Der 1. FC Köln will perspektivisch unter die Top Ten der Bundesliga. Doch der Status Quo weist die Geißböcke als Sanierungsfall aus. Philipp Türoff soll den FC wieder auf ein solides Fundament stellen. Doch die Altlasten sind riesig – und lassen ausgerechnet für die wichtigsten Zukunftsthemen eigentlich keinen Spielraum.
Drei neue Geschäftsführer hat der 1. FC Köln in einem Jahr kommen sehen. Dieser Umbruch hat automatisch Folgen für die gesamte Struktur der Geißböcke. In einer neuen Serie stellt der GEISSBLOG die einzelnen Geschäftsfelder vor, die nun unter dem Trio Philipp Türoff, Markus Rejek und Christian Keller ausgebaut oder neu entstehen sollen. Teil 2: die Finanzen.
1. Die Altlasten
Philipp Türoff hat mit seinem Einstieg beim 1. FC Köln einen Klub am Rande des finanziellen K.o. übernommen. Der FC verfügt nur noch über ein Eigenkapital von 3,2 Mio. Euro bei einer bilanziellen Verschuldung von 66 Mio. Euro – wobei die tatsächlichen Verbindlichkeiten deutlich höher liegen. Die Geißböcke brauchen positive Ergebnisse, weitere Schulden kann sich der Klub nicht mehr leisten. Das bedeutet auch: Der FC muss in den kommenden Jahren immer wieder Transfereinnahmen erzielen, um die Schulden abzutragen.
Immerhin konnte bereits verhindert werden, dass noch mehr Sponsoreneinnahmen aus der Zukunft verkauft werden mussten. Das heißt: Ab 2023/24 stehen dem FC wieder alle Einnahmen zur Verfügung. “Das gibt uns massiv Substanz zurück”, sagte Türoff auf der Mitgliederversammlung. Zudem will der FC die laufende Spielzeit mit einem positiven Ergebnis abschließen – und damit die Jahre der Verluste beenden. Türoffs Marschroute: Was der FC übrig hat, wird zurückgeführt – es sei denn, es gäbe gute Gründe, das Geld zielführend in die Zukunft zu investieren.
2. Der Startpunkt
Der größte Kostenfaktor in einem Fußball-Profiklub sind die Kaderkosten. Für die Saison 2022/23 konnten Türoff und Keller den Lizenzbereich bereits von rund 60 auf rund 50 Mio. Euro drücken. So wurde das angekündigte positive Ergebnis für die laufende Spielzeit erst möglich. Der richtige Startpunkt wird aber erst der Sommer 2023. Dann werden die Kaderkosten nicht steigen, sondern wohl noch einmal sinken.
Möglich machen das die zahlreichen Verträge, die auslaufen. Mit Modeste wurde der Top-Verdiener bereits verkauft. Andersson wird gehen, Skhiri scheint kaum zu halten, Horn würde wohl nur bei massiver Gehaltsreduktion bleiben, Hector soll verlängern, würde aber nicht noch einmal drei Millionen Euro Jahresgehalt erhalten, auch Schindler verdient siebenstellig, sein Verbleib ist unwahrscheinlich. Der FC wird im Sommer 2023 wohl über zehn Mio. Euro an Gehalt einsparen.
3. Die Infrastruktur als Zukunft
Türoff wird künftig in der neuen Geschäftsführer-Struktur die Bereiche Finanzen, Infrastruktur, Personal und Digitalisierung verantworten. Neben den Finanzen (s.o.) haben bereits Veränderungen im Personal begonnen. Für die großen Schritte in der Digitalisierung sind noch keine Gelder vorhanden. Das gilt auch für die Infrastruktur – doch gerade da will der FC investieren. Aber wie?
a) Geißbockheim in Marsdorf
Der 1. FC Köln hatte für den Geißbockheim-Ausbau im Grüngürtel eine Investition von 25 bis 30 Mio. Euro eingeplant. Wo das Geld hergekommen wäre, wurde bislang nicht bekannt. Doch inzwischen sind die Pläne so gut wie beerdigt. Nun geht es mit den Planungen für Marsdorf weiter. Wie groß die Investitionen dort wären, ist noch nicht bekannt – doch sie dürften über den 30 Mio. Euro liegen, denn dort müssten alle Baumaßnahmen von Grund auf angegangen werden.
Türoff muss schon jetzt die Grundlage schaffen für eine künftige Investition in einer entsprechenden Größenordnung. Dabei wird es vor allem auch um Gespräche mit potentiellen Geldgebern gehen. Sein Vorteil: Viele FC-Gönner wollen den FC an einem zukunftsfähigen Ort wachsen sehen – zudem geht es um die lange angekündigte Investition in Steine statt Beine.
b) Stadion in Müngersdorf
Das soll perspektivisch auch in Müngersdorf geschehen. Der Pachtvertrag für das RheinEnergieStadion läuft 2024 aus. Eine Verlängerung ist alternativlos. Die Frage lautet: Wie spricht der FC mit der Stadt Köln? Nur über einen neuen Pachtvertrag oder auch über einen Kauf der Immobilie? Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte 2015 noch erklärt: “Es gibt keinen Grund, warum der Stadt ein Fußballstadion gehören sollte.” Ob sie sich heute noch daran erinnert?
Der FC spielt schon länger mit dem Gedanken, zumindest Teilhaber an Müngersdorf zu werden. Eine gemeinsame Stadiongesellschaft erscheint als wahrscheinlichste Variante. Doch auch hier bleibt die Frage: Wie kann der FC eine solche Investition stemmen? Auch diese Frage ist Teil des Sanierungskonzepts, das Philipp Türoff beim 1. FC Köln umsetzen muss.
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