Beim "GÄSTEBLOG" können die FC-Fans ihre Meinung zur aktuellen Situation beim 1. FC Köln äußern. (Foto: Bucco)

Beim "GÄSTEBLOG" können die FC-Fans ihre Meinung zur aktuellen Situation beim 1. FC Köln äußern. (Foto: Bucco)

Fans ratlos: “Warum bringt der FC nichts mehr auf die Kette?”

Spürbar ehrlich: Im “GÄSTEBLOG” könnt Ihr Eure Meinung zum 1. FC Köln teilen. Wie ist Eure Stimmung vor dem Derby gegen Gladbach? Und welches Thema beim FC beschäftigt Euch generell? Wir veröffentlichen wöchentlich ausgewählte Leserbriefe beim GEISSBLOG.

“Dankbare Gegner hat der FC momentan nicht”

Oliver Z. Weber, FC-Mitglied

“Meine Vorfreude auf das Derby bewegt sich zwischen kaum vorhanden und endlich geht es weiter! Man kann darüber streiten, ob das jetzt genau der richtige Gegner ist, um den Bock umzustoßen. Schwierig, denn ‘dankbare Gegner’ hat der FC in der momentanen Lage offenbar nicht. Wer sollte besser passen? Augsburg? Mainz? Bayern? Schon Dortmund war eine sehr undankbare Aufgabe, ausgerechnet dort die Kurve zu kriegen. Erwarten durfte man es nicht.

Man dachte das eher von Stuttgart, dann von Bochum – und wurde krass enttäuscht. Was einem daher Sorge macht, ist, dass man keinen Grund findet, warum der FC seit dem Frankfurt-Spiel nichts mehr auf die Kette bringt. Ein Spiel oder zwei zu vergeigen, okay, das ist man lange schon gewohnt. Aber fünf? Und dies wegen Unvermögen, nicht wegen Pech oder weil man grundsätzlich krass unterlegen wäre.

Nein, man wird leider aufgrund der durchgehend schwachen Auftritte jeder Fantasie beraubt, dass der FC am Sonntag wie Phönix aus der Asche steigen möge. Klar, man hofft es. Hoffnung konnte man in den vergangenen 1,5 Jahren ja immer haben. Berechtigt. Unter Baumgart war es aber auch noch nie so schlimm. Er wirkt ratlos. Der komplette Kader kraftlos. Ideenlos. Ausgespielt.

Unabhängig vom Derby geht also eher die Angst um. Und die hat hoffentlich noch nicht die Spieler befallen. Denn die haben oft genug bewiesen, dass sie es können. Und Angst lähmt. Aber lahmende Geißböcke sind dem Untergang geweiht. Das Heim-Derby ist daher von den Emotionen her prima geeignet für einen Turnaround. Einen Sieg erwarten kann man wiederum erneut nicht. Geht das verloren, wird die Sache langsam düster.

Ein Gefühl, dass sicherlich alle teilen, ob Funktionäre, Trainer oder Spieler. Aber nur die Letztgenannten können es richten. Sie müssen.”

“Mit den Fans im Rücken können wir das schaffen”

Charlotte Klaes aus Köln, 23 Jahre alt, seit 15 Jahren FC-Fan – seit 2017 FC-Mitglied

“Ich mache mir zurzeit große Sorgen um unseren FC. Ja, es läuft im Moment nicht so, wie wir uns das alle wünschen. Baumgart ist und bleibt ein absoluter Glücksgriff für unseren FC. Da neigt man schon mal dazu – mich miteingeschlossen – alles negativ zu sehen und an keine Siege mehr zu glauben. Das ist aber das Ungünstige und hilft der Mannschaft im Moment nicht.

Vor vier Jahren waren wir in einer ähnlichen Situation und haben das Derby gegen Leverkusen mit 2:0 gewonnen. Auch da hat man nicht dran geglaubt. ABER: Mit den Fans im Rücken und 45.000, die im Stadion den FC unterstützen, können wir das schaffen!

Die Unterstützung in Köln für den FC ist überragend, weswegen mein Herz am Verein hängt.”

FC-Fan Charlotte Klaes

“Die Ikone Baumgart bekommt erste Risse”

Kevin Edler aus Köln, 35 Jahre alt, seit 1994 FC-Fan

“Der FC trudelt aktuell unaufhaltsam immer weiter in eine Abstiegsspirale und wenn wir ehrlich sind, war das schon lange abzusehen. Wir wollten es aber nicht sehen. Zu schön das Märchen vom kernigen Trainer, der mit einfachen Tugenden eine leblose Mannschaft ins europäische Geschäft führt. Wir Kölner sind ja ohnehin Meister darin, uns in einem selbst-kreierten Habitat vor der Wirklichkeit abzuschirmen, wenn uns diese mal gerade nicht so passt – und dabei möchte ich gar nicht das Klischeebild eines von der ‘Champions League’ träumenden, realitätsfernen Melancholikers bedienen, der bei Niederlagen in tiefe Depressionen fällt.

