Jeff Chabot und Florian Kainz mit der Mannschaft bei den Fans. (Foto: Bucco)

Jeff Chabot und Florian Kainz mit der Mannschaft bei den Fans. (Foto: Bucco)

Die Stimmung kippt: Das sagten die Ultras den FC-Spielern

Die Fans des 1. FC Köln verlieren die Geduld mit ihrer Mannschaft und der Führungsetage. Nach der Pleite gegen Darmstadt 98 (0:2) kippte die Stimmung in Müngersdorf. Wie geht es jetzt weiter?

Aus Müngersdorf berichten Sonja Gauer und Marc L. Merten

Wieder waren 50.000 Zuschauer nach Müngersdorf gekommen. Nach dem glücklichen, aber emotionalen 2:1-Last-Minute-Sieg gegen Bochum vor zwei Wochen wollten die Anhänger des 1. FC Köln am Samstag gegen Darmstadt erneut allen Grund zum jubeln haben. Am Ende hatten sie allen Grund ihrer Enttäuschung freien Lauf zu lassen.

Der FC hatte einmal mehr auf ganzer Linie enttäuscht, und so übertrug sich die schlechte Leistung auf dem Rasen auf die Stimmung der Fans auf den Tribünen. Schon zur Halbzeit kassierten Mannschaft, Trainerteam und Führungsetage ein gellendes Pfeifkonzert und “Wir wollen euch kämpfen sehen”-Rufe. Nach dem Abpfiff wurde es dann noch deutlicher.

Ultras zitieren Spieler zu sich

Als das 0:2 offiziell war, rief Timo Schulz seine Spieler noch auf dem Rasen zusammen und hielt eine kurze Ansprache. Da erschallte bereits das nächste Pfeifkonzert von den Rängen. Die Fans hatten “die Schnauze voll” und teilten dies lautstark mit. Es folgten “Keller-raus”-Rufe (der GEISSBLOG berichtete) – und ein harter Weg für die Spieler.

Denn nach Schultz’ Ansprache mussten die Spieler in Richtung Südkurve, manche taten dies sichtlich unwillig. Kapitän Florian Kainz ging voran, doch zunächst blieben alle Spieler an der Strafraumgrenze stehen. Führende Ultras jedoch forderten die FC-Profis mit deutlichen Gesten auf, sich zu stellen und an den Zaun zu kommen. Dies taten die Schultz-Schützlinge schließlich nach kurzem Zögern.

Fans wollen Spieler erstmal nicht mehr sehen

Als die Mannschaft neben dem Tor Position bezogen hatte, gab es deutliche Worte zu hören von der aktiven Fanszene, ehe die Spieler mit klaren Handbewegungen fortgeschickt wurden. Max Finkgräfe wurde von einem Ultra noch kurz tröstend in den Arm genommen, dem Youngster kann man in dieser Saison den geringsten Vorwurf machen. Faride Alidou hingegen ging anschließend nachdenklich und offenbar tief in Gedanken in Richtung Kabine.

“Es ist klar, dass die Fans sauer sind und ihren Zorn rauslassen”, sagte Kainz später. “Das ist verständlich. Wir sind auch enttäuscht. Aber solche Situationen sind als Fußballer nicht schön. Sie haben gesagt, dass sie nicht zufrieden sind, wir weiter alles raushauen sollen, aber sie uns jetzt erstmal nicht sehen wollen.”

Totales Verständnis! Uns geht es nicht anders, wir sind genauso enttäuscht. Sie haben jedes Recht, ihren Unmut zu äußern.

Timo Schultz

Die Fans hatten den Geißböcken über Monate den Rücken gestärkt, waren im Training aufmarschiert, hatten das Motto “He weed nit resigniert” überall vorangestellt und auch die Kritik anderer Fans aus der Kurve versucht mit neuen Unterstützungen zu übertönen. Doch am Samstag riss ihnen der Geduldsfaden, hatten sie doch einmal mehr von der Mannschaft nichts zurückgekommen.

“Ich kann es verstehen”, sagte hinterher Timo Hübers. “Wir gehen auch nicht zufrieden in die Kurve. Für uns war es auch ein Scheiß-Nachmittag. Es ist legitim, dass mal blödere Worte fallen.” Auch Timo Schultz äußerte “totales Verständnis. Uns geht es nicht anders, wir sind genauso enttäuscht. Sie haben jedes Recht, ihren Unmut zu äußern. Über große Strecken des Spiels haben sie uns unterstützt und daran geglaubt, dass ein Bochum-Moment nochmal möglich ist. Das geht nur nicht jedes Spiel.”

Jetzt droht dem FC der Abstieg zuhause

Nun geht es für die Geißböcke in einer Wochen zum 1. FSV Mainz 05. Vier Spieltage vor Schluss bleibt nicht nur die Frage, ob der FC den Abstiegskampf bereits verloren hat, sondern auch, ob die Geißböcke womöglich in einem Heimspiel absteigen könnten. Denn nach dem Duell in Mainz geht es noch zwei Spiele hintereinander nach Müngersdorf – gegen Freiburg und gegen Union. Sollte dann die Wende nicht mehr gelingen, könnte der Abstieg schon vor dem letzten Spieltag in Heidenheim feststehen. Dann dürften die Fans noch deutlicher ihren Unmut zeigen.

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