Auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln am Mittwoch bahnt sich ein Konflikt zwischen dem Präsidium und dem Mitgliederrat an. Der GEISSBLOG sprach mit dem Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums. Ho-Yeon Kim macht deutlich, was er vom Vorstand erwartet.
Das Interview führte Marc L. Merten
GEISSBLOG: Die Mitgliederversammlung steht an und ist immer eine Zeit des Rück- und Vorausblicks. Wie fällt der Bericht des Mitgliederrates aus?
HO-YEON KIM: „Der 1. FC Köln steht vor großen Herausforderungen. Seit 2021 hat der Club eine neue Strategie, den FC-Matchplan. Jetzt geht es darum, diese Strategie mit viel PS auf die Straße zu bekommen.“
Was bedeutet das?
Wir müssen zusehen, dass wir als e.V. und als KGAA schneller werden. Das Ziel dieses Plans ist, einen Rückstand zur Konkurrenz aufholen. Daher reicht es nicht, dass wir uns genauso schnell entwickeln wie andere Clubs. Wir müssen uns schneller entwickeln. Dabei geht es um viele Themen – sportlich, strukturell, finanziell. Das langfristige Ziel ist in allen sportlichen Handlungsfeldern zu den Top Ten in Deutschland zu gehören, und zwar dauerhaft.
Wenn man nur auf diesen Sommer 2023 schaut, hat man das Gefühl, dass sich der FC eher zurückentwickelt hat und der Rückstand größer geworden ist.
Das sehe ich nur bedingt so. Finanziell haben wir uns nicht zurückentwickelt, weil wir dabei sind alte Verbindlichkeiten abzulösen und keine großen neuen Verpflichtungen aufnehmen. Eine große Rolle haben – auch Corona-geschuldet – die Vorfakturierungen gespielt. Dieses Mittel müssen wir jetzt nicht mehr anwenden. Das ist in meinen Augen ein großer Fortschritt.
Will der FC schneller heilen als andere Clubs?
Wir sind 2019 ein größeres Risiko gegangen, um nach dem Aufstieg den Klassenerhalt zu schaffen. Dann kam Corona. Aus dieser risikoreichen Zeit, verbunden mit großen Ausfällen, resultierten Rückführungen, an denen wir länger zu knabbern haben als andere Clubs.
Wie handhabt der Vorstand diese Herausforderungen?
In finanzieller Hinsicht ist das Präsidium sehr darauf aus, dass die Konsolidierung gelingt. Das finden wir sehr gut. Wir wünschen uns allerdings, dass dabei nicht das Kerngeschäft aus den Augen gerät – und das ist nun mal der Fußball auf einem konkurrenzfähigen Niveau.
Das klingt, dass Sie nicht in allen Bereichen mit dem Vorstand zufrieden sind.
Ich bitte um Verständnis, dass ich unseren Bericht erst bei der Mitgliederversammlung vorlegen werde. Auffällig ist aber, dass der FC beim Matchplan in einigen Bereichen nicht so weit ist, wie wir uns das vorstellen. Die Entscheidungsprozesse und die Umsetzung dauern in unseren Augen vielfach zu lange. Dafür ist der Matchplan für den Gesamtverein zu wichtig.
Wie ist das Verhältnis zwischen Mitgliederrat und Vorstand?
Wir arbeiten in vielen Feldern gut zusammen. Wir haben aber auch in einigen Bereichen unterschiedliche Vorstellungen. Da kommt es zu Reibungen. Ich würde aber sagen, dass man nur so weiterkommt. Wir werden ernst genommen, das hängt aber auch an der Fachlichkeit. Es gibt Bereiche, in denen wir fachliche Kompetenzen einbringen können. Wir haben u.a. Experten in IT, Recht, Politik oder Fanarbeit. Und genau da können wir neben unserer Kontrollaufgabe auch stärker und hochqualifiziert beraten.
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