Timo Schultz wirkt auf den ersten Blick nicht gerade wie ein zweiter Steffen Baumgart. Dennoch soll der neuen Trainer des 1. FC Köln die Spielphilosophie seines Vorgängers fortsetzen.
Die Fans des 1. FC Köln waren begeistert. Endlich lebte ein Trainer den Fußballsport an der Seitenlinie vor und zeigte, dass er ebenso mitfieberte wie die Fans selbst. Steffen Baumgart war die fleischgewordene Motivation, der Antrieb eines neuen FC. Emotionsfußball, wie man ihn sich nicht schöner hätte vorstellen können.
Doch der Glanz ließ sich in den vergangenen Monaten nicht mehr aufrechterhalten. Und so kam es nun zum Trainerwechsel, und Timo Schultz ist ein gänzlich anderer Vertreter an der Seitenlinie – wobei ein ähnlicher Typ wie Baumgart kaum zu finden gewesen wäre. Was Schultz aber weiterhin vermitteln soll und will, ist der Fußball, den man beim FC sehen will.
Zwischen Weiterführung und Umstellung
“Aktiv, aggressiv, vorwärtsdenkend: Die Mannschaft will immer draufgehen und den Ball jagen.” So beschrieb Schultz am Tag seines Dienstantritts die Marschroute, die er seinen Spielern vorgeben will. Was klingt, wie eine Weiterführung des Baumgart-Fußballs, soll genau das sein. Der FC will auch unter dem 46-Jährigen weiterhin attraktiven Fußball spielen respektive sich diesem Ziel wieder annähern, nachdem dies in den vergangenen Monaten nur noch allzu selten geklappt hatte.
Schultz machte keinen Hehl daraus, dass die Weiterentwicklung unter ihm nicht innerhalb weniger Tage möglich sein wird. “Ich muss gucken, an welchen Stellschrauben ich drehen kann, um der Mannschaft Sicherheit zu geben”, sagte der neue Cheftrainer. Es gehe mit Blick auf den Klassenerhalt um Ergebnisse, diese stünden über allem. “Die grundsätzliche Ausrichtung des Vereins habe ich aber auch in mir.”
Schultz hat sich in den vergangenen Tagen diverse FC-Spiele der letzten Wochen angeschaut, hat analysiert, Daten ausgewertet. Nun will er mit seinem Trainerteam in der täglichen Arbeit herausfinden, ob seine Sicht von außen auch der Sicht von innen entspricht. Im Pressing habe er beispielsweise das Gefühl, dass “die Abstände geringer” sein könnten, um wieder schneller, höher und häufiger die Bälle vom Gegner zu gewinnen. Daran will und muss der 46-Jährige nun schnell beginnen zu arbeiten.
Dazu zählt auch, dass er sich schnell auf eine Formation festlegen will – zumindest in einigen Bereichen des Spielfelds. Baumgart hatte praktisch ausschließlich mit einer Viererkette agiert, und so will es auch Schultz belassen. “Der Kader ist eher für eine Viererkette zusammengestellt”, sagte der Baumgart-Nachfolger daher. “Ich will zwar nicht ausschließen, dass wir in manchen Spielphasen mal mit drei Spielern hinten eröffnen. Vielleicht werden wir auch mal mit einer Dreierkette auflaufen. Der Plan ist aber, mit einer Viererkette zu spielen.”
Darüber hinaus will Schultz aber mehr Flexibilität auf den Positionen im Mittelfeld schaffen und vor allem manchem Spieler wieder Vertrauen in seine ursprüngliche Position schenken. “Alle sollten auf den Positionen spielen, auf denen sie sich am wohlsten fühlen”, sagte Schultz und meinte damit wohl auch Kapitän Florian Kainz oder die im Formtief befindlichen Luca Waldschmidt und Dejan Ljubicic. Es gehe darum, “die Spieler so einzusetzen, dass sie sich am besten entfalten können”.
Am Samstag gegen Rot-Weiss Essen wird es die erste Möglichkeit geben zu erkennen, wie Schultz das umsetzen möchte und inwieweit die Spieler dies annehmen. Der 46-Jährige will gerade den Kreativkräften einige Freiheiten geben und auf ihre Eigenständigkeit auf dem Feld setzen. “Es geht um das Besetzen von Räumen und um Flexibilität”, sagte Schultz. “Die Entscheidungskraft der Spieler, in der richtigen Situation das Richtige zu machen, ist wichtiger als die Formation.”
Größte Erfolge im 4-3-1-2
Auf St. Pauli hatte Schultz den größten Erfolg mit einer 4-3-1-2-Formation, wobei die Dreierkette vor der Viererkette flach aufgestellt und die Flügel auch offensiv von den Außenverteidigern unterstützt wurden. Im Angriff spielte eine Doppelspitze vor einem Spielmacher, wobei das Zentrum von einem Stoßstürmer besetzt und von einem spielenden Angreifer unterstützt wurde. Am 13. Januar gegen den 1. FC Heidenheim wird sich zeigen, ob Schultz auch beim FC darauf setzen wird.
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