Christian Keller ist unzufrieden mit den Leistungen des 1. FC Köln. Dazu hat der Sportchef allen Grund. Die Mannschaft stagniert in ihrer Entwicklung. Gerhard Struber ist nun gefordert.
Vier Monate ist es her, seit Gerhard Struber die richtigen Maßnahmen traf, um den 1. FC Köln wieder auf Erfolgskurs zu führen. Die Umstellung auf die Dreierkette war der beste Schritt, um eine zwar spielstarke, defensiv aber völlig verunsicherte Mannschaft zu stabilisieren. Der FC gewann wieder, startete eine Serie und kämpfte sich Woche für Woche in der Tabelle weiter nach oben.
Das Problem: Dabei ging ihr jede Spielstärke verloren. Die Folge: Schon im November und Dezember war immer wieder vom „Ritt auf der Rasierklinge“ die Rede. So auch jetzt. Doch jetzt ist der FC abgerutscht und hat sich dabei ordentlich ins eigene Fleisch geschnitten. Die richtigen Ergebnisse hatten lange Zeit die spielerisch weitgehend dünnen Leistungen übertüncht. Doch jetzt fehlen auch die Ergebnisse.
In der Halbzeit besprochen – aber nicht umgesetzt
Nach dem 0:1 beim Karlsruher SC sagte Christian Keller daher offen: „Selbst wenn es beim 0:0 geblieben wäre, hätten wir nicht zufrieden sein können, weil wir spielerisch weit unter unseren Möglichkeiten geblieben sind“, erklärte der Sportchef. Nur ein „wieder einmal“ hatte in Kellers Ausführungen gefehlt. Denn die Wahrheit lautet: Auch vier Monate nach der Umstellung auf die Dreierkette entwickelt sich der FC spielerisch nicht weiter.
Ein Stillstand, der inzwischen mit schlechten Ergebnissen bestraft wird – und für den Trainer Struber die Verantwortung übernehmen muss. „Ich glaube schon, dass das Trainerteam die Spieler immer wieder ermutigt hat, nach vorne zu spielen“, sagte Keller über das fehlerhafte Kölner Spiel in Karlsruhe. „Das war auch in der Halbzeit so besprochen. Wir wollten sehr viel spielerisch lösen, aber du musst irgendwann auch mal erkennen, wenn es spielerisch nicht geht.“
Keller-Kritik an Trainerteam oder Mannschaft?
In Karlsruhe hatte Struber nach dem Ausfall von Linton Maina auf zwei echte Spitzen umgestellt, und weil der Rasen im Wildpark zu wünschen übrig ließ, sollten es die Kölner eigentlich mit Flanken probieren. Dabei heraus kam aber gar nichts. „Du spielst mit zwei Stürmern, dann musst du aber irgendwann mehr Frequenz in den Strafraum bekommen. Im Zweifel musst du die Bälle aus dem Halbfeld reinschlagen und auf zweite Bälle gehen. Wir haben versucht in Schönheit zu sterben“, kritisierte Keller.
Klare Worte! Die Frage lautete: Galten sie mehr dem Trainerteam oder der Mannschaft? Wenn das Trainerteam tatsächlich die eigentlich richtige Marschroute zu mehr Flanken vorgegeben hatte, müssen sich alle Beteiligten die Frage stellen, warum die Spieler die Vorgabe ignorierten. Oder aber, ob die Vorgabe, wenn es sie gab, wirklich klar kommuniziert worden war. Schon länger ist beim FC zu beobachten, dass Umstellungen während des Spiels praktisch keine Wirkung haben.
Wir müssen jetzt Strategien entwickeln, wie wir wieder stärker auftreten können
Christian Keller
Im Ergebnis verlor der FC in Karlsruhe bereits sein drittes Ligaspiel in der Rückrunde und liegt in der Rückrundentabelle nur auf Rang elf. Aus der oberen Tabellenhälfte hat nur der KSC in der Rückrunde weniger Punkte geholt als der FC. Und bis auf den Sieg gegen Elversberg konnten die Geißböcke erneut kein einziges der Duelle gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Aufstieg gewinnen.
Steigt nun also wieder – wie in der Hinrunde zum fast identischen Zeitpunkt – der Druck auf Struber? „Ich würde das große Ziel nicht gefährdet sehen“, sagte Keller mit Blick auf den Aufstieg zwar, fügte aber an: „Nichtsdestotrotz entwickeln wir in der Rückrunde noch zu wenig Offensivkraft. Wir haben in den letzten drei Spielen nur einen Punkt geholt gegen Gegner, die – bei allem Respekt – nicht die Sterne vom Himmel gespielt haben. Wir müssen jetzt Strategien entwickeln, wie wir wieder stärker auftreten können.“
Der März wird vorentscheidend sein
Für diese Strategien ist Struber mit seinem Trainerteam verantwortlich. Am kommenden Wochenende muss der FC nach Ulm. Im Hinspiel half ein früher Platzverweis, um dem FC den entscheidenden Vorteil zu geben. Nun müssen die Geißböcke nach drei enttäuschenden Partien das unangenehme Auswärtsspiel beim Tabellen-16. bestreiten, ehe die beiden Spiele anstehen, über die Struber in der Hinrunde fast gestolpert wäre: Darmstadt und Paderborn.
Drei Spiele, die beim FC die Richtung vorgeben werden. Der März wird vorentscheidend sein, in welche Richtung sich die Saison für die Geißböcke noch entwickeln wird. Nach den drei verpatzten Partien zuletzt und den teils erschreckend ideenlosen Leistungen muss sich der FC erneut anpassen. Andernfalls dürfte Struber – aber auch Keller – in Erklärungsnot geraten.
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!