Jacob Christensen steht sinnbildlich für die Probleme im Kader des 1. FC Köln, ohne dass der Däne etwas dafür kann. Der 22-Jährige könnte dem FC in der Zukunft sogar noch helfen, nur eben nicht jetzt.
Der Transfer von Jacob Christensen zum 1. FC Köln könnte sich für die Geißböcke noch auszahlen. Das lässt sich Anfang Oktober 2023 noch nicht seriös bewerten. Der Däne macht im Training einen technisch beschlagenen Eindruck, verfügt über ein gutes Passspiel. Ob er sich in der Bundesliga wird durchsetzen können, wird man erst in einigen Monaten, vielleicht sogar erst in ein bis zwei Jahren wissen.
Das Problem von Jacob Christensen: Wäre er mit diesen Erwartungen zum 1. FC Köln gewechselt, er hätte nun alle Zeit der Welt sich in Ruhe zu entwickeln. Doch Christensen wurde von der sportlichen Führung ein Paket um den Hals gehängt, das schon vor einem Jahr einen anderen Neuzugang zu erdrücken drohte.
Der gleiche Transfer-Fehler wie bei Tigges
Vor einem Jahr wechselte Steffen Tigges von Borussia Dortmund zum FC. Der Mittelstürmer sollte, so war die eigentliche Sprachregelung, im Schatten von Anthony Modeste in aller Ruhe zum Bundesliga-Stürmer heranwachsen. Dann aber verkaufte der FC Modeste und holte keinen Nachfolger – und plötzlich musste Tigges sofort ran. Ein Eingewöhnung, ohne Alternativen.
Es ist beachtlich, dass der 1. FC Köln im Sommer 2023 denselben Fehler schon zum zweiten Mal gemacht hat. Diesmal war schon frühzeitig klar, dass Ellyes Skhiri den Club verlassen würde. Und Christian Keller kündigte an, man werde sich um einen Spieler bemühen, der im Bestfall sofort Bundesliga-Niveau habe. Denn, so sagte der Sportchef, es sei wichtig, im Zentrum eine stabile Achse zu haben.
Kaderplanung basiert auf Youngstern
Gekommen ist außer Christensen auf der Sechs niemand. Und wieder muss ein junger Spieler, der noch nicht bereit ist für die Bundesliga, Erwartungen erfüllen, die er nicht erfüllen kann. Das ist nicht Christensens Schuld, das hat die sportliche Führung zu verantworten. Sie hätte wissen müssen, dass der 22-Jährige Monate brauchen wird, um auch nur annähernd eine Alternative zu werden.
Stattdessen wurde die Kaderplanung im defensiven Mittelfeld auf einen 21-jährigen Eric Martel, einen 22-jährigen Denis Huseinbasic und einen 22-jährigen Mathias Olesen herum aufgebaut. Dass Steffen Baumgart Dejan Ljubicic eher im rechten Mittelfeld sieht, war schon seit zwei Jahren bekannt. Und dass Florian Kainz kein Sechser ist, dürfte nach dem Experiment in Bremen auch klar sein.
Keller versucht Christensen nun zumindest verbal näher an das erwartete Leistungsniveau heran zu holen. „Jacob hat sehr gut in der Vorbereitung begonnen, dann aber wegen der hohen Intensität einen Hänger bekommen”, sagte der Sportchef am Samstag. “In den letzten zehn Tagen hat er aber einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht, weshalb ich davon ausgehe, dass er bald seine ersten Minuten bekommen wird.“
Zu erwarten ist, dass Christensen nach dem Derby gegen Leverkusen in der darauf folgenden Länderspielpause wieder in einem Testspiel zum Einsatz kommen wird. Doch insbesondere die fehlende körperliche Härte und Intensität holt man nicht mal eben in ein paar Tagen oder Wochen im Training auf. Für diese braucht es Monate. Und so dürfte eher Martel schneller zurück sein als Christensen eine ernsthafte Option.
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