Nach Steffen Baumgart sucht auch Timo Schultz beim 1. FC Köln händeringend nach einem Torjäger. Gegen Borussia Dortmund versuchte es der Trainer ohne gelernten Mittelstürmer. Eine Taktik mit Perspektive?
Die Tor-Krise des 1. FC Köln wird immer schlimmer. Innerhalb der letzten 450 Spielminuten haben die Geißböcke gerade einmal ein mickriges Törchen erzielen können. Rechnet man die 90 Minuten im Testspiel gegen die zweite bis dritte Garde des VfL Bochum (0:2) hinzu, wird die Bilanz nur noch bedenklicher.
Außer Frage steht, dass elf Tore nach 18 Spielen keine Bundesliga-taugliche Bilanz darstellen. Mal von den drei Treffern gegen Borussia Mönchengladbach abgesehen, hat der FC in 17 Spielen sogar nur acht Tore erzielt. Eine Ausbeute, mit der wohl noch keine Mannschaft in der Liga-Historie die Klasse halten konnte.
Schultz verzichtet auf Mittelstürmer
Wenn dann mit Davie Selke (fünf Tore) auch noch der erfolgreichste Torschütze für mehrere Wochen ausfällt, braucht es schon viel Fantasie, um noch an eine Kölner Wende zu glauben. Doch Timo Schultz übt sich nach seinem durchwachsenen Start mit einem Punkt und einem Torverhältnis von 1:5 weiter in Optimismus.
Dabei hatte auch seine taktische Änderung nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Der Trainer verzichtete nach dem Selke-Ausfall gänzlich auf einen Mittelstürmer und brachte stattdessen Jan Thielmann und Florian Kainz gemeinschaftlich in vorderster Front. Steffen Tigges saß als möglicher Eins-zu-Eins-Ersatz 90 Minuten auf der Bank, Florian Dietz stand derweil gar nicht erst im Kader.
Ohne Stoßstürmer verpufften am Ende die 18 Flanken und auch die 15 Eckstöße auch weitestgehend wirkungslos. Tigges und Dietz jedoch scheinen aktuell im Kölner Krisen-Angriff keine Soforthilfe zu versprechen. Auch im Test gegen Bochum konnten sich beide kaum in Szene setzen. Während Dietz ohne Chance blieb, kam Tigges immerhin zu zwei Abschlüssen. Allerdings konnte der Angreifer zahlreiche Bälle nicht festmachen, was auch Schultz während der Partie lautstark monierte.
“Jeder Spieler hat die gleichen Chancen und kann sich unter der Woche empfehlen – kann sich auch in so einem Testspiel empfehlen, mit Toren”, sagte Schultz nach dem erneuten Torlos-Spiel seiner Mannschaft. “Dann sammelt man Argumente für einen Einsatz.” Wirklich vollgepackt haben dürften die beiden Stoßstürmer ihr Sammelalbum an Argumenten am Sonntag allerdings nicht.
Schultz grundsätzlich zufrieden mit Auftreten
“Jetzt haben wir wieder ein ganze Trainingswoche vor uns bis Wolfsburg, da werden die Karten neu gemischt”, meinte der 46-Jährige am Sonntag, der jedoch grundsätzlich zufrieden mit der Ausrichtung gegen den BVB gewesen war. “Wenn ich das Spiel in der ersten Halbzeit sehe – die Flexibilität, mit der wir aufgetreten sind, die Räume, die wir bespielt haben, wie oft wir vor die letzte Kette gekommen sind – dann war das schon richtig gut.”
Mit Thielmann und Maina hatte der FC den Dortmundern “mit Tempo in der letzten Linie wehtun” wollen. Trotz 51 Angriffen und 15 Schüssen blieben die Kölner aber erneut zu harmlos (xG 1.54). “Schlecht war, dass wir deutlich mehr hätten haben können, wenn wir im letzten Drittel ein bisschen mehr Ruhe gehabt hätten. Schlecht war auch, dass wir kein Tor geschossen haben.”
Ein Fazit, das für den FC in dieser Saison nicht nur gegen Borussia Dortmund galt. Neun Mal blieben die Kölner in der laufenden Spielzeit ohne eigenen Treffer. Am Samstag in Wolfsburg soll kein zehntes Torlos-Spiel hinzukommen. Wer dann für die Tore sorgen soll, wird sich Timo Schultz in dieser Woche gut überlegen müssen.
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