Der Fehlstart des 1. FC Köln war ein großes Thema auf der Mitgliederversammlung am Mittwochabend. Sport-Geschäftsführer Christian Keller hat seine Transferpolitik ausgiebig verteidigt.
Der Fehlstart des 1. FC Köln in der Bundesliga wirft Fragen auf. Vor allem eine brannte den Mitgliedern auf der Club-Versammlung am Mittwochabend unter den Nägeln: Warum steckt der FC trotz seiner Millionengewinne und gleichzeitiger Verluste von Ellyes Skhiri sowie Jonas Hector nicht mehr Geld in den Kader?
Christian Keller verteidigte seine Transfer-Politik in einer emotionalen Rede. “Ich habe zwei Kritikpunkte immer wieder gehört”, begann der FC-Sportchef: “‘Keller spart den FC kaputt und keiner macht was dagegen.’ Und: ‘Der Kader ist unzureichend besetzt.'” Dazu nach der Sport-Geschäftsführer Stellung.
“Überlebensfähigkeit wäre akut gefährdet”
Zu Punkt eins antwortete Keller: “Es ist total wichtig, dass wir den Kader-Etat massiv reduziert haben.” Vergangene Saison habe man die Ausgaben für die Lizenzspieler um 25 Prozent – konkret 15 Millionen Euro – nach unten geschraubt. Angesichts der 12,4 Millionen Euro Gewinn in der Saison 2022/23 sei klar: Ohne diesen Schritt hätte der FC gar keinen Gewinn gemacht. Keller betonte: “Die Überlebensfähigkeit wäre akut gefährdet gewesen. Das ist keine Polemik, das sind nackte Fakten.”
Zur Etat-Senkung hätte es laut Keller nur zwei Alternativen gegeben. Zum einen Investoren: “Wir sind uns alle einig, dass der FC das nicht machen möchte.” Zudem hätte der Club weiterhin Sponsoren-Gelder aus der Zukunft vorziehen oder neues Fremdkapital aufnehmen können. “Man kann über diesen Punkt streiten”, gab Keller zu. “Wir sagen aber: Wir können das nicht weitermachen – weil unsere größte Aufgabe nicht ein möglichst guter Tabellenplatz im Hier und Jetzt ist, sondern die Überlebensfähigkeit des 1. FC Köln zu sichern.”
Nach anfänglichen kritischen Rufen bekam Keller mehr und mehr Applaus, ging dann zur Kader-Qualität über. Reicht diese nicht für die Bundesliga? “Wir kaufen nicht im höchsten Regal ein”, sagte der Geschäftsführer. “Daraus folgt, dass es einem an Erfahrung im Kader fehlt, man nicht so viel Konstanz abliefert. Ich weiß aber, weil ich die Mannschaft und das Trainerteam jeden Tag sehe: Die identifizieren sich zu 100 Prozent mit dem FC und geben ihr Bestes für diesen Club.”
Keller fordert Vertrauen für Baumgart und Spieler
Keller forderte: “Wir müssen dieser Mannschaft und diesem Trainerteam Vertrauen schenken. Im Fußball wird sehr schnell hinterfragt, in den seltensten Fällen ist das erfolgreich. Wenn man Vertrauen gibt, wird das zurückgezahlt.”
Keller bekannte, dass die Balance zwischen Gesundung und sportlichem Erfolg ein “Drahtseilakt” sei, gab sich allerdings kämpferisch: “Wir werden das hinkriegen, wenn wir zusammenhalten und zusammen agieren. Dann ist die Wahrscheinlichkeit immens hoch, dass wir es diese Saison wieder hinkriegen. Und dass der eine oder andere, der sich einen neuen Stürmer wünscht, nächste Saison zufriedengestellt wird. Ich finde unsere Stürmer übrigens okay.”
Als Finanzchef Philipp Türoff zuvor einen Gewinn von 12,4 Millionen Euro verkündet hatte, rief ein Mitglied rein: “Stürmer kaufen!” Türoff hatte anschließend aber auch erklärt: “Es ist wichtig zu verstehen, dass das Geld nicht einfach bei uns in der Kasse liegt. Sanierung heißt: Das Geld war schon weg, bevor wir es verdient haben.”
Standing Ovations für die Mannschaft
Die Mannschaft und Chefcoach Steffen Baumgart wurden Mittwochabend trotz Krise mit Standing Ovations in der Arena begrüßt, hatten allerdings nur einen Kurzauftritt. Nach Interviews mit Baumgart und Kapitän Florian Kainz sowie der Hymne verließen die Profis nach nicht mal einer Viertelstunde wieder die Halle.
Baumgart erklärte zuvor: “Wir brauchen Punkte. Wir müssen unseren Weg weitergehen und wissen, in was für einer Situation wir sind. Samstag gegen Stuttgart gibt’s die nächste Chance. Die Mannschaft zeigt, dass sie will.” Er versprach: “Wir sind immer noch in der Lage, eine erfolgreiche Saison zu spielen!”
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