Dieser Kölner ist längst ein Kölner vergangener Tage. Trotzdem hat man das Gefühl, es gibt aktuell nur zwei Sorten FC-Fans: Die Baumgart-Verehrer und die als Miesepeter verschrienen ‘Schwarzmaler’, die völlig berechtigt auf ernste Probleme hinweisen. Ich scheine einer der Letzteren zu sein. 

Steffen Baumgart hat sich von Beginn an geschickt inszeniert, um in Krisenzeiten wie diesen unantastbar zu bleiben – und erntet gerade, was damals gesät wurde. Von Tag 1 an begann seine Arbeit in diesem Bereich mit einem klaren Plan, mit einem guten Gespür dafür, wie man in Köln wirken muss, um von der breiten Masse als einer der ‘Unseren’ akzeptiert zu werden. Baumgart ist ein Meister der markigen Sprüche, er perfektionierte die Zurschaustellung des Habitus eines ‘ehrlichen Arbeiters’ und trug nicht ohne Kalkül die Schiebermütze als Erkennungsmerkmal wie der einfache Malocher früherer Tage.

Kritiker sprachen schon damals von billigem Populismus, aber der Erfolg gab ihm Recht. Vom hoffnungslosen Abstiegskandidaten in die Conference League, ein Fußballmärchen, auch wenn am Ende der Saison 2021/22 in den letzten beiden Spielen gegen direkte Konkurrenten Wolfsburg und Stuttgart der sensationelle Einzug in die Europa League verzockt wurde, aber der Kölner gibt sich zufrieden.

Dazu ein selbstbesoffener, nahezu alternativlos wirkender Platzsturm, der nicht Wenigen sauer aufstieß, die eigentlich gerade die empfindliche Niederlage gegen Wolfsburg verarbeiten wollten. Aber der Kölner liebt Feiern und die Lebensfreude, in den Fokus gerät das Positive, was ja auch zweifelsohne da war: Baumgart hat mit einem lang vermissten und erstaunlich selbstbewussten Fußball, einem überragenden Anthony Modeste und dem einfachen taktischen Konzept die Massen begeistert. Entscheidende Spiele, in denen unter Druck Punkte geholt werden mussten um größere Ziele zu erreichen, wurden zwar regelmäßig vergeigt – aber dadurch, dass man in Spielen ohne Druck regelmäßig deutlich stärker eingeschätzte Gegner dominieren konnte, fiel das nicht so sehr ins Gewicht.  

Von diesem Fußball ist diese Saison leider nicht mehr viel übrig. Aufgrund der finanziellen Lage, aber auch der sturen Haltung des Trainers, nur Spieler zu verpflichten, die der deutschen Sprache mächtig sind, limitierte man sich unnötig selbst auf dem Markt und verpflichtete nur untauglichen Ersatz für die zentrale Position in Baumgarts Spiel, den abgewanderten 20-Tore-Stürmer Modeste. Steffen Tigges ist zwar groß, aber nicht kopfballstark, wirkt überfordert, hat kaum Erfahrung und ist darüber hinaus nicht einmal gelernter Mittelstürmer. Sargis Adamyan hätte sein einziges Bundesligator fast noch unbedrängt an den Pfosten gehämmert und scheint seine innere Blockade nicht loszuwerden und Davie Selke kann man eigentlich nur als Notlösung bezeichnen. Bezeichnend, dass der Regionalligastürmer Dietz vor seiner Verletzung zum echten Stammspieler wurde.

Und Steffen Baumgart? Der macht eigentlich einfach so weiter wie bisher. Nach nur 2 Siegen aus den letzten 15 Spielen beginnt sein Vermächtnis aber langsam zu bröckeln, man hört zum ersten Mal ganz leise Kritik, die in Köln aber noch leicht als Miesepeterei abgeschmettert werden kann. Regelmäßig enttäuscht man gegen direkte Gegner, wenn gepunktet werden muss. Grobe taktische Fehlentscheidungen und seltsame Aufstellungsentscheidungen sprechen Bände, Baumgart wirkt zunehmend ideenlos.

Diese erste richtige Krise muss Baumgart jetzt bewältigen, um die ersten kleinen Risse im Mauerwerk seines Denkmals rechtzeitig zu kitten. Die Voraussetzungen sind denkbar schwer, aber Gladbach ist im Grunde der beste Gegner, um wieder Euphorie auszulösen und einen Ruck durch die Mannschaft zu bringen. Gelingt dies, wird der FC mit dem Abstieg nichts zu tun haben und Baumgart festigt einen Zustand der Immunität gegen jede Kritik. 

Die braucht er auch, denn die nächste Saison – ohne zentrale Stützen wie Skhiri und evtl. Jonas Hector – wird noch schwerer als die jetzige.”

FC-Fan Kevin Edler

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