Jonas Hector dirigiert seine Mannschaft nur noch bis Saisonende. (Foto: Bucco)

Jonas Hector dirigiert seine Mannschaft nur noch bis Saisonende. (Foto: Bucco)

Hector offen wie nie: Was zum Karriereende führt

Jonas Hector hat 11Freunde für sein letztes Interview als Bundesliga-Fußballer gewählt. Der Kapitän des 1. FC Köln sprach mit dem Magazin offen über sein Gefühlsleben und gab zu, sich als Profi nie gänzlich glücklich gefühlt zu haben.

Am Freitagabend durfte Jonas Hector zum vorletzten Mal das Gefühl genießen, vor der Südkurve von den Fans gefeiert zu werden. In zwei Wochen endet die außergewöhnliche Karriere des 32-Jährigen. Dann wird sich der gebürtige Saarländer aus der Öffentlichkeit zurückziehen.

Zwar ließ Hector in dem Interview ein Hintertürchen für eine Umkehr seine Entscheidung (“Ich kann es mir nicht vorstellen, aber im Fußball sollte man nie ‘Nie’ sagen”). Doch insgesamt wirkten die Aussagen des FC-Kapitäns eindeutig: Der Linksverteidiger hat keine Lust mehr auf den Bundesliga-Zirkus.

Wenn ich an alles zurückdenke, muss ich sagen: Nein.

Jonas Hector

Auf die Frage, ob er je ein durch und durch glücklicher Profi gewesen sei, sagte Hector: “Wenn ich an alles zurückdenke, muss ich sagen: Nein.” Er habe in Teilen glückliche Phasen erlebt, und “prozentual überwiegt sicher das Positive”. Damit meinte er die Kameradschaft, Spaß auf und neben dem Platz sowie das Feiern von Erfolgen mit den Fans – wie am Freitagabend nach dem 5:2 gegen Hertha BSC.

Doch Hector hatte sich nie mit der Öffentlichkeit seiner Rolle als Fußballer anfreunden können, weder im Umgang mit den Medien noch im Umgang mit den Fans – zumindest nicht, wenn kein Zaun zwischen ihm und den Anhängern war. Worauf er keine Lust mehr habe? “Auf die Öffentlichkeit, in der man als Profi zwangsläufig steht, auf den ständigen Druck.”

Wann die Gedanken zum Karriereende begannen

Dieser Druck habe über die Jahre dazu geführt, dass er sich Gedanken über einen Abschied aus dem Profileben gemacht habe. Spätestens in der Fast-Abstiegs-Saison unter Markus Gisdol und Friedhelm Funkel. “Die Saison 2020/21 mit der Relegation am Ende war schon knackig. Da gingen die ersten Überlegungen los.” Und weil Hector schließlich Vater wurde, habe er angefangen “zu hinterfragen, ob man das alles noch so will”.

Mehrfach erklärte Hector, dass dies auch in Teilen mit seiner Rolle als Kapitän und Teil des Mannschaftsrats zu tun gehabt habe – sagte aber auch, dass er sich schließlich auf Bitten von Steffen Baumgart entschieden habe die Binde weiter zu tragen. Dennoch habe es in dieser Phase so viele Veränderungen und Umbrüche auf Führungsebene gegeben, sodass der Mensch Hector irgendwann einen Schlussstrich habe ziehen wollen.

Rotation in der FC-Führung beschleunigte Entscheidung

“Wie gesagt, schon die Saison 2020/21 mit den Relegationsspielen am Ende war nervenaufreibend. Aber dann folgte ein Trainerwechsel, dann die Rotation in der Geschäftsführung. Als Mannschaftsrat mussten wir damals ständig in irgendwelche Büros, um Gespräche zu führen. Ich bin jemand, der Zeit benötigt, um Vertrauen aufzubauen. Wir aber bekamen ständig neue Ansprechpartner und das Gefühl drängte sich auf, jedes Jahr wieder bei null anzufangen.”

Und so ist nun in zwei Wochen Schluss. Hector hört auf, der FC verliert seine prägende Figur des letzten Jahrzehnts, einen Charakterkopf. Eine Identifikationsfigur, die er selbst nie sein wollte. Zweimal will der 32-Jährige noch mit seiner Mannschaft feiern. Auf dem Rasen und in der Kabine, mit den Menschen, die er kennt – aber gerne mit Abstand zu allen anderen.

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