Christian Keller hat sich am Donnerstag zum FIFA-Urteil geäußert. (Foto: Bucco)

Christian Keller hat sich am Donnerstag zum FIFA-Urteil geäußert. (Foto: Bucco)

Angebote, Fehler, Suspension: Kellers Kern-Aussagen zum FIFA-Urteil

Der 1. FC Köln sieht sich zu Unrecht von der FIFA verurteilt. Einen Tag nach der Schock-Nachricht der Transfer-Sperre sprach Christian Keller über die Hintergründe und Folgen. Das sagte der FC-Geschäftsführer am Donnerstag über…

…den Transfer von Jaka Cuber Potocnik: “Der Spieler hat bei Ljubljana im Juni 2021 einen Vertrag unterschrieben. In diesem Vertrag waren diverse Zusagen enthalten, unter anderem, dass er in der ersten Herrenmannschaft von Ljubljana trainieren darf. Diese wurden nachweisbar nicht eingehalten. Entsprechend hat der Spieler am 30. Januar 2022 seinen Vertrag einseitig gekündigt. Am 31. Januar hat der FC Potocnik unter Vertrag genommen.”

…das Treffen mit den Ljubljana-Verantwortlichen: “Das Treffen hat am 30. August 2022 stattgefunden. Zugegen waren Herr Dollinger als Vize-Präsident und Herr Delius als Präsident und Eigentümer des Klubs. Das Gespräch ging fast anderthalb Stunden. Im Nachgang haben sich die beiden Gäste schriftlich für das großartige Gespräche und die tolle Atmosphäre bedankt. Im Anschluss haben sie ein schriftliches Angebot erhalten, um die Sache gütlich zu einigen. Das haben sie abgelehnt und Klage eingereicht. Alle anderen Darstellungen sind kompletter Schwachsinn und zum Glück auch schriftlich belegt.”  

Wie wird der FC weiter vorgehen?

…das FC-Angebot an Ljubljana: “Sie haben ein Angebot erhalten, das deutlich besser war als das, was ihnen die FIFA zugesprochen hat. Sie sollen jetzt 52.000 Euro erhalten. Die haben sie noch nicht erhalten und werden sie auch nicht erhalten. Ich habe ihnen zuzüglich zu der Ausbildungsentschädigung den Betrag geboten, der in der schriftlich dokumentierten Ausstiegsklausel des Spielers verankert war. Aber das, was Ljubljana gefordert hatte, war komplett fern von jeglicher Realität.” 

…das Urteil: “Das FIFA-Recht ist eine umgekehrte Beweislast. In dem Urteil steht nicht drin, dass der 1. FC Köln den Spieler zum Vertragsbruch angestiftet hat. Es steht drin, dass wir nicht beweisen konnten, dass wir ihn nicht angestiftet haben. Das ist ein massiver Unterschied. Hier muss der, der beklagt ist, beweisen, dass er es nicht gemacht hat.”

…das weitere Vorgehen des FC: “Wir werden schnellstmöglich Berufung gegen dieses Urteil einlegen, das aus unserer Sicht eine Farce ist. Es ist nicht nur inhaltlich eine Farce, sondern auch, wie es zustande gekommen ist. Sowohl die Klage-Einreichung von Ljubljana, als auch die Klage-Erwiderung des FC sind nur Schriftsätze. In unserem sind jede Menge Zeugen benannt. Es gab aber keine mündliche Anhörung. Letztlich haben sich drei Richter vom FIFA-Tribunal in ein Kämmerlein zurückgezogen und dann ein Urteil gefällt, dass drakonischer kaum geht.”  

Welche Zeugen spielen eine Rolle?

…die Zeugen: “Es gibt Zeugenaussagen aus der Familie. Der stärkste Zeuge ist aber der ehemalige Präsident von Ljubljana. Er hat schriftlich bestätigt, dass die Zusagen an die Familie tatsächlich Bestand haben und dass sie nicht umgesetzt wurden. Deshalb war die Kündigung okay. Wir haben ihn nicht angestiftet – aber wie wollen sie etwas beweisen, was sie nicht gemacht haben?

…die Berufung: “Wir haben für die Berufung bis zum 20. April Zeit. Das wird nächste Woche passieren. Ganz so banal ist es nicht, einen Dreizeiler per Mail zu schreiben. Da steckt ein bisschen mehr dahinter. In diesem Kontext werden wir auf eine Suspension der Strafe hinwirken, damit das Strafmaß zunächst ausgesetzt wird. Das ist unser wichtigstes Ziel.”

