Dieter Prestin am Sonntag gegen Bayer Leverkusen im RheinEnergieStadion. (Foto: Bucco)

Dieter Prestin am Sonntag gegen Bayer Leverkusen im RheinEnergieStadion. (Foto: Bucco)

Fragwürdige FC-Analyse: Prestin gesteht falsches Spiel

Dieter Prestin hat sich erneut zu seinen Ambitionen beim 1. FC Köln geäußert. Dabei gestand der ehemalige FC-Profi, mit dem amtierenden Vorstand ein falsches Spiel getrieben zu haben. Zudem überraschte er mit seiner Sicht auf die Kölner Niederlage gegen Bayer Leverkusen.

Dieter Prestin will mehr Sportkompetenz im Vorstand des 1. FC Köln sehen. Der einstige Deutsche Meister und DFB-Pokal-Sieger strebt nach der Macht bei den Geißböcken. Daraus macht der mittlerweile 67-Jährige gar keinen Hehl mehr. Am Mittwoch will sich der ehemalige Abwehrspieler mit einigen Mitstreitern treffen und besprechen, wie es mit dem FC weitergehen soll.

Zuvor trat Prestin im Podcast Dreierkette Köln um Moderator Martin Schlüter auf. Was er dort sagte, dürfte jedoch nur bedingt dazu beigetragen haben, sein Profil zu schärfen. Der gebürtige Hürther zeigte sich weder diplomatisch noch versöhnlich, und auch mit seiner sportlichen Analyse des FC-Spiels gegen Bayer Leverkusen sorgte er in der Podcast-Runde eher für Verwunderung. Und das, obwohl Prestin eigentlich für mehr Sportkompetenz beim FC stehen will.

Prestin hätte gegen Leverkusen auch in Unterzahl hohes Pressing sehen wollen

Die 0:2-Niederlage des FC gegen Leverkusen bewertete Prestin als Folge einer falschen Taktik. Nach der Roten Karte von Jan Thielmann hätten die Geißböcke trotz Unterzahl gegen den spielstarken Gegner “die ganze Kette 20 bis 30 Meter weiter nach vorne schieben und wieder Pressing spielen” müssen. Timo Schultz hätte seine Mannschaft “viel zu tief” gestaffelt, man habe nicht den Willen gesehen “die Leverkusener unter Druck zu setzen, um vielleicht noch den Ausgleich oder sogar den Sieg zu schaffen”.

Ob eine solche Taktik freilich gut gegangen wäre gegen spielerisch überlegene Leverkusener, die in dieser Saison sogar den FC Bayern eiskalt ins offene Messer hatten laufen lassen? Für Prestin kein Argument: “In unserer Situation hätten wir die Chance nach vorne suchen müssen. Ich bin total unzufrieden, dass wir nicht gieriger, aggressiver und bissiger agiert haben.”

Für Prestin ist Leverkusen das wahre Derby

Darüber hinaus hatte Prestin bereits im Vorfeld gestört, dass der 1. FC Köln das Derby gegen Bayer Leverkusen nicht als solches angesehen hätte. “Ich wehre mich gegen dieses ‘kleine Nachbarschaftsderby'”, sagte der dreifache Pokalsieger und überraschte mit seiner Einschätzung zum Stellenwert im Vergleich zum Derby gegen Borussia Mönchengladbach: “Zu unserer Zeit war Leverkusen ein Feind-Gegner. Da ging es nicht um Mönchengladbach. Jetzt redet jeder über das große Derby Mönchengladbach und das kleine Derby Leverkusen. Für uns galt gerade hier am Rhein: Wir können alle Spiele verlieren, aber nicht gegen Leverkusen.”

Diese Aussage sorgte auch in Fan-Kreisen für Verwunderung. Schließlich spielte Prestin in den 70er- und 80er-Jahren für die Geißböcke und damit zu einer Zeit, in der sich der FC und die Borussia in der Bundesliga heiße Duelle um die Deutsche Meisterschaft lieferten, während Leverkusen zunächst noch in der Zweiten Liga spielte. Unvergessen ist für viele Fans die Saison 1977/78 mit dem Showdown am letzten Spieltag, dem Fernduell zwischen den Erzrivalen vom Rhein und Niederrhein. In dieser Saison wurde Leverkusen Achter – in der Zweiten Liga.

Mir war bewusst und es war auch eingeplant, dass Werner Wolf den Termin dann absagt

Dieter Prestin

Vor allem ging es Prestin im Podcast aber erneut um seine künftige Rolle bei den Geißböcken. Diese hatte er bereits öffentlich in einem scharf formulierten Interview eingefordert, woraufhin FC-Präsident Werner Wolf ein geplantes Treffen mit dem Ex-Spieler per WhatsApp-Nachricht abgesagt hatte. Prestin gestand nun, dass er diese Absage bewusst habe provozieren wollen.

