Steffen Baumgart ist nicht glücklich mit dem Weg des 1. FC Köln. (Foto: Bucco)

Steffen Baumgart ist nicht glücklich mit dem Weg des 1. FC Köln. (Foto: Bucco)

Baumgart trägt den Kurs nicht mehr mit

Die offenen Worte von Steffen Baumgart zur Transferpolitik des 1. FC Köln geben nicht nur einen Einblick in den Gemütszustand des Cheftrainers. Sie sind Anzeichen für Enttäuschung und Frust über den Weg, den die Führungsetage eingeschlagen hat.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Steffen Baumgart ist ein emotionaler Mensch, der sein Herz auf der Zunge trägt. Der 51-Jährige ist aber niemand, der unüberlegt die Geschäftsführung oder den Vorstand des eigenen Clubs öffentlich kritisieren würde. Am Dienstag hat Baumgart nun aber ordentlich Luft geholt und nicht weniger kritisiert als die aktuelle FC-Strategie.

Baumgart machte klar, dass er nicht bereit ist, für alles als Blitzableiter zu dienen und für die sportliche Krise die gesamte Verantwortung zu schultern. Für seinen Bereich übernimmt er sie, das hat er in dieser Saison schon häufiger vorgemacht. Er hat sich bislang auch stets vor seinen Kader gestellt (Ausnahme: nach dem 0:6 in Leipzig). Doch nun hat er erstmals deutliche Kritik an der Transfer- und Finanzpolitik geäußert. Mit Blick auf die letzten Wochen wohl nicht ohne Hintergedanken.

Reaktion auf Vorstandsbrief und Keller-Kritik?

Man darf zweifelsohne davon ausgehen, dass Baumgart vor dem Spiel gegen Bochum das Schreiben des Vorstands sehr wohl zur Kenntnis genommen hat. Ein Brief, in dem das Präsidium erstmals auf Abstand zu jenem Trainer gegangen war, den das Trio um Werner Wolf zwei Jahre lang so gefeiert hatte (und sich selbst im Übrigen auch, weil der Vorstand auf der Erzählung besteht, Baumgart höchstpersönlich verpflichtet zu haben).

Man darf zweifelsohne auch davon ausgehen, dass Baumgart vor dem Spiel gegen Darmstadt die Aussagen von Christian Keller am DAZN-Mikrofon mitbekommen hat. Worte, mit denen der Sportchef erstmals deutlich die schwächer werdenden Leistungen der Vorwochen kritisiert hatte. Zwar mit Rückendeckung für Baumgart, jedoch unmissverständlich mit dem Auftrag, doch bitte die Kurve zu kriegen.

Baumgarts unmissverständlicher Auftrag

Nun hat Baumgart selbst einen unmissverständlichen Auftrag an Vorstand und Geschäftsführung formuliert. Er lautet ungefähr so: Hört endlich auf, die besten Spieler zu verkaufen, um noch mehr Geld einzusparen! Und findet endlich einen Weg, dass der FC sich wieder selbst Bundesliga-taugliche Spieler leisten kann!

Fakt ist: Baumgart wollte im Sommer einen neuen Stürmer – bekam ihn aber nicht. Baumgart wollte im Sommer einen neuen Sechser – bekam ihn aber nicht. Und Baumgart wollte im Sommer einen Ersatz für den aussortierten Nikola Soldo – bekam mit Dominique Heintz aber eher einen Aushilfs-Linksverteidiger, weil nach Kristian Pedersen auch Leart Pacarada noch kein Bundesliga-Niveau aufweisen konnte.

Warnung an die FC-Bosse

Ja, auch Baumgart hat sich in den letzten Wochen angreifbar gemacht. Seine Spielidee ging zu selten auf. Seine Taktiken führten häufiger ins Leere. Seine Personalentscheidungen waren nicht immer nachvollziehbar. Der Trainer wirkte zwischenzeitlich ratlos. Und dennoch kehrten zuletzt die Ergebnisse zurück.

Baumgart ist zweifelsohne nicht schuldlos an der Krise. Doch seine Worte sind eine Warnung an Vorstand und Geschäftsführung, dass der Trainer nicht länger bereit ist den radikalen Schrumpfkurs mitzutragen. Schon gar nicht, sollte es ernsthafte Überlegungen geben, den Kader weiter zu schwächen. Im Gegenteil: Baumgart fordert Winter-Verstärkungen auf Bundesliga-Niveau. Nun können sich die FC-Bosse überlegen, wie sie das hinkriegen.

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