Der 1. FC Köln kann einfach keine Ruhe bewahren. Kaum läuft es sportlich, fliegt dem Club der Laden auf Führungsebene wieder um die Ohren. Das Aus von Markus Rejek wirft so viele Fragen auf, dass Vorstand und Geschäftsführung wieder in Erklärungsnot geraten.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Markus Rejek verlässt den 1. FC Köln aus freien Stücken, obwohl er gerade erst zahlreiche Veränderungen angestoßen hat. Die Entscheidung lässt tief blicken, denn sie bestätigt die Risse, von denen Geschäftsführung und Vorstand lange hatten ablenken wollen. Der Vorstand, selbst angeschlagen, muss nun entscheiden, wie es weitergeht.
Dass Markus Rejek und Christian Keller sich vom ersten Tag an nicht verstanden hatten, ist ein offenes Geheimnis. Das konnten die beiden Geschäftsführer auch nie aus dem Weg räumen. Allen Beteuerungen zum Trotz war der Konflikt der beiden Alpha-Tiere auf der Geschäftsstelle ein ständiges Gesprächsthema.
Darum verwundert Rejeks Aus
Der Vorstand hatte Rejek vor dessen Verpflichtung Versprechungen gemacht, die dann nicht eingehalten wurden. Keller wiederum war nicht bereit, die Verantwortung für einzelne Bereiche an Rejek abzugeben. So war das Problem geschaffen, noch ehe die neue Dreier-Geschäftsführung ihre Arbeit so richtig aufgenommen hatte. Insofern war es ein Scheitern mit Ankündigung.
Trotzdem verwundert Rejeks Aus und der Zeitpunkt der Verkündung. Erstens, weil die Geißböcke es mal wieder schaffen, ein solches Beben vor Weihnachten zu platzieren und der Club auf diese Weise mit einer selbstgemachten Unsicherheit in die Feiertage geht. Zweitens, weil es sportlich gerade gut läuft und der FC negative Meldungen eigentlich überhaupt nicht gebrauchen kann. Und drittens, weil Rejek eigentlich noch mehrere Großprojekte selbst angeschoben hatte und man sich nun fragen muss: Was jetzt?
Viele Fragen bleiben offen
Insbesondere: Wer übernimmt jetzt die Verantwortung für den Aufbau eines eigenen Vermarktungs-Teams, das ab Sommer 2026 die Arbeit von Infront übernehmen soll? Zur Erinnerung: Der FC will in einem ersten Schritt 10 bis 15 neue Mitarbeiter einstellen, um in anderthalb Jahren die komplette Vermarktung selbst vornehmen zu können. Keine kleine Aufgabe, die nun aber ohne den Marketing-Geschäftsführer laufen muss.
Da verwundert es schon, dass der Vorstand nicht einmal versuchte Rejek umzustimmen. Oder war das Präsidium selbst unzufrieden mit der Arbeit des Marketing-Experten? Welche Rolle spielte die gerade erst vollzogene Verlängerung mit Keller, die eigentlich hatte im Geheimen bleiben sollen? Und darf der Vorstand es sich tatsächlich herausnehmen, nun wieder einen neuen Geschäftsführer zu suchen, obwohl alles darauf hindeutet, dass das Trio um Präsident Werner Wolf nicht über den Herbst 2025 hinaus im Amt bleiben wird?
Antworten zwischen den Zeilen
Fragen, die erst einmal unbeantwortet bleiben dürften – wie so häufig beim FC. Doch manchmal sind es eben nicht die Antworten, die am aufschlussreichsten sind, sondern das, was nicht gesagt wird. So dürfte Rejek ganz bewusst in der Pressemitteilung auf eine Erklärung seiner Gründe verzichtet – und Wolf ganz bewusst auf ein nüchternes Statement ohne Empathie und Bedauern gesetzt haben. Was bleibt, ist ein Führungskrach zur Unzeit.
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