Der 1. FC Köln trauert um seinen ehemaligen Präsidenten Dietmar Artzinger-Bolten. Er verstarb am vergangenen Samstag im Alter von 82 Jahren. Das teilte der Verein am Montagnachmittag mit.
Von 1987 bis 1991 war der Rechtsanwalt als Präsident des 1. FC Köln tätig. Schon seit Beginn der 1980er-Jahre vertrat der Rechtsanwalt einige Spieler des Vereins, wodurch er Einblicke hinter die Kulissen des Vereins bekam.
Da der damalige Präsident Peter Weiand im April 1987 seinen Rücktritt erklärte und der ursprünglich als Nachfolger vorgesehene Dr. Bernhard Worms wegen seiner Tätigkeit als CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag Nordrhein-Westfalens absagen musste, brachten die von Artzinger-Bolten vertretenen Spieler eben jenen als Nachfolger ins Gespräch. Tatsächlich schlugen die Akteure ihm seinerzeit vor, sich für das Amt zur Wahl zur stellen.
So kam es zur Kandidatur: “Ich sagte spontan ja”
Nach dem Rücktritt Weiands wurden Namen wie Wolfgang Overath, Michael Meier und auch der spätere Präsident von Fortuna Köln, Klaus Ulonska, ins Spiel gebracht. Dass sich Artzinger-Bolten ebenfalls zur Wahl stellte, sei “eine Entscheidung von zehn Sekunden gewesen”, sagte er seinerzeit. “Ich wurde von Medienvertretern gefragt, ob ich denn nun kandidiere oder nicht. Und ich sagte spontan ja. Mich hat es einfach gereizt, Dinge über die ich als Fan gezittert, gejubelt, gestöhnt und die ich natürlich immer besser wusste, bei einem Traditionsverein wie dem FC zu entscheiden oder mitzuentscheiden.”
Da alle anderen Konkurrenten um den Präsidentschaftsposten ihre Kandidatur zurückzogen und Artzinger-Bolten auch noch die Unterstützung von Friedrich B. Roesch, einem mächtigen Mitglied des Verwaltungsrats, sicher hatte, stand dem neuen Präsidenten nichts mehr im Wege. Am 3. April 1987 tagte im Kongress-Saal der Köln-Messe eine außerordentlichen Mitgliederversammlung. Bei dieser hielt er eine so impulsive Rede, dass man seinerzeit von einer der besten Ansprachen, die es jemals auf FC-Mitgliederversammlungen gab, sprach. Das Wahlergebnis fiel mit 235 zu 197 Stimmen für Artzinger-Bolten dennoch knapp aus.
In den Anfangsjahren war der neue Präsident beim FC-Anhang sehr beliebt. Unter der Ägide Artzinger-Boltens wurde die Fanarbeit intensiviert – unter anderem wurde mit dem damaligen Fanbeauftragten und heutigen Stadionsprecher Michael Trippel damals erstmals ein Fanvertreter in den Sportbeirat des FC aufgenommen. Auch sportlich lief es für den Klub wieder besser: Nach Platz zehn in der Spielzeit 1986/87 wurde der 1. FC Köln 1987/88 Dritter und in den beiden Jahren drauf sogar jeweils Vizemeister. Auch international konnte der FC angreifen, erreichte 1988/89 das Achtelfinal und 1989/90 gar das Halbfinale des UEFA-Cups.
Federführend bei wichtigen Transfers
Artzinger-Bolten zeichnete auch für einige besondere Transfers in der FC-Geschichte verantwortlich: So verpflichtete er 1988 den polnischen Nationalspieler Andrzej Rudy, der 1988 nach einem Länderspiel gegen Italien türmte. “Wie es uns gelungen ist, diesen Spieler zu verpflichten, der eigentlich weder irgendwohin durfte noch für irgendwen eine Spielberechtigung besaß, also weltweit gesperrt war, das war schon unfassbar”, sagte Artzinger-Bolten einst. Auch die Rückholaktion von Pierre Littbarski aus Paris sowie der Rekordtransfer von Thomas Häßler 1990 nach Turin, für die der FC die damalige Rekordsumme von 17 Millionen Mark kassiert haben soll, fielen in seine Amtszeit.
Artzinger-Bolten klärte später allerdings auf: “Wir haben für Thomas Häßler damals nur 14,5 Millionen Mark erlöst und nicht 18 Millionen, wie oft geschrieben wurde. Hierüber gab es unter anderem eine eidesstattliche Bestätigung des Geschäftsführers von Juventus Turin.” Kurz nach dem Verkauf Häßlers wurde völlig überraschend der damalige Trainer Christoph Daum entlassen – der FC-Vorstand um Artzinger-Bolten verkündete den Rauswurf im WM-Quartier der deutschen Nationalmannschaft in Italien. Der damalige Präsident begründete damals mit “vielfältigen Dingen, die der Endpunkt einer langen Entwicklung gewesen seien.”
Der Druck wurde größer – im November 1991 trat er zurück
Nachfolger Erich Rutemöller konnte nicht an die Erfolge seines Vorgängers anknüpfen, sodass der Druck von Fans und Öffentlichkeit auf Artzinger-Bolten immer größer wurde. Am 21. November 1991 gab er, gemeinsam mit seinen Kollegen Jupp Söller und Hans Neukirch seinen Rücktritt, bekannt. Artzinger-Bolten wehrte sich im Nachhinein immer wieder dagegen, den Klub verschuldet hinterlassen zu haben. “Das stimmt einfach nicht”, machte er immer wieder klar.
Nach seinem Rücktritt verfolgte er den Verein weiterhin, ließ sich aber immer seltener in Müngersdorf blicken. Zur FC-Gala anlässlich des 70. Jubiläums erschien er im Jahr 2018 mit seiner Ehefrau Christine. Nun ist er im Alter von 82 Jahren verstorben.
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