Der 1. FC Köln erringt einen juristischen Sieg im Kampf um den Geißbockheim-Ausbau. Aber wie hilft dieser weiter? Der FC zögert. So droht das Thema ein zentraler Teil des politischen Wahlkampfs in Köln zu werden – mit dem FC als spaltendes Element.
Der 1. FC Köln hat am Samstag bestätigt, dass man im Kampf um den ursprünglich geplanten Geißbockheim-Ausbau “einen wichtigen juristischen Teilerfolg erzielt” habe. Demnach hat das Bundesverwaltungsgericht (BVG) in Leipzig einer FC-Beschwerde gegen die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) in Münster stattgegeben.
Der Hintergrund: Damals hatte das OVG Münster eine Revision gegen das Urteil abgelehnt, welches den Bebauungsplan für das FC-Trainingsgelände im Grüngürtel nichtig gemacht hätte. Das Bundesverwaltungsgericht erklärte nun aber, dass sehr wohl eine Revision zulässig sei. Dies wiederum bedeutet: Es kann nun geklärt werden, ob der gesamte Bebauungsplan wegen eines von der Stadt Köln verschuldeten Formfehlers für unwirksam erklärt werden darf.
Mehr als nur ein juristischer Kleinkrieg
Was zunächst nach einem juristischen Kleinkrieg aussieht, hat für den FC eine große Bedeutung. Das OVG Münster hatte in dem vorliegenden Fall eigentlich nur zu klären, ob bei dem Bebauungsplan umweltbezogene Rechtsvorschriften verletzt wurden. Dies hatte das Gericht verneint. Ein Sieg für den FC? Nein, denn darüber hinaus hatte das OVG auch erklärt, dass bei der Planung der von der Stadt geforderten Kleinspielfelder Fehler begangen seien. Erst wenn diese behoben seien, könne der Bebauungsplan seine Gültigkeit erlangen.
Nun hat der Club dank der BVG-Entscheidung zumindest die Chance, gegen das Urteil des OVG in Revision zu gehen. Und das werden die Verantwortlichen auch tun. “Es ist ja bekannt, dass wir unsere geplanten Erweiterungen für rechtmäßig und zulässig halten”, sagte Geschäftsführer Philipp Türoff. “Umweltrechtliche Bedenken hatte das Gericht in Münster sehr klar vom Tisch geräumt. Aus meiner Sicht sind es keine rechtlichen Gründe, weshalb wir diese Pläne am Geißbockheim bisher nicht umsetzen konnten und auch jetzt nicht können.”
Das ist der neueste Streitpunkt
Die tatsächlichen Gründe sind auch bekannt: Es fehlt der Ratsbeschluss der Kölner Politik, blockiert von den Grünen, der CDU und Volt. Wie der GEISSBLOG aus SPD und CDU erfuhr, gehen die Verantwortlichen der beiden Parteien davon aus, dass die Kölner Regierung kein Interesse daran hat, dem FC in dieser Legislaturperiode noch entgegen zu kommen – und das nicht nur beim Geißbockheim-Ausbau, sondern auch bei der Alternative in Marsdorf.
Der neueste Streitpunkt ist ein Gutachten, das den Wert des Geißbockheims bemessen hat. Das Ergebnis liegt bei rund 40 Millionen Euro. Geld, das die Stadt dem FC bei einem Umzug nach Marsdorf zahlen müsste, um das Geißbockheim städtisch zu übernehmen. Geld, das dem FC als Anschubfinanzierung für den über 100 Millionen Euro teuren Neubau in Marsdorf dienen würde. Doch die Kölner Regierung widerspricht derzeit dem Gutachten, rechnet das Geißbockheim preislich kleiner. So klein, dass ein Umzug nach Marsdorf für den FC finanziell unmöglich wäre.
Regierung verhindert Lösung – bis zur Wahl 2025?
Und der FC? Der schweigt. Der FC-Vorstand will sich zwar auf der Mitgliederversammlung Ende September äußern. Doch längst deutet sich an, dass der FC keine Ergebnisse mehr erzielen wird vor der nächsten Kommunalwahl – und die findet erst im Herbst 2025 statt. Zwei Jahre also könnten die Geißböcke noch verlieren – und dabei, davon geht man in der Politik ebenso wie am Geißbockheim schon aus – in den Mittelpunkt des Kölner Wahlkampfs geraten.
Denn klar scheint inzwischen: Wenn 2024 der Wahlkampf beginnt und bis dahin keine Lösung in der FC-Frage gefunden ist, werden die Parteien den FC zu einem zentralen Bestandteil ihrer Wahlprogramme machen. Die Frage des Ausbaus könnte dann die Stadt spalten. Keine guten Aussichten für den FC. Und das gleich doppelt, denn 2025 wird fast zeitgleich zur neuen Kölner Regierung auch ein neuer Vorstand beim 1. FC Köln gewählt werden. Sollte das amtierende Präsidium 2025 dann nicht noch einmal antreten, wäre es in den Monaten zuvor eine Lame Duck und damit praktisch ohne Einfluss auf die Kölner Politik.
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