Der 1. FC Köln meldet sich nach vier Bundesliga-Spieltagen ganz unten im Tabellenkeller an. Viele Befürchtungen werden wahr. Die Geißböcke stehen vor einer sehr schweren Saison.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Es war alles angerichtet für ein Fußballfest: ein prall gefülltes Stadion, die 100-Jahr-Feier für Müngersdorf, eine beeindruckende Choreografie der Fans, fast alle von ihnen in Weiß. Doch dann ging in den 90 Minuten praktisch alles schief, was schiefgehen konnte.
Das Blitzgegentor zum 0:1 nach nur 50 Sekunden. Der Kunstschuss zum 0:2 aus über 50 Metern. Ein Traumtor zum 0:3 in den Winkel. Zahlreiche vergebene FC-Chancen. Dazu ein nicht gegebener Handelfmeter, über den sich ganz Köln zu Recht aufregen darf, und ein weiteres Handspiel, das (nachvollziehbarerweise) nicht geahndet wurde.
Ex-Kölner als Beispiel, was dem FC fehlt
Der FC hatte Pech. Der FC hatte kein Glück. Der FC spielte sogar zwischenzeitlich guten Fußball, gab sich nie auf und verlor trotzdem. Warum? Weil die Qualität des Gegners in den entscheidenden Momenten größer war. Und weil die eigene Qualität in den entscheidenden Momenten nicht groß genug war.
Genau dieser Umstand lässt sich nicht wegdiskutieren: Die Qualität des Kaders ist im Vergleich zu den Vorjahren gesunken. Weniger Qualität, weniger Erfahrung, weniger Kaltschnäuzigkeit, weniger Cleverness. Viele FC-Fans mögen Kevin Vogt nicht, doch wie der Ex-Kölner diverse Angreifer der Geißböcke immer wieder mit einfachen Methoden abkochte, stand sinnbildlich für das redliche Bemühen des FC, das am Ende einfach nicht reichte.
Kein Mister Zuverlässig in Sicht
Nun kann man sagen: Auch in den letzten beiden Jahren lag die Qualität des Kölner Kaders hinter einigen Konkurrenten zurück – und dennoch landete der FC am Ende vor diesen Clubs. Doch es scheint, als verließe sich der FC inzwischen fast ausschließlich auf Steffen Baumgart und dessen Fähigkeit, eine Mannschaft zu entwickeln. Aber auch er braucht Stützpfeiler, ohne die es nicht geht. Und gerade diese hat der FC nicht.
Dem Kader fehlen verlässliche Säulen, herausragende, stets auf hohem Level spielende Leistungsträger. Noch gibt es keine neuen Mister Zuverlässig, denen man immer den Ball geben kann, die immer Lösungen finden, die immer wissen, wann sie was zu tun haben. Auch deshalb ist aktuell in der Defensive die Fehlerquote bei nahezu allen Spielern höher. Auch deshalb fehlt noch mehr als in den letzten Jahren das letzte Quäntchen im Offensivspiel.
Die größte Gefahr: das Schönreden
Und so bleibt die Erkenntnis nach vier Spieltagen: Der 1. FC Köln steckt im Abstiegskampf. Das bedeutet nicht, dass sich die Geißböcke nicht souverän werden retten können. Immerhin ist es noch sehr früh in der Saison. Doch je früher sich die Verantwortlichen und Spieler eingestehen, dass es auf absehbare Zeit nur darum gehen wird, über dem Strich zu bleiben, desto besser.
Denn das Gefährlichste wäre jetzt, zu behaupten, man habe doch gut gespielt, der Erfolg werde sich schon einstellen. Alles sei nur eine Frage der Zeit. Denn die Mannschaften, die am Ende wirklich absteigen, sind in der Regel diejenigen, die sich ihre Situation zu lange schönreden und dabei ignorieren, dass sie auch die Spiele verlieren, in denen sie gut spielen. So wie in Dortmund. So wie phasenweise gegen Wolfsburg. So wie gegen Hoffenheim.
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