Steffen Baumgart und Christian Streich an der Seitenlinie in Freiburg. (Foto: IMAGO / Eibner)

Steffen Baumgart und Christian Streich an der Seitenlinie in Freiburg. (Foto: IMAGO / Eibner)

Baumgarts Bier mit Streich: “Vielleicht komme ich auch mal dahin”

Christian Streich und Steffen Baumgart schätzen sich. Die Trainer des SC Freiburg und des 1. FC Köln trafen am Sonntag aufeinander und hatten unabhängig vom Spielausgang viel Freude am Wiedersehen. In der Natur der Sache lag, dass der Kölner nach dem 0:2 seiner Mannschaft dennoch angefressen war – und deshalb erst einmal ein Bier brauchte.

Nach dem Spiel hatten Steffen Baumgart und Christian Streich nur noch einen Wunsch. „Wir haben uns auf ein Bier verabredet“, verriet Baumgart. „Und ich gehe davon aus, dass ich auch eins kriege.“ Ein Blick auf die vom Freiburger Getränkepartner ausgestellten Flaschen auf dem Tisch vor ihm überzeugte ihn jedoch noch nicht. „Wenn’s geht, was Kaltes“, kommentierte der FC-Coach mit einem Lächeln.

Baumgart hatte zu dieser Zeit seinen Humor wiedergefunden. Während des Spiels jedenfalls hatte der 50-Jährige nur wenig zu lachen. Seine Spieler waren dem SC Freiburg nicht gewachsen gewesen, vor allem nicht mental. Zwar wollte der FC-Coach hinterher „keine Ausreden“ für körperliche und geistige Müdigkeit suchen. Doch man musste sich nur die beiden Gegentore und die beiden Auftaktminuten der Halbzeiten anschauen und konnte zu keinem anderen Schluss kommen: Der FC war am Sonntag in so mancher Situation überfordert.

Freiburgs Aufstieg – unaufhaltsam?

Der Ausflug nach Freiburg konnte dem FC in vielerlei Hinsicht nicht gefallen. Und war durchaus schmerzhaft, führte der Sport-Club den Kölnern doch eindrucksvoll vor, wie groß der Unterschied zwischen dem SC und dem FC inzwischen ist. Während Köln mit fast 90 Millionen Euro Umsatzverlusten kämpft, hat Freiburg rund 80 Millionen Euro Eigenkapital angehäuft, trotz Corona.

Seit Jahren verkaufen die Streich-Jünger einen Star nach dem nächsten für viel Geld, holen dafür junge Spieler oder Nationalspieler ablösefrei (Ginter). Das neue Stadion, in dem der FC am Sonntag erstmals spielte, ist ein Paradebeispiel für die außergewöhnliche Arbeit im Breisgau. Der Trainer hat die Mannschaft über ein Jahrzehnt geformt. Sie folgt ihm blind. Inzwischen ist eine Europa-Qualifikation genauso wenig eine Überraschung wie der Gruppensieg in der Europa League und Platz zwei in der Liga.

Ich bin ähnlich stolz auf meine Mannschaft wie Christian auf seine

Steffen Baumgart

„Ich könnte eine Lobeshymne auf Freiburg anstimmen“, sagte Baumgart hinterher. „Freiburg springt genauso hoch, wie sie müssen. Sie gehen nie unverdient als Sieger vom Platz. Die Jungs erfüllen ihre Aufgaben.“ Baumgart sei sich sicher, dass „ich ähnlich stolz auf meine Mannschaft bin wie Christian auf seine“.

Nur zu gerne würde Baumgart mit dem FC den Weg der Freiburger und von Union Berlin gehen. Drei Teams, die die Großen ärgern. Doch der FC ist noch weit hinten dran, hat gerade erst mit den Umbauarbeiten begonnen. Freiburg ist um Jahre voraus. Einzig unklar ist, was passiert, wenn Streich einmal nicht mehr weitermachen will. Auch deswegen hofft der FC, Baumgart auf viele Jahre halten zu können, um genau dieses Problem nicht zu haben.

Was Baumgart von Streich abschauen will

Streich nannte Baumgart im letzten Jahr mal einen „Sumo-Ringer an der Seitenlinie“ wegen dessen Körperhaltung. Auch am Sonntag legte der FC-Coach wieder viele Kilometer zurück, seine Pfiffe hallten ständig durch das Europa Park Stadion. Auch Streich stand die gesamten 90 Minuten, dirigierte, machte und freute sich am Ende über den Sieg. Was ihm anschließend als Tränen der Freude ausgelegt wurde, waren nur rote Augen durch den Wind im Stadion.

„Ich bin gar nicht mehr so emotional“, sagte Streich hinterher. „Damals als U19-Trainer hättet ihr mich erleben müssen. Damals war emotional. Heute hebe ich ja nur noch hier und da mal den Arm.“ Baumgart konterte trocken: „Vielleicht komme ich da auch mal hin.“ Alle lachten, auch Baumgart selbst. Trotz des 0:2 und trotz der Lehrstunde, die der gesamte FC, nicht nur die Spieler, am Sonntag erhalten hatten. Freiburg ist ein Vorbild für die Geißböcke. Auch darüber dürften sich die beiden Trainer beim Bier schließlich ausgetauscht haben.

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