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Wahlkampf statt Ruhe: So schadet der Mitgliederrat dem FC

Auf dem Mitglieder-Stammtisch wurden viele Fragen beantwortet. (Foto: Bucco)
Auf dem Mitglieder-Stammtisch wurden viele Fragen beantwortet. (Foto: Bucco)

Der Mitgliederrat des 1. FC Köln vollzieht einen Bruch mit dem Vorstand. Die Kritik am Präsidium ist berechtigt, kommt aber viel zu spät. Der jetzige Zeitpunkt ist vielmehr verheerend und zeigt, dass so manches Gremienmitglied schon an die eigene Wiederwahl denkt.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Es geht die Angst um im Mitgliederrat. Zweieinhalb Monate vor der Wahl eines neuen Mitgliederrates droht so manchem Gremienmitglied, welches sich zur Wiederwahl stellen will, ein böses Erwachen. Denn viele Fans sind enttäuscht und zutiefst unzufrieden mit der Arbeit des Rates, dessen Aufgabe es eigentlich ist, den Vorstand zu kontrollieren.

Monatelang aber hatte der Mitgliederrat zur Arbeit des Vorstands geschwiegen. Kritik an Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich wurde nur sehr moderat geübt. Rund um die Transfersperre wollte sich insbesondere der Vorsitzende, Ho-Yeon Kim, nie aus der Deckung wagen. Lange hieß es stattdessen, man sei ja nur ein Kontrollorgan, das nicht nach außen kommunizieren müsse.

Wo war die Kritik, als sie nötig war?

Umso überraschender kam nun am Samstag quasi aus dem Nichts der Newsletter mit scharfer Kritik am FC-Vorstand. Und man fragte sich: Warum erst jetzt? Ja, es gibt viele Gründe, den FC-Vorstand für das Versagen im Kampf gegen den Transfersperre zu kritisieren. Ja, auch der Vorstand hat fast absurd viel falsch gemacht in den fast zwei Jahren zwischen der Verpflichtung von Jaka Cuber Potoncik und dem finalen Urteil des CAS. Und ja, es ist die Aufgabe des Mitgliederrates, Kritik zu üben und den Vorstand zu kontrollieren.

Doch die Frage muss erlaubt sein: Warum hat der Mitgliederrat diese Kritik nicht schon in den letzten Monaten und Jahren derart offen und deutlich vorgebracht? Warum erst jetzt, im Juli 2024 und damit zwei Wochen nach Beginn der Vorbereitung, warum erst dreieinhalb Wochen nach dem Mitglieder-Stammtisch, warum erst ein halbes Jahr nach dem CAS-Urteil? Warum erst jetzt, da der Club versucht, wieder nach vorne zu schauen und eine Aufbruchstimmung für die 2. Liga hinzubekommen?

Politisches Manöver vor der Wahl

Die Antwort ist wohl einfach: Weil in zweieinhalb Monaten die Wahl zum neuen Mitgliederrat ansteht und so manchem Gremienmitglied die Felle davonschwimmen. Vor drei Jahren waren die damals amtierenden Mitgliederräte für ihre Leistung abgestraft worden und teils nur knapp wiedergewählt worden. 2024 droht ihnen ein ähnliches Schicksal. So ist dieser jetzige Newsletter nichts anderes als ein politisches Manöver, um sich zumindest nicht sagen lassen zu müssen, man habe keine Kritik geübt.

Dass man zuvor aber monatelang geschwiegen hatte, jahrelang sogar lieber den Vorstand gestützt hatte, als ihn öffentlich anzuzählen und zu besserer Arbeit aufzufordern, steht auf einem anderen Blatt. Und so kommt diese Kritik, obwohl inhaltlich in vielen Belangen richtig, schlicht zu spät und schadet mehr, als dass sie hilft. Die Zeit zur offenen Debatte war da, doch der Mitgliederrat hat lieber geschwiegen. Jetzt sollte es endlich wieder um den Sport gehen.

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