“Ich wollte mit einem heftigen Artikel in einer Münchner Zeitung bewusst eine Schärfe reinbringen, um klarzumachen, dass wir uns nicht nur zwei Stündchen auf einen Kaffee treffen. Ich wollte Werner Wolf unter Druck setzen”, erklärte Prestin überraschend und fügte sogar noch hinzu: “Mir war bewusst und es war auch eingeplant, dass Werner Wolf den Termin dann absagt.” Ob ein solch kalkuliert provokantes Verhalten seine eigene Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit im Bestreben nach Hilfe für den FC eher konterkariert, ließ Prestin hingegen offen.

Ich will nicht den Vorstand stürzen, aber…

Dieter Prestin

Dafür bestätigte der Wahl-Münchner (lebt seit 15 Jahren in der bayrischen Landeshauptstadt), dass er beim FC nach der Macht strebe und den Club mit einem Team von insgesamt zwölf Unterstützern übernehmen wolle. Dafür werde man sich an diesem Mittwoch erstmals in vollständiger Runde treffen und über die nächsten Schritte beraten. “Es stellt sich uns nicht erst die Frage, was wir 2025 tun wollen (wenn das Präsidium neu gewählt wird, Anm. d. Red.). Es stellt sich schon die Frage: Was passiert, wenn der FC absteigt? Ist dann der Vorstand noch zu halten? Ich will nicht den Vorstand stürzen, aber am Ende heißt es: Wir müssen vorbereitet sein.”

Einen Putsch plant Prestin also nicht, sehr wohl aber will er sich mit seinem Team frühzeitig als Alternative präsentieren. Doch wie soll diese Alternative aussehen? Prestin will offenbar ändern, dass sich das Präsidium künftig wieder sehr wohl in das operative Geschäft einmischen darf. “Es ist an der Zeit etwas zu verändern – und zwar ganz oben. Ich muss von ganz oben sagen können: Ist der Sport-Geschäftsführer der richtige? Ist der Trainer der richtige? Ist das System das richtige?”

Prestin als Sport-Vorstand?

Prestin sieht sich daher als künftiger Sport-Vorstand in einer neuen FC-Führungsstruktur. “Wenn man mich haben will, würde ich nach Köln zurückziehen. Ich bin bereit Verantwortung zu übernehmen und würde mich ausschließlich um den Sport kümmern wollen. Ich möchte von oben den ganzen Unterbau – Geschäftsführer, Trainer, Nachwuchs – steuern.” Also eigentlich – bis auf die Besetzung des Sport-Geschäftsführers selbst – all die Aufgaben, die in der aktuellen Struktur eben jener Sport-Geschäftsführer verantwortet, beauftragt vom Präsidium.

Doch Prestin will diese Verantwortung wieder im Präsidium des e.V. sehen und nicht in der Geschäftsführung der ausgelagerten Lizenzabteilung. Sein Ziel: “die fehlende Fußballkompetenz wieder beim FC unterbringen”. Offen blieb im Podcast jedoch, ob allein eine Spieler-Vergangenheit beim FC dafür ausreichen würde, sich für diesen Posten zu qualifizieren.

Prestin will wieder Manndeckung beim FC sehen

Denn Prestin sprach nach seiner Leverkusen-Analyse auch noch darüber, “dass ich mir doch überlegen muss, wohin sich der Fußball entwickelt und dass ich dann an den nötigen Stellschrauben dafür drehen muss”. Als Beispiel nannte Prestin dafür das heutige Abwehrspiel im modernen Fußball, welches ihn störe. “Früher spielte man Mann gegen Mann, insbesondere bei Standards. Heute spielt man im Raum und jeder kommt irgendwo ein halbes Sekündchen zu spät. Abwehrspieler müssen Abwehrspieler sein und nicht nur gut in der Spieleröffnung.”

Mit dieser Meinung einer Rückkehr zur Manndeckung dürfte sich Prestin bei Vertretern des heutigen Profifußballs eher keine Freunde machen. Sollte er sich im Herbst 2025 mit einem eigenen Team zur Wahl für das künftige FC-Präsidium zur Wahl stellen, werden aber freilich die FC-Mitglieder das Wort haben und darüber entscheiden, ob Prestin und seine Mannschaft die richtigen Ideen für eine erfolgreiche FC-Zukunft haben.

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