…die zeitliche Komponente: “Es dauert wohl vier bis sechs Monate, ehe der CAS ein Berufungsurteil spricht. Erfreulicherweise geht dem ein Verfahren voraus und das Urteil wird nicht auf Grundlage von Schriftsätzen gefällt. Es ist sicher, dass die Berufung zugelassen wird. Davor wird entschieden, ob es eine Suspension gibt. Die Entscheidung kann aber auch mit nein ausfallen und dann gilt das Urteil erstmal. Es gibt Präzedenzfälle.”  

Keller: “Zu einhundert Prozent im Recht gefühlt”

…die Auswirkungen einer Suspension: “Wenn der CAS der Suspension zustimmt, aber das Urteil bestehen bleibt, hat das mit hoher Wahrscheinlichkeit erst Auswirkungen nach der Sommer-Transferperiode und wir könnten für die neue Saison Spieler verpflichten. Das macht es aber auch nicht besser, weil dann die folgenden zwei Transfer-Perioden betroffen wären.”  

…die Transfer-Sperre: “In dem Urteil ist nicht konkretisiert, welche Teams die Transfer-Sperre betrifft. Wenn es nicht konkretisiert ist, sind es erst einmal alle. Wenn es konkretisiert würde, ist es vielleicht nur die Lizenz-Mannschaft. Wir haben uns bei vergleichbaren Urteilen eingelesen und es könnte auch sein, dass es nur den Nachwuchsbereich betrifft. Das muss in der Berufung geklärt werden.”  

…mögliche Fehler des FC: “Auf der Rechtsgrundlage und der Aussagen unserer beratenden Anwälte hat sich der 1. FC Köln zu einhundert Prozent mit seinem Vorgehen im Recht gefühlt. Wenn ein Angebot erfolgt, das die Ausstiegsklausel und die Ausbildungsentschädigung abdeckt, bin ich der Meinung, dass der FC auch im Sommer genug dafür getan hat, das abzuwenden.”  

Das hat Keller der Mannschaft gesagt

…die Verpflichtung von Leart Paqarade: “Leart Paqarada hat bei uns nach deutschem Recht einen gültigen Arbeitsvertrag unterschrieben. Wenn das Urteil aufrecht erhalten bleibt, würde er ab 1. Juli 2023 allerdings kein Spielrecht für Pflichtspiele bekommen.”  

…welche Spieler der FC für die neue Saison registrieren könnte: “Jeder Spieler wird im Sommer neu in das System eingetragen. Mit dem 30. Juni erlischt das Spielrecht für alle Spieler. Dann wird es neu beantragt. Die Frage ist, für welche Spieler das genehmigt wird. Es müssen viele Fragen geklärt werden, die aus dem Urteil nicht hervorgehen. Was sind neue Spieler? Sind Spieler, die wir aktuell verliehen haben, neue Spieler? Die waren zuletzt bei uns nicht registriert. Können wir Jeff Chabot verpflichten, der aktuell bei uns registriert ist? Auslaufende Verträge können wir verlängern, weil die Spieler schon registriert sind.”  

…die Reaktion der Mannschaft: “In der Conclusio habe ich der Mannschaft drei Sachen gesagt: 1. Wir werden alles dafür tun, dass dieses komplett unberechtigte Urteil wegfällt oder zumindest abgemildert wird. 2. Jaka Potocnik kann gar nichts dafür. Wir reden über einen 16-jährigen Jungen, der aus seiner Sicht nachvollziehbar entschieden hat, seinen seinen alten Klub zu verlassen. 3. Wir haben am Sonntag ein Derby. Auf das hat dieses Urteil keinerlei Einfluss. Auch nicht auf den restlichen Saisonverlauf.”

Keller: “Würde ich als Spieler nicht machen”

…die Reaktion von Steffen Baumgart:  “Zum Einen kennt der Trainer alle Hintergründe. Zum anderen hat das FIFA-Urteil keinen Einfluss auf die Motivation des Trainers.” 

…die Gespräche mit potentiellen Neuzugängen: “Es wird schwer sein, dass ein Spieler hier einen Vertrag unterschreibt, auch wenn er vielleicht kurz davor ist. Das würde ich als Spieler erstmal nicht machen.”

…die Auswirkungen auf Jaka Cuber Potocnik: “Mit Jaka haben Lukas Berg und der Trainer gestern gesprochen. Ich werde auch noch mal mit ihm sprechen. Natürlich ist Jaka sehr traurig, aber er ist ein sehr stabiler Junge, dafür dass er erst 17 Jahre alt ist. Natürlich versteht er die Welt nicht mehr, aber wir haben ihm gesagt, er soll sich keinen Kopf machen, wir kriegen das schon wieder hin – auch für ihn.”

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