Allzweckwaffe und Hoffnungsträger: Wird er der wahre Hector-Nachfolger?

Allzweckwaffe, Hoffnungsträger, Identifikationsfigur – und Kapitän der Zukunft? Mit Jan Thielmann hat der 1. FC Köln jemanden in seinen Reihen, der die eigentlich nicht zu ersetzende Club-Legende Jonas Hector auf lange Sicht doch ersetzen könnte.

Gibt es irgendeine Rolle, die dieser junge Mann nicht ausfüllen kann? Jan Thielmann spielte innerhalb von einer Woche vier verschiedene Positionen für den 1. FC Köln. Bei der Heim-Niederlage gegen den FC Bayern München (0:1) hatte er als zweite Spitze neben Davie Selke begonnen und nach der Pause die rechte Bahn neben der Dreierkette beackert. In Darmstadt legte der 21-Jährige nun im rechten Mittelfeld los und rückte zur zweiten Halbzeit in die Viererkette.

Sturm, Mittelfeld, Abwehr – in der jüngeren Vergangenheit gab es beim FC wohl nur einen Akteur, der in sämtlichen Mannschaftsteilen auflief: Jonas Hector. Als Linksverteidiger ist der Ex-Kapitän eine Legende, doch auch im Mittelfeldzentrum bestritt er mehr als 100 Pflichtspiele. Und sein Doppelpack als Mittelstürmer gegen RB Leipzig, ohne den die Geißböcke 2021 abgestiegen wären, bleibt unvergessen.

Thielmann überzeugt sogar als Rechtsverteidiger

Thielmann mag am Freitagabend am Böllenfalltor rein nominell eine Notlösung als Rechtsverteidiger gewesen sein. Seine leidenschaftliche Leistung in den zweiten 45 Minuten hatte dann aber rein gar nichts mit einer Notlösung zu tun. Der gebürtige Föhrener ließ über die rechte Seite nichts zu, grätschte und hatte am Ende – obwohl er die erste Halbzeit in der Offensive verbracht hatte – eine starke Zweikampfquote von 62 Prozent.

Ausgerechnet mit einem gelernten Rechtsaußen in der Viererkette spielte der FC erstmals seit April zu Null und verhinderte die Einstellung des Gegentor-Rekords aus dem Jahr 2020, als die Kölner in 21 Partien in Serie immer mindestens einen Treffer kassiert hatten. Einen werden Thielmanns Allrounder-Qualitäten gewiss nicht überrascht haben: Steffen Baumgart.

Wer den FC-Trainer ins Schwärmen bringen will, der muss ihn nur nach Thielmann fragen. Das war nicht nur im September so, nachdem der 21-Jährige seinen Vertrag verlängert hatte und Baumgart folgendes Loblied sang: “Jan ist durch und durch FC. Er bringt so viel mit, worüber sich jeder Trainer freut. Es ist schön, dass ein Spieler bleibt, der hier den Nachwuchsbereich durchlaufen hat, in dieser Stadt mehr als integriert ist. Wir sollten uns immer freuen, wenn sich solche Jungs für den FC entscheiden.“

Thielmann langfristig gebunden

Während der Kampf um andere Top-Talente teilweise ein zähes Ringen ist, vielversprechende Eigengewächse nach langjähriger Ausbildung im Club gehen, hat sich Thielmann – trotz mehrerer Verletzungspausen bereits 92-facher Bundesliga-Spieler – bis 2026 an den FC gebunden. Der U21-Nationalspieler weckt also auch in Sachen Identifikation bereits leise Erinnerungen an Jonas Hector.

Mit seinem Einsatzwillen ist Thielmann zudem jemand, der seinen Mitspielern Energie liefern und sie besser machen kann. Hinzu kommt seine nicht zu unterschätzende Rolle in der Kabine, wo er gefühlt mit jedem Kollegen kann. “Jan ist ein wichtiger Bestandteil dieser Mannschaft, obwohl er ein sehr junger Spieler ist”, sagte Baumgart zuletzt.

Sollte Thielmann dem FC auch über seinen aktuellen Vertrag hinaus erhalten bleiben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er die Mannschaft mit der Kapitänsbinde am Arm ins RheinEnergieStadion führt. Der Golden-Boy-Kandidat aus dem Vorjahr zählt zweifellos zu den größten Hoffnungsträgern des Clubs – und hat das Zeug, in die eigentlich nicht auszufüllenden Fußstapfen von Legende Hector zu treten.