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Ein Spiel wie das Abbild des 1. FC Köln

Marvin Schwäbe und der 1. FC Köln sind aus Europa ausgeschieden. (Foto: Bucco)
Marvin Schwäbe und der 1. FC Köln sind aus Europa ausgeschieden. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln vergibt Torchancen, kassiert bittere Gegentore, kämpft sich mutig zurück, riskiert alles und wird am Ende nur knapp nicht belohnt. Das 2:2 (0:2) gegen OGC Nizza war wie das Abbild der Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart im Herbst 2022. Fast alle Widerstände können überwunden werden, aber für den großen Wurf reicht es (noch) nicht.

Aus Müngersdorf berichten Sonja Eich und Marc L. Merten

Geschichte des Spiels

Der 1. FC Köln hat sich erhobenen Hauptes und mit großer Moral aus der Conference League verabschiedet. Das 2:2 gegen Nizza passte wie ein Muster auf den bisherigen Weg, den Steffen Baumgart mit seiner Mannschaft gegangen ist. Ja, es gibt Rückschläge. Ja, die Mannschaft macht Fehler. Ja, die individuelle Qualität reicht noch nicht für den großen Wurf. Und doch gibt der FC nie auf, glaubt an sich, kämpft sich zurück, ist im Kollektiv stärker als viele weitaus besser besetzten Teams. Nizza hat herausragende Fußballer in seinen Reihen, und doch war von ihnen in der zweiten Halbzeit fast nichts mehr zu sehen. Dass es am Ende nicht reichte, war Pech.

Erkenntnis des Spiels

Dies hat man in den letzten 16 Monaten schon häufiger beobachten können. Der letzte Schritt fehlt der Mannschaft von Steffen Baumgart noch. Im DFB-Pokal-Achtelfinale letzte Saison gegen den HSV. Am 33. und 34. Spieltag der letzten Saison, als sogar die Europa League möglich gewesen wäre. Gegen Partizan Belgrad im Heimspiel diese Saison. Nun gegen Nizza. Der FC hat schon einen weiten Weg zurückgelegt. Und doch reicht es eben noch nicht ganz. Nicht, dass Europa für den FC zu früh kam. Die Geißböcke haben in den letzten Wochen unschätzbare Erfahrungen gemacht. Und dennoch: Das Lehrgeld zahlen sie noch in Form von Rückschlägen in den entscheidenden Momenten einer Saison.

Moment des Tages

Was wäre gewesen, wenn nicht Benno Schmitz, sondern Steffen Tigges in der Nachspielzeit die Flanke von Linton Maina auf den Kopf serviert bekommen hätte? Der Rechtsverteidiger schaffte es nicht die Kugel im Nizzaer Tor zu versenken. Hätte ein anderer Kölner mehr Glück gehabt? Müßig, dies zu diskutieren. Und doch war es die Riesenchance zum Weiterkommen. “Das war ein Kopfball, den Benno noch nicht so häufig gemacht hat”, sagte Baumgart hinterher mit einem Lächeln und witzelte: “Ich habe nicht so das große Vertrauen in Bennos offensives Kopfballspiel. Trotzdem wäre es schön gewesen, wenn er endlich sein Tor gemacht hätte, das er mir schon länger versprochen hat.”

Spieler des Spiels

Denis Huseinbasic verzückt Fans und Verantwortliche gleichermaßen seit Wochen. Nach zwei Toren in der Bundesliga markierte der 21-Jährige am Donnerstag sein erstes internationales Tor und bereitete ein weiteres vor. Vom Regionalliga-Kicker zum Shooting-Star beim 1. FC Köln! Sportchef Christian Keller sagte hinterher: “Denis ist seiner Entwicklung voraus. Das ist sehr positiv. Es ist schön zu sehen, dass so ein Junge auf höchstem Niveau mitspielen kann. Trotzdem muss man die Kirche im Dorf lassen und ihm nachsehen, falls mal eine Delle kommt.”

Pfiff des Spiels

Was wäre wohl gewesen, wenn es in der Conference League den VAR geben würde? Wäre das 0:1 wegen Handspiels zurückgenommen worden? Mit der FC-Brille müsste man sagen: keine Frage, das Tor war irregulär. Realistisch gesehen ist die Handspiel-Regel im internationalen Fußball inzwischen so aufgeweicht und nicht mehr nachvollziehbar in jede Richtung auslegbar, dass zumindest ein Fragezeichen angeführt werden muss, ob der VAR das Handspiel von Laborde unmittelbar vor seinem Treffer als klare Fehlentscheidung des Referees ausgelegt hätte. Denn wie wir inzwischen alle wissen: Nicht die Video-Technik macht die Fehler, sondern die Menschen, die sie bedienen.

Zahl des Tages

1 – ein Tor fehlte zum Einzug in die K.o.-Runde. Entweder gegen Nizza oder gegen Belgrad im bitteren Hinspiel, das 0:1 verloren ging. Unter dem Strich scheiterte der FC nicht am Donnerstag gegen OGC, sondern in den beiden Duellen gegen Partizan. Wenn das Aus vermeidbar gewesen wäre, dann insbesondere im Heimspiel gegen die Serben.

Zitat des Tages

“Ich werde alles daran setzen, aber ich verspreche nichts mehr (Europa noch mal zu erreichen). Unser Ziel in dieser Saison wird nicht der internationale Wettbewerb sein, auf keinen Fall. Unser Ziel bleibt der Erhalt in der Bundesliga. Aber ich will Europa noch einmal erleben, am besten mit dem FC.” (Steffen Baumgart)

Ausblick

Die große Herausforderung für die Spieler genauso wie für die Trainer des 1. FC Köln ist nun die Rückkehr in den Bundesliga-Alltag. Die Europa-Euphorie ist vorbei, das Aus im zweiten Pokal-Wettbewerb nach dem DFB-Pokal lässt nur noch die Bundesliga zurück. Der FC kann sich fokussieren, ja. Vor allem aber muss es sehr schnell gelingen, Nizza nicht nur aus dem Körper, sondern aus den Köpfen zu bekommen. “Das ist die eigentliche Kunst. Die Beine sind schon mal müde, die Frage ist, ob der Kopf auch müde ist. Dort beginnt nämlich die Frische”, sagte Keller. Am Sonntag muss der FC nach Freiburg, dann kommt Leverkusen am Mittwoch, ehe es zum Jahresabschluss zu Hertha BSC geht. Drei Spiele in sechs Tagen – ab Sonntag kommt es für Köln noch einmal knüppeldick.

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