweikämpfe der Liga. Dabei ist der FC stets unangenehm und hart an seinen Gegnerspielern: Hinter Mainz und Union stehen bei den Kölnern die drittmeisten Fouls der Liga – haben gleichzeitig aber nur die zehntmeisten Gelben Karten gesehen.

Bei den Dortmundern war man derweil auf das intensive Spiel des FC vorbereitet. Unterbinden konnten sie es aber dennoch nicht. Geschweige denn, Lösungen finden, um den Kölnern über 90 Minuten weh zu tun. “Wir wussten, dass Köln bereit ist viel zu laufen. Wir wollten die Wege für Köln so weit wie möglich werden lassen”, resümierte Trainer Edin Terzic nach dem Spiel und erklärte, was seiner Mannschaft gefehlt habe: “Aber wenn es dann nur noch drei, vier Schritte zum Zweikampf sind, dann müssen wir die Bereitschaft haben, dagegen zu halten. Das hatten wir nicht.”

Steffen Baumgart hingegen konnte mehr als zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft sein. Angesprochen auf die einmal mehr starke Leistung von Florian Kainz, wollte der FC-Trainer nicht darauf eingehen. Dem 50-Jährigen widerstrebt ist, einzelne Spieler hervorzuheben. Stattdessen wiederholte Baumgart: “Als Mannschaft, als Kollektiv sind wir niemandem unterlegen.” Im Gegenteil: Vielmehr ist der FC damit den meisten Teams überlegen.

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