[nextpage title=”Der Flankenhagel und viel Dominanz”]
Drei Spiele, sieben Punkte, dazu Torjäger Simon Terodde an seine Urinstinkte erinnert und trotzdem noch viel Luft nach oben: Der 1. FC Köln kann mit den ersten Zweitliga-Wochen zufrieden sein. Dabei ist der FC noch lange nicht am Limit angekommen.
Köln – Der Name Red Bull sorgt nicht nur bei den FC-Fans in der Republik für fast schon körperliche Schmerzen. Doch der Slogan des Unternehmens, das angeblich Flügel verleiht, war am Samstag im RheinEnergieStadion das Erfolgsrezept. Dennoch bleibt für Markus Anfang noch viel Arbeit.
Das war gut
Simon Terodde profitiere auch davon, dass die Mannschaft nun schon besser funktioniere als noch in den ersten Saisonspielen. So erklärte Markus Anfang die Wandlung des 763-Minuten-torlos-Stürmers in den Torjäger, der er einst war, und gleichzeitig die bittere Rolle für Jhon Cordoba, der nach eigentlich ordentlichen ersten Spielen nun wieder mit der Ersatzbank Vorlieb nehmen muss.
Gut war Teroddes Explosion am Samstag für die Mannschaft, für das Ergebnis und für die allgemeine Zufriedenheit. Vor allem war Terodde aber gut für Kölns Taktik. Insgesamt 26 Flanken segelten von den starken Flügeln in den Sechzehner. Ein wahrer Flankenhagel, den Jannes Horn, Christian Clemens und Marcel Risse veranstaltet hatten. Im Schnitt fast alle drei Minuten regnete es Hereingaben in die Box. Kein Wunder, dass Terodde hinterher sagte: “Fünf, sechs, sieben oder acht Flanken kann man verteidigen. Die neunte ist dann halt drin.” Das war die taktische Vorgabe, sie ging perfekt auf, wie die Tore zum 1:0 und 2:1 bewiesen. Gerade Jannes Horn zeigte dabei gute Form.
Dabei war entscheidend, dass die Geissböcke auch gegen Aue extrem dominant auftraten. Fast 70 Prozent Ballbesitz, dazu 53 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 18 Torschüsse und keinen einzigen Torschuss aus dem eigenen Strafraum zugelassen: So kontrollierte der FC die Auer, die lediglich durch einen Sonntagsschuss der Marke Traumtor zwischenzeitlich zurück in die Partie gefunden hatten. Hauptverantwortlich für die Kölner Stabilität: Rafael Czichos mit seiner Robustheit (Anfang: “Er ist ein Klotz!”) und Jonas Hector auf der Sechs mit seiner Ruhe. Auffällig aber auch: Weil neben Czichos mit Jorge Meré ein weiterer starker Aufbauspieler stand, konnte Aue nicht wie Union Berlin die öffnenden Pässe ins Mittelfeld verhindern. Das Kölner Innenverteidiger-Duo wird ein Schlüssel zum Erfolg des FC in der Saison sein.
[nextpage title=”Hectors Kritik und ein wichtiges Fazit”]
Das war schlecht
Zunächst einmal kritisierte Jonas Hector nach der Partie die eigene Konterabwehr. Obwohl die Geissböcke keine gefährlichen Aktionen im eigenen Strafraum zugelassen hatten, missfiel dem Nationalspieler in einigen Situationen die Arbeit gegen den Ball. Nicht nur beim 1:1, als Vincent Koziello der einzige Spieler auf dem Platz schien, der sich für den Auer Konter verantwortlich gefühlt hatte, mit seinem Sprint über den halben Platz das Unheil aber nicht mehr verhindern konnte. Darüber hinaus war es vor allem Czichos und Meré zu verdanken, die als Abfangjäger einen guten Job machten. Anfällig bleibt die Kölner Defensive dennoch – wenn auch Aue viel zu schwach war, um diese Offenheit des FC ausnutzen zu können.
Darüber hinaus hakte es erneut im Offensivspiel. Trotz dreier Tore und trotz des Flankenhagels fehlte es den Geissböcken in den ersten 20 Minuten und Mitte der zweiten Halbzeit an der nötigen Passqualität, um den Gegner auseinander zu spielen. Aue stand zwar sehr tief, doch weder waren die Zuspiele des FC hart noch genau genug, um Bewegung in die gegnerischen Ketten zu bekommen. Das spürten vor allem Vincent Koziello und Louis Schaub, die auf den Halbpositionen kaum einmal Platz hatten, um wiederum von dort die Schnittstellen anspielen zu können. Kölns Spiel war dafür zu statisch, weshalb die Flanken das beste Mittel an diesem Tag waren. Dass diese allerdings selten von der Grundlinie, sondern oft aus dem Halbfeld kamen, ist ein weiterer Hinweis dafür, dass die Geissböcke zu selten in den Rücken der Abwehr kamen.
So geht es weiter
Als wichtigstes Fazit aber bleibt festzuhalten, dass der FC am Samstag den Beweis ablieferte, für solche Spiele die nötige Geduld zu haben. Nicht nur Aue, sondern viele andere Gegner in dieser Saison auch werden sich hinten einigeln, um den FC zu locken und auszukontern. Für diese Spiele muss Köln nicht nur die nötige spielerische Qualität aufbringen, sondern vor allem Geduld. Mit dem Kopf durch die Wand ist noch niemand aufgestiegen. Die Mannschaft von Markus Anfang scheint dies bereits verinnerlicht zu haben. Es aber auch über die gesamte Saison durchzuziehen, wird viel Kraft kosten, vor allem mental.
In einer Woche geht es nun zum FC St. Pauli. Am Millerntor dürfen die Kölner hoffen, dass das Heimteam sich nicht gänzlich hinten verschanzen wird, sondern selbst vor heimischem Publikum versuchen wird Fußball zu spielen. Das könnte dem FC zupass kommen. Der vierte Spieltag bringt jedenfalls nach Bochum und Union das dritte Team vor, das zumindest den Anspruch hat, im oberen Drittel der Tabelle mitzuspielen. Kann Köln auch dort mindestens einen Punkt holen, liegen die Geissböcke auf Kurs und können in der anschließend folgenden Länderspielpause ihr Spiel weiter verfeinern.
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