Jonas Hector schaffte es als U21-Neuzugang zu den Profis und zur FC-Legende. (Foto: Bucco)

Jonas Hector schaffte es als U21-Neuzugang zu den Profis und zur FC-Legende. (Foto: Bucco)

Transfer-Problem: Seit Hector hat es niemand mehr geschafft

Die U21 des 1. FC Köln steht vor einem schweren Frühjahr 2023. Nach 20 von 34 Spielen steht der Regionalligist im Tabellenkeller. Ein Grund: die misslungenen Transfers. Wieder einmal floppen die externen Neuzugänge reihenweise. Dieses Problem gibt es seit über einem Jahrzehnt. Der FC muss seine Strategie mit der zweite Mannschaft hinterfragen.

Eine kommentierende Analyse von Marc L. Merten

Sechs Spieler kamen im vergangenen Sommer ablösefrei von anderen Klubs zum 1. FC Köln II. Neben Routinier Stephan Salger (32) wechselten die U21-Spieler Gavin Didzilatis (HSV II), Teoman Akmestanli (VfB Eichstätt), Tim Giesen (Dresden II), Adam Lenges (RW Oberhausen) und US-Talent Gabe Segal (Stanford) zum FC.

Das Fazit nach über einem Halbjahr: Kein einziger der fünf jungen Neuen hat bislang auch nur an der Profi-Mannschaft geschnuppert und wird es wohl so schnell auch nicht tun. Selbst die beiden US-Boys Segal und Lenges, die prädestiniert gewesen wären bei der Reise nach Texas mit dabei zu sein, wurden nicht berücksichtigt, weil ihre Leistungen keinen Anlass gegeben hatten auch nur darüber nachzudenken.

Seit Hector: 76 Transfers, null Ertrag

Die Liste externer Neuzugänge beim 1. FC Köln II, die es nie auch nur in die Nähe der Bundesliga-Mannschaft geschafft haben, ist lang. Und genauso erschütternd ist das Fazit: Seit ein gewisser Jonas Hector im Sommer 2010 vom SV Auersmacher zur zweiten Mannschaft der Geißböcke wechselte und wenig später durchstartete, um eine Legende des Klubs zu werden, haben es sage und schreibe nur noch sieben Spieler über einen Wechsel zur U21 in die Profi-Mannschaft des 1. FC Köln geschafft. Und das von insgesamt 76 (!) externen Neuzugängen.

Ein blamables Transfer-Zeugnis für die höchste Nachwuchs-Mannschaft des FC, die über die Jahre von den diversen FC-Bossen und Sportchefs immer wieder als Sprungbrett zu den Profis gepriesen wurde. Doch die Wahrheit sieht anders aus. Denn die Quote von 7 aus 76 liest sich noch schlimmer, wenn man genauer hinschaut, wer zu diesen sieben Spieler überhaupt zählt:

  • Kacper Przybylko, der 2011 kam und es auf 25 Einsätze in der ersten Mannschaft brachte (die meisten als Joker)
  • Lukas Kübler (nur ein Zweitliga-Einsatz), der 2011 aus Bonn kam, zwei Jahre später nach Sandhausen weiterzog und erst später beim SC Freiburg zu einer verlässlichen Bundesliga-Kraft wurde
  • Timo Hübers, der 2015 aus Hannover zum FC wechselte, dann wieder zurückging und erst wieder als Profi bei den Geißböcken den zweiten Anlauf nahm
  • Nikolas Nartey, der 2017 als Supertalent aus Dänemark kam und von vorne herein für die Profis vorgesehen war, nur in der U21 Spielpraxis sammeln sollte – und dann nach zahlreichen Verletzungen weggeschickt wurde
  • Brady Scott, der als dritter respektive vierter Torhüter zumindest zwei Jahre lang mittrainieren durfte, wenngleich ein Pflichtspiel-Einsatz nie ernsthaft zur Debatte stand
  • Matthias Köbbing, der als U21-Keeper und Nachwuchs-Torwarttrainer kam und sich als vierte Torhüter (oder auch “Trainingstorhüter”) bei den Profis etabliert hat, von Pflichtspielen aber ebenso weit weg ist wie Scott
  • Florian Dietz, der in dieser Saison die Gunst der Stunde nutzte, um sich als Regionalliga-Knipser für die Bundesliga zu empfehlen und dort immerhin drei Tore zu erzielen, bis er sich schwer verletzte.

Seit Jonas Hector im Sommer 2010 hat es also eigentlich sogar kein einziger U21-Transfer mehr dauerhaft zu den FC-Profis geschafft oder war bei den Profis dann so erfolgreich, dass er als Stammkraft oder gar Leistungsträger hätte zählen können. Zwölf Jahre, 76 Transfers, null Ertrag: Hübers musste man als Profi zurückholen, Nartey scheiterte an seinen Verletzungen, und nun Dietz – mehr Spieler haben die Geißböcke in über einem Jahrzehnt nicht aus der zweiten Mannschaft an die erste herangeführt.

Kaderplanung muss hinterfragt werden

Auch das ist ein Grund für den aktuellen Absturz: Immer mussten es die Eigengewächse aus der U19 schaffen und die Mannschaft stabilisieren. Die Externen kamen in den meisten Fällen nicht über Ergänzungsspieler hinaus, für deren Position man auch weitere Talente hätte aus den eigenen Reihen hochziehen können. Nicht umsonst heißt es in dieser Saison hinter vorgehaltener Hand am Geißbockheim, dass die aktuelle U19 von Stefan Ruthenbeck die aktuelle U21 von Mark Zimmermann schlagen würde.

Der 1. FC Köln baut dieser Tage den Nachwuchs um: Christian Keller hat nicht erst mit der Ernennung von Lukas Berg einen Umbruch eingeleitet. Dieser Umbruch dürfte sich auch in einer anderen Transferstrategie niederschlagen. Denn eine Analyse der letzten Jahre kann nur zu dem Ergebnis kommen: Die externen U21-Transfers verhindern seit Jahren, dass die U21 den nächsten Schritt macht.

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