Als der 1. FC Köln im Herbst 2017 einen neuen Geschäftsführer suchte, suchte er parallel auch einen neuen Trainer. Man entschied sich für Armin Veh – aber nicht als Trainer, sondern als Sportchef. Damit holten die Verantwortlichen ganz bewusst einen Mann, der auch als Manager wie ein Trainer denken würde. Das wird dieser Tage wieder deutlich.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Als der 1. FC Köln erstmals bei Armin Veh anrief, um über ein mögliches Engagement zu sprechen, fragten die Geissböcke nicht sofort mit der Intention an, den 57-Jährigen als neuen Manager und Nachfolger für Jörg Schmadtke zu verpflichten. Veh galt zunächst als Kandidat für den Trainerposten. Bestätigt hat Veh dies bis heute ganz bewusst nie, darauf angesprochen, bezeichnete er die Frage lediglich lächelnd als “klug” – und umging sie mit dem Hinweis, nie mehr Trainer sein zu wollen.
Nun sitzt im Büro des Geschäftsführers Sport beim 1. FC Köln ein Mann, der zwar nie wieder Trainer sein will, der aber über so viel Trainererfahrung verfügt wie kaum ein anderer aktiver Verantwortlicher im deutschen Profi-Fußball. Ob diese Erfahrung ihn auch zu einem guten Manager macht, wird sich beim Effzeh erst herausstellen müssen. Aktuell kristallisiert sich lediglich heraus, dass Veh tatsächlich noch immer wie ein Trainer denkt.
Der Kader gibt das System vor – nicht umgekehrt
Schon in der vergangenen Rückrunde hatte sich dies gezeigt, als Veh zunächst auf der Tribüne Platz nahm, dann aber doch zu Stefan Ruthenbeck auf die Bank zog. Aussagen auf Pressekonferenzen wie jene, Veh hätte selbst stets anders aufgestellt als Ruthenbeck, trugen nicht gerade dazu bei, den Interimscoach in dessen Autorität zu stützen. Zur neuen Saison überließ Veh dann die Bank dem neuen Trainerteam um Markus Anfang. Ganz nach dem Motto: Wer nicht mehr Trainer, sondern Geschäftsführer Sport sein will, muss sich dort aufhalten, wo man ihn erwartet: auf der Tribüne. Den Platz auf der Bank hat er Frank Aehlig überlassen.
Von der Tribüne aus sieht Veh nun seit Wochen einer Kölner Mannschaft zu, die er inzwischen als die seine bezeichnet und nach seinen Vorstellungen umgebaut hat. Nur bedingt nach Anfangs Vorstellungen, wohlgemerkt, sonst hätte der FC im Sommer einen echten Linksaußen verpflichtet, der zum geplanten 4-1-4-1 gepasst hätte. Und dass zuletzt auch noch Anthony Modeste statt des Linksaußen hinzu kam, machte deutlich: Veh gibt vor, wie der Kader auszusehen hat. Das ist sein Recht und seine Aufgabe als Geschäftsführer Sport, als Sportchef, als Manager, als jener, der letztlich gesamtverantwortlich für den sportlichen Gang des FC ist. Es bedeutet aber auch, dass Anfang seine Spielidee dem Kader anpassen muss – nicht umgekehrt. So geschehen mit der Umstellung auf das 3-5-2.
Anfang wird sich letztlich fügen müssen
Der Hinweis Vehs nach dem Spiel in Darmstadt, er als Trainer hätte sich über Anthony Modeste gefreut und damit auch keinen weiteren Wunsch mehr zu Weihnachten, klang zudem wie ein Hinweis, dass der 1. FC Köln keine weiteren Transfers mehr im Winter tätigen werde, auch nicht, um doch noch den Linksaußen zu holen, den sich Anfang für sein 4-1-4-1 gewünscht hätte. Das System, mit dem Anfang beim FC angetreten war, ist damit praktisch ad acta gelegt. In Ausnahmefällen bleibt es freilich immer noch eine Option, doch in der Regel wird der FC künftig anders aussehen. Und zwar eher so, wie sich der Trainer Armin Veh das vorgestellt hätte. Der Trainer Veh, der natürlich kein Trainer mehr ist, nicht mehr sein will, und doch in seinem Denken immer einer bleiben wird. Anfang wird sich dem fügen müssen.
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