Timo Schultz ist beim 1. FC Köln auch als Psychologe gefragt. Der Trainer muss es schaffen, in die Köpfe der Spieler zu kommen und sie wieder von ihren eigenen Stärken überzeugen.
Wenn ein Trainer nicht mehr hinreichend von seiner Mannschaft überzeugt ist, wie sollen es dann die Spieler selbst sein? Steffen Baumgart hatte kurz vor Ende seiner Amtszeit daran gezweifelt, den Klassenerhalt mit dem FC zu schaffen. Andernfalls wäre der Trainer wohl heute noch bei den Geißböcken im Amt.
Insbesondere in Baumgarts letzten Wochen war die Verunsicherung dabei von dem 52-Jährigen merklich auf seine Mannschaft übergeschwappt. Bezeichnend: Vor allem nach Rückschlägen haben es die Kölner in dieser Saison kaum mehr geschafft, sich wieder aufzuraffen. Dabei war der FC in den Jahren zuvor unter Baumgart noch der Comeback-König der Liga gewesen. Nach einem Rückstand holten die Kölner in dieser Saison bislang aber überhaupt nur einen Punkt (in Bochum).
Schultz legt großen Wert auf Mental-Training
Timo Schultz ist daher nun gefordert, seinen Spielern neues Selbstvertrauen einzuimpfen und gleichzeitig mögliche Strategien an die Hand zu geben, nach einem Rückschlag nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. “Der Kopf spielt dabei eine große Rolle und jeder Spieler geht unterschiedlich damit um”, erklärte der Trainer am Donnerstag. Schultz will dabei vor allem die älteren Spieler mit in die Verantwortung nehmen.
Mit dem 46-Jährigen hat der FC dabei ganz bewusst einen Trainer verpflichtet, der bei seiner Arbeit mit der Mannschaft viel Wert auf die mentale Komponente legt. “Der größte Mentaltrainer ist der Fußballtrainer selbst”, sagte Schultz vor dem Spiel beim VfL Wolfsburg. Dabei will Schultz weg von dem Image, dass man nur zu einem (Sport-)Psychologen gehe, wenn man Probleme hätte. “Wenn man mit einem Sportpsychologen arbeitet, soll Leistungsoptimierung stattfinden. Ich mag die Vorstellung von der roten Couch für die Spieler überhaupt nicht.”
FC bietet sportpsychologische Hilfe an
Schon seit vielen Jahren bietet der FC seinen Spielern mit Moritz Anderten die Möglichkeit an, mit einem Sportpsychologen zu arbeiten. Der studierte Sportwissenschaftler steht bei vielen Trainingseinheiten mit auf dem Platz und beobachtet das Verhalten der Spieler. Den FC-Profis steht es dabei frei, das Angebot anzunehmen.
“Körperlich, technisch und taktisch sind Athleten in der Weltspitze annähernd gleich gut. Es geht daher um die Frage, wer in Stresssituationen den Kopf und die Emotionen so zusammenkriegt, dass er sein Vermögen im entscheidenden Moment abrufen kann”, sagte Anderten kürzlich gegenüber dem General-Anzeiger Bonn.
Schultz will seine Spieler dabei ermutigen, das Angebot anzunehmen. “Die Spieler müssen verstehen, dass das eine Hilfe sein kann. Wir wollen ihnen Tools mit an die Hand geben, damit sie stabil bleiben.” Für den FC-Trainer sei die mentale Arbeit “ein Punkt im Fußball, der deutlich zu wenig trainiert wird.” Während von klein auf viel Wert auf Technik, Taktik und Ausdauer gelegt wird, käme die Arbeit für den Kopf deutlich zu kurz.
In anderen Sportarten wird die mentale Arbeit dabei längst groß geschrieben, der Fußball jedoch hinkt dabei noch merklich hinterher. Dabei kann damit auch der Umgang mit individuellen Fehler, die den FC in dieser Saison schon um zahlreiche Punkte gebracht haben, geschult werden. Mit diesem Training will sich der 1. FC Köln in Zukunft selbst stärken. Denn auf dem Transfermarkt geht es schließlich nicht.
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