[nextpage title=”Sorgen um Neumann – Prestin kritisert FC-Bosse”]
Dieter Prestin, einstiger Double-Gewinner mit dem 1. FC Köln, hat schwere Vorwürfe gegen die Führung der Geissböcke erhoben. Der Klub kümmere sich nicht um Herbert Neumann. Den Worten Prestins widersprach der Effzeh deutlich. Der Streit hilft am Ende niemandem – schon gar nicht dem offenbar erkrankten Neumann.
Köln – Vor sechs Jahren schrieb Herbert Neumann noch als Kolumnist für den Kölner Stadt-Anzeiger. “Wie nah das alles beieinander liegt: Gestern das Double gewonnen, Halbfinale im Europacup der Landesmeister, heute unerwünscht”, schrieb Neumann damals. “Verlieren, Gewinnen, Zufriedenheit, Enttäuschung, Trennung, Weiterkämpfen. Ja, das ist Teil des Geschäfts, ich weiß. Etwas Wehmut bleibt dennoch.”
Prestin kritisiert Umgang mit Double-Ikonen
Neumann bezog sich damals in seiner Kolumne auf den Double-Sieg 1977/78, den er mit Dieter Prestin, Toni Schumacher, Heinz Flohe und vielen anderen heutigen FC-Idolen gewann, und seiner späteren Suspendierung bei den Geissböcken, die auch Flohe getroffen hatte. Damals hatte der FC mit 0:6 beim Hamburger SV verloren. Man schrieb den Mai 1979, und beim FC lagen nur ein Jahr nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte die Nerven blank.
Nun, 40 Jahre später, feierte der FC ausgerechnet in einer Abstiegs- und gleichzeitigen Europa-League-Saison das Jubiläum des Doubles und 70 Jahre FC. Es gab eine Sonderausstellung im Deutschen Sport- und Olympiamuseum. Es gab ein Sondertrikot, auf dem das Double einen besonderen Platz bekam. Es gab mehrere große Veranstaltungen, zu denen diverse FC-Legenden eingeladen waren. Und es wird eine große Gala geben zum 70. Geburtstag des 1. FC Köln, im Rahmen dessen das Double noch einmal hochgelebt werden soll.
Neumann ohne festen Wohnsitz
Für Dieter Prestin zu wenig, wie sie nun bei Ralf Friedrichs im Rahmen des FC-Stammtischs erklärten. “Wir haben nichts vom Verein gehört”, beschwerte sich Prestin und bezeichnete das Verhalten des Klubs als “traurig” und “beschämend”. Doch eigentlich, so schien es, brodelte noch etwas gänzlich anderes in dem 246-maligen FC-Spieler. Es war das Schicksal seines ehemaligen Mitspielers Herbert Neumann, der im November 65 Jahre alt wird. Was bis jetzt nur wenigen Menschen bekannt war: Neumann ist offenbar erkrankt und hat nach Kenntnisstand des GEISSBLOG.KOELN aktuell keinen festen Wohnsitz.
[nextpage title=”FC mit scharfer Kritik an Prestins Vorwürfen”]
Das gehört sich nicht für solch einen Verein
Prestin warf den Verantwortlichen der Geissböcke nun vor, Neumann keine Hilfe angeboten zu haben. “Wir reden von Tradition und davon, dass verdiente Spieler eingebunden werden sollten. Da trifft mich ganz besonders die Situation von Herbert Neumann, dem es extrem schlecht geht. Aber darüber verliert man beim Klub kein Wort”, echauffierte sich Prestin. Ehemalige Spieler aus der Double-Mannschaft hätten die Verantwortlichen am Geißbockheim über Neumanns Probleme in Kenntnis gesetzt, nur tätig sei der Klub nicht geworden. “Das gehört sich nicht für solch einen Verein”, polterte Prestin weiter. Dabei sei es einfach, Neumann die Hand zu reichen und ihm zu helfen – so, wie es der FC Bayern München und Uli Hoeneß bei Gerd Müller getan habe. “Tradition verpflichtet. Wenn es einem Spieler sehr schlecht geht, erwarte ich, dass der Klub etwas tut.”
Der 1. FC Köln reagierte ungewohnt deutlich und mit scharfen Worten auf diesen Angriff des ehemaligen Spielers. “Die Vorwürfe von Dieter Prestin sind vollkommen falsch und treffen diejenigen, die sich seit Monaten intensiv um Herbert Neumann bemühen, zutiefst”, ließ der Klub am Mittwoch wissen. “Sowohl FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle als auch insbesondere Toni Schumacher und Bernd Cullmann haben sich mehrfach mit Herbert Neumann getroffen und alles unternommen, um ihm zu helfen.” Dabei soll insbesondere Schumacher zwischenzeitlich aufwendige Suchaktionen unternommen haben, um Neumann überhaupt in Köln ausfindig zu machen und diesem Hilfe zukommen zu lassen.
Neumann lehnte Hilfe bislang ab
Doch dieser lehnte umfangreiche Hilfe in Form einer Einbindung in die Arbeitswelt beim FC offenbar ab. “Mit Rücksicht auf Herbert Neumann wird der FC weder Details zu seinen gesundheitlichen Problemen noch zu den Hilfsangeboten des FC öffentlich machen. Daher nur so viel: Bisher hat Herbert Neumann alle Angebote und Versuche abgelehnt oder abgebrochen”, ließ der Klub daher nur wissen und ergänzte, Prestin sei “herzlich eingeladen, seinen Teil beizutragen, um seinen ehemaligen Mitspieler Herbert Neumann zu helfen”.
Die Sorgen um Herbert Neumann bleiben derweil. Der Streit zwischen dem einstigen FC-Spieler und späteren Versicherer der Geissböcke Prestin und dem Klub dürfte daran herzlich wenig geändert haben. Alleine das Schicksal des bald 65-jährigen Neumann wurde damit nun öffentlich.
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