Ist die Krise des 1. FC Köln vor allem ein Kopfproblem? Steffen Baumgart plant vor dem wichtigen Heimspiel gegen den VfB Stuttgart eine “längere” Mannschaftssitzung, will seinem Team „Sicherheit geben“.
Steffen Baumgart spricht es erstmals aus: „Wir müssen nichts schönreden, das Wort ‚Krise‘ können wir durchaus benutzen. Wir haben aus fünf Spielen einen Punkt geholt – das nennt sich im Fußball dann Krise.“ Mit einer Niederlage gegen den VfB Stuttgart würde sein Team am Samstag sogar den vereinseigenen Negativ-Rekord von 2017 einstellen, als der 1. FC Köln unter Peter Stöger mit einem Punkt aus sechs Partien gestartet war.
Um das zu verhindern, plant Baumgart eine XXL-Sitzung mit seiner Mannschaft. Er kündigt an: „Wir werden am Mittwoch in eine längere Analyse reingehen – reingehen müssen. Es geht darum, alles genau auseinanderzunehmen.“
“Das hat vielleicht mit dem Kopf zu tun”
Der FC-Trainer will in die Köpfe seiner Spieler – und raus der Krise. „Ich sage es sehr ungern, aber: Wir sind im Moment in einer Situation, in der wir schnell aus unseren Abläufen rauskommen, wenn etwas nicht läuft. Das hat vielleicht auch mit dem Kopf zu tun.“
Das 1:2 in Bremen war das beste Beispiel. An der Weser vergeigten die Kölner bereits zum dritten Mal einen Vorsprung, gaben das Spiel nach Werders 1:1-Ausgleich komplett aus der Hand. Die Niederlage hat die Alarmglocken am Geißbockheim so richtig schrillen lassen. Vor allem, weil Bremen der erste Gegner „auf Augenhöhe“ war, wie Sportchef Christian Keller sagte.
Baumgart schaltet nach der vierten Saison-Niederlage in den Krisenmodus, muss herausfinden, warum seine Spieler trotz guter Phasen immer wieder einbrechen. „Es ist ja nicht so, dass wir nicht wissen, was uns stark macht“, erklärt er: „Die Frage ist, ob man diese Stärke auf den Platz bekommt. Das haben wir in jedem Spiel geschafft, aber wir haben auch in jedem Spiel auf einmal nicht mehr so agiert, wie man das tun muss, um ein Bundesliga-Spiel zu gewinnen. Wir hinken den Sachen, die ich mir vorstelle, hinterher. Das muss ich zugeben.“
Der Weg aus dem Tabellenkeller führt durch die Köpfe seiner Spieler. „Dass die Jungs nicht vor Selbstvertrauen strotzen, ist klar“, sagt der Trainer und treibt seine Mannschaft gleichzeitig an: „Das Selbstvertrauen wird nicht größer, wenn man es nicht weiter probiert.“
Baumgarts Kampf gegen die Dominosteine
Bei der Krisen-Analyse will er seinen Profis deswegen vor allem eines vermitteln: Sicherheit. „Es ist nicht schlimm, Fehler zu machen. Du musst nur gucken, wie du es anschließend besser machst. Wenn eine Sache nicht gelingt, kann das nicht wie ein Dominostein sein.“ Die Mannschaft soll Patzer abhaken und weitermachen – nicht umfallen. In den vergangenen Jahren hatte es den FC ausgezeichnet, dass er sich von nichts aus der Bahn werfen ließ. Nicht umsonst hatten die Kölner 2022/23 die meisten Punkte nach Rückstand eingesammelt.
„Wir wissen, dass wir den einen oder anderen Vereinen individuell unterlegen sind“, sagt Baumgart und erinnert: „Aber als Mannschaft hatten wir immer einen sehr guten Auftritt.“ Auch jetzt präsentiere sich seine Truppe als Einheit „und trotzdem gibt es Sachen, die wir einfach verändern müssen. Sonst jammern wir jede Woche, und das Jammern habe ich nicht so gerne. Ich will nicht jede Woche erklären, was nicht läuft.“
Baumgart will die Krisen-Wand einreißen
Was genau der 51-Jährige bei der Teamsitzung ansprechen will, bleibt vorerst geheim. „Das Wichtige ist – und da bin ich froh, dass die Jungs mitziehen –, dass wir die Sachen intern lösen, nicht vor Kameras ansprechen.“
Eines, was Baumgart definitiv von seiner Mannschaft fordert, lebt er selbst vor: Er denkt keine Sekunde an Resignation. „Ich hatte öfter schon Situationen, in denen ich gegen eine Wand gelaufen bin und die Wand hat sich nicht geöffnet. Dann habe ich so lange weitergemacht, bis sich die Wand geöffnet hat. Ich hoffe, dass sie sich jetzt rechtzeitig öffnet.“
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