Pyro-Wahnsinn: Sechsstellige Strafe droht – oder gar mehr?

Der 1. FC Köln muss nach dem Spiel bei Borussia Dortmund eine hohe Strafe durch den DFB befürchten. Dass bei der Pyro-Show der Fans ein Kameramann offenbar verletzt wurde, könnte das Strafmaß zusätzlich beeinflussen.

Eigentlich brannte die Gästekurve am Samstagabend im Signal Iduna Park über die gesamten 90 Minuten. Kaum eine Minute verging, ohne dass nicht eine weiße oder rote Pyro-Fackel entzündet wurde. Immer wieder erleuchteten gleich dutzende Stangen gleichzeitig.

Wer den Deutschen Fußball-Bund kennt, der weiß: Das Strafmaß orientiert sich an der Anzahl Fackeln, und die wurden bereits während des Spiels vorläufig durchgezählt. Dabei soll eine Zahl von knapp über 100 zusammengekommen sein. Das bedeutet: Da jede Fackel pauschal 1.000 EUR kostet, dürfte die Rechnung durch den DFB für dieses eine Spiel bei über 100.000 Euro liegen.

Kameramann verletzt – Polizei ermittelt

Gut, dass der FC ja bekanntlich im Geld schwimmt – da können sich die FC-Oberen die Extravaganzen ihrer Fans locker leisten… Ironie beiseite, könnte dieser Betrag sogar noch steigen. Denn neben der Pyro-Show an sich geht es auch um einen Kameramann des Bezahlsenders Sky, der sich während des Spiels in ärztliche Betreuung begeben musste. Auch dafür könnte der DFB den FC noch zur Kasse bitten oder im schlimmsten Fall gar weiterführende Sanktionen verhängen.

Die Dortmunder Polizei teilte am Abend mit, dass der Mann “durch die Rauchentwicklung am Auge leicht verletzt” worden sei. Nach GEISSBLOG-Informationen wurde er von einem der Mannschaftsärzte vor Ort betreut und mit Augentropfen behandelt. Erste Berichte, wonach der Mann ins Krankenhaus gebracht werden musste, bestätigten sich zunächst aber nicht. “Der Geschädigte konnte noch während der Spielphase nach ambulanter medizinischer Behandlung vor Ort entlassen werden”, teilte die Polizei mit. “Ein anlassbezogenes Strafverfahren wird eingeleitet.”

Kessler betont erheblichen Schaden für den FC

Der 1. FC Köln hatte nach Schlusspfiff keine weiterführenden Informationen. “Ich habe die Information gerade erst nach dem Spiel bekommen”, sagte Lizenzspieler-Leiter Thomas Kessler nach der Partie. Unabhängig vom Gesundheitszustand des Kameramannes machte er klar: “So etwas darf auf gar keinen Fall passiert. Niemand, der bei so einem Event seiner Arbeit nachgeht, darf von Fans verletzt werden. Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist. Wir werden uns in Ruhe darüber unterhalten und schauen, was passiert ist.”

Weiter betonte Kessler, dass der finanzielle Schaden für die Geißböcke erheblich sein würde. “Das sind Zahlen, die uns wirtschaftlich weh tun. Wir sind im Austausch mit unserer Fanszene.” Ob dieser Austausch etwas bewirken wird, ist jedoch fraglich. Der FC lässt den Ultras seit deren Rückkehr in die Stadien (nach der Corona-Pandemie) praktisch freie Hand in der Kurve, zahlt die Strafen und setzt sich für einen anderen Dialog zwischen Verband und Fanszene ein. Bislang ohne Erfolg.

Nun die Verletzung eines Außenstehenden, die auch für Sportchef Christian Keller ein Problem darstellte: “Es ist nicht gut, dass wir wieder eine sehr hohe Strafzahlung bekommen werden. Und wenn dann auch noch jemand verletzt wurde, geht das überhaupt nicht”, stellte der Sport-Geschäftsführer klar. “Die Grundannahme bei Pyro ist immer: Es darf nichts passieren. Dritte dürfen darunter nicht leiden.”

Der GEISSBLOG meint: Der Deutsche Fußball-Bund hat im Kampf gegen Pyrotechnik im Stadion bei den Strafen gegen die Klubs längst jedes Maß verloren. Doch jede Initiative für kontrolliertes Erlauben von Pyros wird brutal konterkariert, wenn ein unbeteiligter Mensch durch das illegale Abbrennen von Feuerwerkskörpern verletzt wird.