Noch glücklos, aber: Dieser FC kann es weit bringen

Der 1. FC Köln betreibt auch bei Fortuna Düsseldorf absurden Chancenwucher und lässt weitere Punkte liegen. Dennoch kann es keinen Zweifel geben: Wenn der FC weiter solche Leistungen abruft, kann diese Saison noch weit führen.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Es gibt eine Statistik, die zeigt, wie stark der 1. FC Köln wirklich ist. 28:10, 23:9, 24:6, 33:9, 23:12 – so sahen die Torschuss-Statistiken in fünf der bisherigen sechs Ligaspiele der Saison aus. Nur beim FC Schalke 04 wies der FC nach 90 Minuten weniger Torschüsse auf als der Gegner (11:15). Und das auch nur, weil die Geißböcke nach 65 Minuten komplett den Faden verloren hatten.

Man erinnere sich: In der letzten Saison hatten die Geißböcke im letzten Drittel nicht gewusst, wie sie überhaupt zum Abschluss kommen sollten. Hilflos und ohne jede Ideen waren sie unter Steffen Baumgart und Timo Schultz auf das gegnerische Tor zugelaufen, nur um dann spätestens am Strafraum jede Orientierung zu verlieren. Es war kummervoll mitanzusehen.

Zahlreich klug herausgespielte Torchancen

Nun spielt der FC freilich nicht mehr in der Bundesliga, sondern im Unterhaus. Doch die Gegner stellen sich häufiger hinten rein, lassen den FC kommen, überlassen dem Favoriten mehrheitlich den Ball. Eigentlich etwas, womit die Geißböcke in der Vergangenheit nur wenig anfangen konnten. Selbst das Spiel machen? Selbst von hinten raus kombinieren und den Gegner auseinanderspielen? Das galt jahrelang als Kölner Schwäche.

Doch genau das ist jetzt anders. Insgesamt hat der FC in dieser Saison bislang 52 Prozent Ballbesitz. Gegen Düsseldorf waren es in den ersten 45 Minuten sogar 58 Prozent. Dennoch feuerte der FC in schöner Regelmäßigkeit auf das gegnerische Tor. Und das nicht aus aussichtsloser Position. Die Chancen waren reihenweise Hochkaräter. Und sie waren zahlreich klug herausgespielt. Wann hat es das zuletzt gegeben, dass der FC so überlegen war, einzig seine Torchancen nicht nutzte?

Der FC kann jedes Team der Liga dominieren

Natürlich steht unter dem Strich: Der FC hat bislang nur zwei von sechs Spielen gewonnen, die Gegner treffen mit einer weit höheren Effizienz als die Geißböcke, dafür lassen die Kölner Stürmer katastrophal viele Großchancen ungenutzt. Trotzdem bleibt: Dieser 1. FC Köln hat bislang jeden Gegner dominieren können Von Hamburg bis Schalke, von Magdeburg bis Düsseldorf. Viel bessere Mannschaften als den HSV und die Fortuna gibt es nicht in der Liga, und diese konnten von Glück sagen, dass sie vom FC nicht abgeschossen wurden.

Der FC muss diesen Weg konsequent weitergehen, darf sich von den jüngsten Rückschlägen nicht aus dem Konzept bringen lassen. Dann kann es in den nächsten Monaten noch weit nach oben gehen. Der Saisonstart hat gezeigt, dass die Mannschaft sich gegen jedes Team der Liga über 20 Torschüsse erarbeiten kann. Was bislang fehlt, sind die nötige Ernsthaftigkeit und Qualität im Abschluss. Doch in den letzten Jahren wusste der FC häufig nicht einmal, wie er zum Abschluss kommen sollte. Nun gibt es diese Abschlüsse zuhauf. Jetzt muss nur noch der Knoten platzen.