[nextpage title=”Höger über den Abstieg, seine Verletzung und Konkurrenzkampf”]
Marco Höger ist beim 1. FC Köln Vize-Kapitän und Fühungsspieler. In der Vorbereitung setzte den 28-Jährigen eine Verletzung außer Gefecht. Nun steht der defensive Mittelfeldspieler wieder vor der Rückkehr in die Startelf. Im Interview mit dem GEISSBLOG.KOELN sprach Höger über den Abstieg, Druck, den Verlust von Leistungsträgern, Konkurrenzkampf und Trainer Markus Anfang.
Das Interview führte Jonas Klee
GBK: Herr Höger, wir haben uns vor einem halben Jahr das letzte Mal getroffen. Damals spielten Sie noch gegen den Abstieg. Jetzt erwartet man von Ihnen den Aufstieg. Ist das eine ähnliche Drucksituation?
MARCO HÖGER: Der Druck im Kampf gegen den Abstieg, gerade wenn man solange im Tabellenkeller steht, war wesentlich größer. Das war ein negativer Druck. Jetzt haben wir auch Druck, aber eher im positiven Sinn. Unser Ziel ist der Aufstieg. Aber es wird sicher kein Aufstieg im Vorbeigehen. Denn es kommt nicht nur darauf an, ob man die bessere Mannschaft ist, sondern, ob man mit dem Druck auch mental umgehen kann. Wir müssen eine Einheit sein – auch zusammen mit den Fans.
Wie lange haben Sie gebraucht, um den Abstieg zu verarbeiten?
Das hat schon seine Zeit gebraucht. Ich persönlich musste erstmal weg aus Köln, um den Kopf frei zu bekommen und den Fußball auszublenden. Letztendlich muss man aber allen im Umfeld des 1. FC Köln ein Kompliment machen. Nach so einer Saison sind die Reaktionen alle im Rahmen geblieben.
In der Vorbereitung haben Sie sich an der Schulter verletzt und fielen knapp zwei Monate aus. Wie geht es Ihnen heute?
Es geht mir gut. Es war meine erste schwere Verletzung am Oberkörper. Ich hatte gerade fünf Tage mit der Mannschaft trainiert, es war das erste Testspiel und ich stand gerade erst eine Minute auf dem Platz. Mich dann in einem Zweikampf zu verletzten und operiert werden zu müssen, war natürlich bitter. Den Saisonstart hatte ich mir im Urlaub anders ausgemalt. Meine Erfahrung hat mir da geholfen, und die Ausfallzeit war auch überschaubar. Zumindest im Vergleich mit meinen anderen Verletzungen. (lacht)
Ist die Vorbereitung der schlechteste Zeitpunkt für eine Verletzung?
Nennen Sie mir doch mal einen guten Zeitpunkt für eine Verletzung! (lacht) Das kann man so oder so sehen. Einerseits verpasst man in der Vorbereitung kein Pflichtspiel, andererseits werden in dieser Zeit die Grundlagen für die ganze Saison gelegt.
Einige Leistungsträger haben den Verein nach dem Abstieg verlassen. Konnten Sie das nachvollziehen?
Grundsätzlich war in der letzten Saison bei allen Spielern die Bereitschaft da, beim Effzeh zu bleiben – auch im Falle des Abstiegs. Das war schon aller Ehren wert. Bei den Spielern, die hier geblieben sind, waren besondere Faktoren entscheidend: Timo Horn und ich kommen von hier. Jonas Hector ist in Köln Nationalspieler geworden und fühlt sich dem Verein und der Stadt sehr verbunden. Dass man sich als Fußballer verändert und einen Verein verlässt, ist auch völlig legitim. Unsere Zeit als Fußballer ist nun mal begrenzt. Zumindest wenn man nicht gerade Claudio Pizarro oder Gianluigi Buffon heißt. (lacht)
Trotzdem ist der Kader sehr breit und gut aufgestellt. Ist der Konkurrenzkampf problematisch für die Moral der Mannschaft?
Das hängt davon ab, wie die Mannschaft damit umgeht. Für die Spieler, die davon betroffen sind, ist das natürlich zunächst ein Nackenschlag. Da gilt es insbesondere für uns Führungsspieler, die betroffenen Jungs weiter mit ins Boot zu nehmen. Das muss im Endeffekt unser Trumpf sein.
[nextpage title=”Höger über seine Rolle im Team, das System und Markus Anfang”]
Im Zentrum ist der Konkurrenzkampf besonders groß. Wie schwierig ist die Situation für Sie persönlich?
Das gehört im Profifußball dazu. Konkurrenz belebt das Geschäft. Es wäre schade, wenn wir meinen Ausfall auf der Sechs nicht hätten kompensieren können. Klar habe ich andere Ambitionen. Mein Anspruch ist, in der Startelf zu stehen. Aber ich bin erst seit vier Wochen wieder im Training.
Zuletzt setzte der Trainer Sie als Rechtsverteidiger ein. Sehen Sie sich in dieser Rolle?
Nein, aber das weiß auch jeder. (lacht) Der Trainer sieht mich da auch nicht. Aber wenn ich der Mannschaft da aktuell helfen kann, mach ich das.
Wie hat Markus Anfang nach dem schwachen Testspiel gegen Wehen Wiesbaden reagiert?
Markus Anfang macht in solchen Situationen klare Ansagen. Und wir wussten ja selbst, dass es kein optimales Testspiel war.
Wie kompliziert ist das neue System wirklich?
Kompliziert ist vielleicht das falsche Wort. Es ist deutlich anders als das, was ich bisher gewohnt war. Die Abläufe sind ganz anders. Deswegen machen wir viele Videoanalysen. Das muss man erstmal verinnerlichen. Aber wir machen das von Woche für Woche besser.
Können Sie ein Beispiel geben, welche Abläufe jetzt anders sind?
Ein Beispiel ist, dass die beiden Außenverteidiger bei Ballbesitz neben dem Sechser stehen – je nach Gegner natürlich. Die Außenverteidiger haben dabei auch viele Freiheiten im Spielaufbau. Vorher waren wir es gewohnt, dass die Außenverteidiger außen bleiben und bei Ballbesitz nach vorne schieben, statt ins Zentrum.
Ist das Training unter Markus Anfang intensiver?
Nicht, was die physische Belastung angeht. Der Trainer gibt viele Impulse von außen. Das ist gut, weil wir auch einige ruhigere Charaktere in der Mannschaft haben. Da ist ein bisschen Feuer von außen ganz gut. Mental ist es schon intensiver, denn gerade bei den Videoanalysen müssen wir sehr konzentriert sein.
Wie ist Markus Anfang als Typ?
Er ist Kölner durch und durch. Immer locker, immer einen lustigen Spruch auf den Lippen. Aber wenn es um die Arbeit geht, ist er sehr akribisch und zielstrebig.
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!