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Alles nur heiße Luft

Präsident Werner Wolf mit Geschäftsführer Philipp Türoff (hinten). (Foto: Bucco)
Präsident Werner Wolf mit Geschäftsführer Philipp Türoff (hinten). (Foto: Bucco)

Der Deutsche Fußball-Bund zieht seine kompromisslose Linie rücksichtslos durch. Der 1. FC Köln muss dafür bluten. Die Rekordstrafe für die Fan-Vergehen im Gladbach-Derby wird für den Vorstand der Geißböcke zum Problem. Denn dieser gerät nun in Erklärungsnot, wollte er doch eigentlich den DFB von einer anderen Herangehensweise bei Pyrotechnik überzeugen.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Pyrotechnik gehört für viele Fußballfans in der Welt zu einem Teil des Stadionerlebnisses. Eine gekonnte Pyroshow kann eine außergewöhnliche Stimmung erzeugen und zu einem heißen Fußballabend beitragen. Andere Fans hingegen sehen das nicht so, vor allem jene, die schon einmal den Rauchentwicklungen ausgesetzt waren oder gar unfreiwilligen Kontakt mit den heißen Fackeln machen mussten.

Der Deutsche Fußball-Bund hält von Pyrotechnik bekanntermaßen überhaupt nichts. Und weil der DFB seit Jahren auf einen Kollisions- statt auf einen Kompromisskurs mit den Ultras setzt, wundert es nicht, dass der 1. FC Köln nun eine Rekordstrafe von mehr als einer halben Million Euro zahlen muss. Zur Einordnung: Die knapp 600.000 Euro Strafe (für ein einziges Spiel!) entsprechen dem Jahresgehalt so manchen FC-Profis.

Diesem DFB ist jeder Kompromiss egal

Die Strafe ist indirekt auch ein Signal an den 1. FC Köln, mit einem besonderen Gruß an das Präsidium. Seit dem Amtsantritt 2019 ließ der Vorstand stets verlauten, das Problem seien nicht die pyrotechnischen Gegenstände und schon gar nicht die FC-Fans. Das Problem sei der DFB mit seiner Rechtssprechung. Das ist sogar richtig. Das Problem ist nur, dass der 1. FC Köln eben an diese Rechtssprechung gebunden ist – auch wenn sie ihm nicht gefällt. Sie zu verändern, den Strafen-Wahnsinn zu beenden, ist zwar ein hehres und löbliches Ziel. Der DFB hat nun aber klar gemacht, was er von dieser Idee hält: gar nichts.

Die Rekordstrafe für den FC zeigt: Mit diesem DFB wird es keine Lösungen im Sinne der Pyrotechnik geben. Nicht heute, nicht morgen, nicht übermorgen. Keine Sicherheitszonen für kontrolliertes Abbrennen. Kein Entgegenkommen im Sinne der Fankultur. Und auch keine Abschaffung dieser stumpfen Zählung einer jeden Fackel zur Berechnung der genauen Geldstrafe. Die Wahrheit ist: Dieser DFB wird eher wieder Teilausschlüsse von Zuschauern einführen, als dass er sich von dem Null-Kompromisse-Kurs wird abbringen lassen.

Der Dialog ist in beide Richtungen gescheitert

Das bringt den Kölner Vorstand in Erklärungsnot. Denn eigentlich wollten Werner Wolf und Co. den Verband von einem anderen Weg überzeugen. Stattdessen wurden die FC-Verantwortlichen im Gladbach-Derby von den eigenen Fans vorgeführt. Wer einen Beweis dafür gebraucht hat, dass der Vorstand trotz aller Schmeicheleien der letzten vier Amtsjahre keinerlei Einfluss auf die Südkurve hat, dem wurde an diesem Tag geholfen.

Das Ergebnis ist ernüchtern. In der finanziell größten Krise der Vereinsgeschichte entstand die größte Strafe, die jemals gegen den FC oder gegen irgendeinen Verein in Deutschland durch den DFB ausgesprochen wurde. Anders ausgedrückt: Der Dialog des Vorstands ist in beide Richtungen gescheitert. Der Verband interessiert sich genauso wenig für das, was das Präsidium vorschlägt, wie die aktive Fanszene. Alle Gespräche und Worte hatten am Ende also nur die Wirkung einer Pyrofackel: heiße Luft.

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