Ljubicic setzt Millot unter Druck: Der 1. FC Köln presst seine Gegner in dieser Saison deutlich später. (Foto: IMAGO / Beautiful Sports)

Ljubicic setzt Millot unter Druck: Der 1. FC Köln presst seine Gegner in dieser Saison deutlich später. (Foto: IMAGO / Beautiful Sports)

Plötzlich verkehrte Welt: FC-System entschlüsselt?

In den vergangenen beiden Jahren gehörte der 1. FC Köln zu den Pressing-stärksten Mannschaften der Bundesliga. In dieser Saison zeigt sich ein umgekehrtes Bild. Ist das System entschlüsselt?

Der 1. FC Köln schafft es in dieser Saison bislang nicht, seine Gegner vor ernsthafte Probleme zu stellen. Waren die Geißböcke insbesondere im ersten Jahr unter Steffen Baumgart noch die Überraschungsmannschaft der Bundesliga, scheint aktuell mehr als nur Sand im Getriebe des Systems zu stecken.

In der vergangenen Saison hatte Leipzig-Trainer Marco Rose nach dem 0:0 in Müngersdorf gesagt: “Wir wissen genau, was Baumi mit seiner Mannschaft vor hat. Trotzdem ist es extrem schwer zu verteidigen.” In dieser Spielzeit scheinen jedoch die ersten sieben Gegner des FC zumindest ziemlich genau gewusst zu haben, wie man die Kölner verteidigen kann.

Kölns Pressingintensität stark gesunken

Denn nach sieben Spieltagen lässt sich bereits ein großer und womöglich entscheidender Unterschied im Spiel des FC feststellen. Denn das intensive und aggressive Pressing, welches die Geißböcke unter Steffen Baumgart eigentlich so stark und teilweise unberechenbar gemacht hatte, ist in dieser Saison deutlich harmloser geworden.

So lassen die Kölner bislang im Schnitt 13.92 Pässe des Gegners zu (PPDA), ehe sie zum Angriff übergeben. Die Pressingintensität im FC-Spiel hat damit messbar nachgelassen. In Baumgarts Premieren-Saison beim FC lag dieser Wert bei 8.0, womit die Geißböcke mit Abstand am intensivsten aller Bundesliga-Teams pressten. Ein Jahr später lag der Wert immerhin noch bei 10.75, was Rang neun bedeutete. Ein Abwärtstrend seit 2021/22 lässt sich jedoch nicht leugnen.

Aktuell liegt der FC damit auf Rang 13. Nur Heidenheim, Kölns nächster Gegner Borussia Mönchengladbach, der SC Freiburg und Darmstadt 98 lassen ihren Gegnern noch mehr Zeit im Aufbauspiel. Ganz vorne rangiert hingegen Borussia Dortmund mit einem Wert von 8.65, der immer noch niedriger ist, als der des FC vor zwei Jahren.

FC wird enorm unter Druck gesetzt

Damit wäre nun die zurückgegangene Pressingintensität das Eine. Die Kölner stressen ihre Gegner nicht mehr derart wie in den vergangenen Jahren. Dafür jedoch haben die Mannschaften in den Spielen gegen den FC im Schnitt einen PPDA-Wert von 8.65. Damit liegen die Geißböcke vor Heidenheim auf dem vorletzten Platz. Heißt konkret: Nur der Aufsteiger wird noch aggressiver im Aufbauspiel gepresst als der 1. FC Köln. Einzig gegen die TSG Hoffenheim hatten die Geißböcken einen niedrigeren PPDA-Wert als ihr Gegner.

Zum Vergleich: In der Saison 2021/22 hatten die Kölner Gegner einen PPDA-Wert von 10.31. Allerdings wurden damals noch zehn Mannschaften weniger aggressiv angelaufen als die Kölner. In der vergangenen Spielzeit lag dieser Wert bei 11.55 und nur fünf andere Mannschaften wurden weniger aggressiv gepresst als der FC.

Fehler Zugriff und Sicherheit

Doch woran liegt das? Zum einen bekommt der FC deutlich schlechter Zugriff auf seine Gegner. Gegen Leverkusen kamen die Geißböcke über weite Strecken überhaupt nicht in die Nähe des Balles, was der PPDA-Wert von 27.68 deutlich unterstreicht. Letzte Saison hatte der Wert in Leverkusen noch bei 11.22 gelegen. Dieses Jahr scheinen bislang jedoch einige Abläufe im Anlaufverhalten des Gesamt-Kollektivs noch nicht zu passen.

Zum anderen macht es aus Sicht der Gegner absolut Sinn, die Geißböcke früh unter Druck zu setzen. Denn mit dem Verlust von Jonas Hector und Ellyes Skhiri hat der FC klar an fußballerischer Qualität verloren, weshalb die Kölner in der eigenen Hälfte längst nicht mehr so ballsicher sind. Eine Analyse von theanalyst.com hat gezeigt, dass der FC einzig im eigenen Strafraum sowie direkt davor mehr Ballbesitz hat als der Gegner.

Sorgen machen muss sich der FC über diese Werte jedoch aktuell nicht. In der vergangenen Saison hatten Gladbach, Union Berlin und Bayer Leverkusen die niedrigste Pressingintensität. Alle drei Mannschaften landeten bekanntlich am Ende in der oberen Tabellenhälfte. Was das gegnerische Pressing angeht sieht dies allerdings schon anders aus. Letzte Saison wurden Hertha BSC, der FC Augsburg, Schalke 04 und der VfL Bochum am aggressivsten gepresst. Alle Mannschaften standen bis zum Schluss im Tabellenkeller, Berlin und Schalke gingen am Ende runter. Etwas, dass der FC tunlichst vermeiden will.

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