Wertvollstes Team trotz Star-Abgängen? Wo sich Köln in der 2. Liga einordnet

Der Kaderwert des 1. FC Köln ist nach dem Abstieg deutlich abgestürzt, wird durch bevorstehende Abgänge noch weiter sinken. Dennoch könnten die Geißböcke als Marktwert-Spitzenreiter in die neue Zweitliga-Saison starten.

Der Abstieg des 1. FC Köln wird von Untergangsszenarien begleitet. So mancher vermeintliche Experte prophezeit den Geißböcken bereits den Durchmarsch nach unten in die Drittklassigkeit; aufgrund der Transfersperre zähle der FC zu den Abstiegskandidaten der 2. Bundesliga, ist zu lesen. Eine realistische Gefahr? Oder “Populismus”, wie Präsident Werner Wolf es Ende April in seinem Interview auf der Club-Homepage ausgedrückt hatte?

Die Marktwerte des Portals des transfermarkt.de sind zwar nur Schätzungen, liefern aber zumindest eine grobe Einordnung der Kader-Stärken – und sehen den FC trotz eines satten Minus sowie bevorstehender Abschiede im oberen Drittel der 2. Liga.

Abgänge drücken Kaderwert immens

Nach dem Marktwert-Update in dieser Woche wird der Kaderwert der Kölner auf 77,65 Millionen Euro geschätzt (zuvor 93,55). Abgänge sind hierbei allerdings noch nicht berücksichtigt. Die Stuttgart-Wechsel von Jeff Chabot – mit neun Millionen Euro der wertvollste FC-Profi – sowie Justin Diehl wurden bereits bestätigt, zudem soll es Marvin Schwäbe ins Ausland ziehen.

Bekanntlich könnten auch Eric Martel, Jan Thielmann, Timo Hübers, Florian Kainz und Linton Maina dank Ausstiegsklauseln gehen, Davie Selke und Benno Schmitz wiederum besitzen Stand jetzt keinen Vertrag für die kommende Saison. Darüber hinaus ist nicht entschieden, wie es für die ausgeliehenen Luca Waldschmidt und Faride Alidou weitergeht, beide sollen sich nicht in der 2. Liga sehen.

Sollten alle genannten Spieler den FC verlassen, würde die Marktwert-Schätzung um 48,3 Millionen auf nur noch 29,35 Millionen Euro sinken. Plus die sechs Leih-Rückkehrer: Torhüter Jonas Urbig soll mit vier Millionen Euro genauso wertvoll sein wie Schwäbe, ebenfalls hinzu kommen Tim Lemperle, Marvin Obuz, Mathias Olesen, Nikola Soldo und Maximilian Schmid. Sowie weitere Eigengewächse, darunter Jaka Cuber Potocnik. So würde sich ohne sämtliche Wackelkandidaten (Ausstiegsklauseln und keine Verträge) ein Kaderwert von knapp 40 Millionen Euro ergeben.

In der gerade beenden Zweitliga-Saison hätte diese Zahl Platz drei hinter Hertha BSC und dem Hamburger SV (jeweils rund 45 Millionen Euro) bedeutet. Die aktuellen Aufsteiger St. Pauli (33,7 Millionen Euro) und Holstein Kiel (30,6) lagen jeweils ein gutes Stück unter der Kölner Schätzung.

 „Wir waren im letzten Jahr vom Kaderwert bei den unteren sechs Mannschaften (der Bundesliga, Anm. d. Red). In der 2. Liga sind wir unter den oberen sechs. Wir können uns also einen Kader erlauben, der unserem Saisonziel ‚Schnellstmöglicher Wiederaufstieg‘ ein ganz realistisches Fundament gibt“, erklärte Vize-Präsident Eckhard Sauren am vergangenen Wochenende gegenüber dem Express.

Höchster Zweitliga-Kaderwert möglich

Sollte es dem FC gelingen, mindestens zwei bis drei der Profis mit Ausstiegsklausel oder ohne Vertrag zu halten – wovon intern alle ausgehen –, könnten die Geißböcke sogar als Marktwert-Spitzenreiter in die Zweitliga-Saison starten. Es läge dann insbesondere am neuen Trainer, dies in Punkte umzumünzen.

Denn eine hohe Marktwert-Schätzung allein garantiert weder Chancen auf den Wiederaufstieg noch ein sorgenfreies Jahr. Beispielsweise war der FC Schalke 04 im Sommer 2023 mit dem dritthöchsten Wert in die Saison gegangen und hatte lange um den Klassenerhalt bangen müssen.

Köln wird ein ähnliches Schicksal vorhergesagt. Die reinen Zahlen geben dieses Schreckensszenario aber zunächst einmal nicht her. Entscheidend wird fraglos sein, wie viele Wackelkandidaten der FC halten kann – und vor allem, ob es dem neuen Trainer gelingt, eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen.