Jonas Hector und Timo Horn sind die Gesicht des 1. FC Köln. (Foto: Bucco)

Jonas Hector und Timo Horn sind die Gesicht des 1. FC Köln. (Foto: Bucco)

Es geht um die Seele des 1. FC Köln

Der 1. FC Köln verliert seine dienstältesten Spieler. Mit Jonas Hector und Timo Horn gehen nicht nur die Gesichter des Klubs, sondern auch ihr Gefühl für den FC. In einem solch großen Verlust liegt zwar immer auch eine Chance, vor allem aber eine große Gefahr, kommentiert Marc L. Merten.

Es ist eine Zeit des großen Umbruchs beim 1. FC Köln. Auf der Geschäftsstelle sind in den letzten Monaten abteilungsübergreifend zahlreiche Führungskräfte und Mitarbeiter gegangen oder gegangen worden, die teils über Jahrzehnte für den Klub gearbeitet hatten. Im NLZ hat sich der FC ebenso von zahlreichen langjährigen Trainern und Bereichsleitern getrennt.

Nun trifft es auch den Profi-Bereich – dies allerdings ungewollt. Jonas Hector war seit 2010 beim 1. FC Köln, Timo Horn sage und schreibe 21 Jahre lang. Sobald diese prägenden Figuren weg sind, wird der dienstälteste FC-Profi plötzlich Benno Schmitz heißen, seit Sommer 2018 im Team, gefolgt von Florian Kainz (seit Winter 18/19) und Kingsley Schindler (seit Sommer 2019).

Keine neuen Identifikationsfiguren in Sicht

Schmitz, Kainz, Schindler – bei allem Respekt vor dem Trio: Sie sind meilenweit davon entfernt, über ein Standing wie Hector oder Horn zu verfügen. In der Mannschaft, vor allem aber am Geißbockheim, bei den Fans, in der Stadt. Hector wird seine ganze Profi-Karriere beim FC verbracht haben, Horn sein ganzes bisheriges Fußballerleben. Die Nachfolger für diese Identifikationsfiguren sind nicht in Sicht.

Es war lange klar, dass der Sommer 2023 zu einem Umbruch im FC-Kader führen würde. Hector und Horn, Skhiri und Andersson, ursprünglich wären auch Özcans und Modestes Verträge am 30. Juni ausgelaufen. Lange war dieser Einschnitt vor allem aus finanzieller Sicht als große Chance betrachtet worden, schließlich kumulierte dieses Sextett zwischenzeitlich knapp 15 Millionen Euro Jahresgehalt.

Jetzt aber zeigt sich, dass tatsächlich alle gehen werden (oder schon weg sind). Zumindest bei Hector und Horn hatte man lange gehofft, das Duo halten zu können – bei Horn zudem zu deutlich verringerten Bezügen. Nun spart der FC zwar deren Gehälter. Vor allem aber stellt der Abgang der FC-Urgesteine eine große Zäsur dar. Wie schon im Nachwuchs und in der Geschäftsstelle geht mit ihnen nicht nur Qualität verloren, sondern auch das Gefühl für den Klub, für die Stadt, für die Fans, für die Kabine.

Es geht darum, den FC zu verstehen

Der 1. FC Köln hat schon immer von diesen Figuren gelebt – auf dem Rasen, aber auch in der Geschäftsstelle. Von den guten Seelen am Geißbockheim. In mehreren Abteilungen hat der Schwund dieses FC-Jeföhls bereits zu großer Unzufriedenheit geführt. Noch immer kündigen langjährige Mitarbeiter oder werfen gar frustriert hin, weil nicht nur der Wind rauer geworden ist auf den Gängen und in den Büros, sondern weil so mancher Neuer kommt und sich nicht einmal die Mühe macht, die Seele dieses Klubs zu verstehen.

In einer Bundesliga-Mannschaft ist das Kommen und Gehen nichts Ungewöhnliches. Beim FC jedoch gab es im letzten Jahrzehnt Konstanten. Konstanten, die den Laden zusammengehalten haben – auch in schwierigen Zeiten. Auf dem Rasen und in der Kabine waren Hector und Horn diese Konstanten, und ihr Verständnis für den FC hat in das gesamte Geißbockheim ausgestrahlt. Jetzt gehen sie von Bord. Der FC tut gut daran, dies nicht zu unterschätzen. Mit Hector und Horn gehen nicht nur Fußballer und einflussreiche Charakterköpfe, sondern auch Wissen, Verständnis, Gefühl und Beziehungen.

Identifikationsfiguren wachsen nicht auf Bäumen. Sie lassen sich nicht verpflichten. Sie müssen selbst entstehen, heranreifen, sich verdient machen. Es gibt Spieler im FC-Kader, die perspektivisch in diese Rollen hineinwachsen könnten. Doch dafür brauchen sie noch Zeit. Nahtlos übernehmen können sie nicht. Der FC muss sich dieses Vakuums bewusst sein. Sonst droht ein böses Erwachen – auf dem Rasen, in der Kabine, in der Geschäftsstelle, in der Stadt und bei den Fans. Überall dort, wo viele Menschen die Seele des FC in sich tragen. Diese Menschen darf der FC nicht enttäuschen.

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