[nextpage title=”Vergleich mit HSV zeigt Dilemma”]
Markus Anfang und sein Trainerteam müssen den 1. FC Köln in der laufenden Woche schnell stabilisieren. Die individuellen und kollektiven Aussetzer der letzten Wochen haben Schaden angerichtet. Die Gründe, deutete der FC-Coach nun an, könnten tiefer liegen. Die Probleme betreffen aber beide: die Spieler und den Trainer.
Köln – Der 1. FC Köln kann offenbar nur selten normal sein. Entweder er kassiert das erste Gegentor schon in der ersten Minute (wie gegen Bochum oder Union), schießt den Gegner ab (wie gegen Pauli) oder verspielt alles in nur wenigen Minuten in der Schlussphase (wie gegen Paderborn). Der 1. FC Köln in der Saison 2018/19 ist eine Fußballmannschaft der Extreme.
Der Hamburger SV thront an der Tabellenspitze. Nach 22 Spielen hat der HSV gerade einmal 30 Tore erzielt, zu keiner Zeit in der bisherigen Saison die Zuschauer durch attraktiven Fußball unterhalten, sondern eher im Gegenteil sich wochenlang von Punkt zu Punkt, von Sieg zu Sieg gemüht. Und doch führen die Hamburger die Liga an, weil sie eben doch häufiger gewinnen, seltener verlieren und im Zweifel am Ende gerade noch einen Punkt ergattert, aber eben einem direkten Konkurrenten wie Heidenheim den Sieg nicht überlassen.
HSV-Spielweise für den FC undenkbar
Beim Effzeh würde man Trainer Markus Anfang und im Anschluss wohl auch Sportchef Armin Veh vom Hof jagen, würde die Kölner Mannschaft derart uninspiriert, langweilig und qualvoll für das Auge auftreten wie der HSV. Schließlich hatten Veh und Anfang im vergangenen Sommer angekündigt, nicht nur aufsteigen, sondern dabei auch attraktiven Fußball zeigen zu wollen. Und doch würden alle FC-Fans zumindest die Punktausbeute der Hamburger aktuell mit Kusshand nehmen. Denn noch mehr als die fehlende Attraktivität der Hamburger quält die FC-Fans die fehlende Beständigkeit der eigenen Mannschaft.
Selbst innerhalb eines Spiels leistet sich die Anfang’sche Elf eine breite Spanne an Darbietungen, vom dominanten Offensivspektakel bis hin zum Kollaps in der Defensive. Diese Instabilität brachte den Effzeh in dieser Saison schon mehrfach um Siege und Punkte – und gefährdet damit das Saisonziel: den Aufstieg. “Wir müssen überzeugt sein von dem, was wir vor dem Anschlusstor gespielt haben. Wir haben unsere Abläufe nicht beibehalten”, sagte Anfang im Nachgang des 2:3 in Paderborn. “Es geht nicht darum, ein Spiel irgendwie über die Zeit zu bringen, sondern mit unseren Mitteln.”
Pleiten in hohem Maße selbst verschuldet
Doch zu diesen Mitteln greifen die Spieler immer wieder eben nicht. Das Gefühl, dass sich diese Mannschaft eigentlich nur selbst schlagen kann, ist in den letzten Wochen mit voller Wucht zurückgekehrt, da es sich gleich mehrfach bestätigt hat. Daheim gegen Bochum, in Berlin und nun in Paderborn – alle drei Niederlagen waren in hohem Maße selbst verschuldet, waren mit zahlreichen Geschenken an die Gegner verbunden, waren vornehmlich Probleme der Konzentration. Hauptverantwortlich sind dafür die Spieler selbst. Ein Problem der Spieler also, das aber automatisch zum Problem des Trainers wird, wenn die Ergebnisse ausbleiben.
[nextpage title=”Kultur des komfortablen Stillstands”]
Dinge, die in der Tiefe verankert sind
Woher aber kommen diese teils unerklärlichen Aussetzer, in manchen Momenten gar schon eine Verweigerungshaltung, einfachste Abläufe beizubehalten? “Es kommen immer mal wieder Dinge durch, die in der Tiefe verankert sind”, gab Anfang am Montag zu. Der Kölner Stadt-Anzeiger nannte dieses Phänomen jüngst “die Kultur des komfortablen Stillstands”. Eine Folge der erfolgreichen Jahre unter Peter Stöger, in denen es sich einige Spieler zu bequem gemacht hatten und im Abstiegsjahr lange nicht einsehen wollten, dass sie als Spieler den Klub sehenden Auges ins Verderben führten.
Diese Kultur des komfortablen Stillstands hat sich offenbar noch nicht verabschiedet. Die Bild fragte nun: “Nehmen die FC-Stars die Liga nicht ernst?” Und auch der GEISSBLOG.KOELN hatte in der Vergangenheit schon mehrfach die Frage aufgeworfen, ob wirklich alle Spieler bereit seien, sich auf die Herausforderung der Zweiten Liga einzulassen. Denn die Vergangenheit hat auch gezeigt, dass selbst haushohe Favoriten stets Probleme bekommen haben, um das Aufstiegsziel zu erreichen. Hoffenheim wurde nur Zweiter, Leipzig wurde nur Zweiter, Hannover und Stuttgart kämpften lange, Frankfurt, Hertha und Freiburg kamen mitunter erst spät ins Rollen.
Wieder drei Siege nach Paderborn-Pleite?
“Wir müssen diese Dinge aus den Köpfen kriegen”, sagte Anfang am Montag und hofft, dass seine Spieler in der bevorstehenden Englischen Woche eine ähnliche Reaktion zeigen werden wie in der Hinrunde nach der Niederlage gegen Paderborn. Auf das 3:5 folgte damals ebenfalls eine Englische Woche mit drei Siegen für den FC. Drei Siege nun gegen Sandhausen, Aue und Ingolstadt würde sofort wieder für Ruhe am Geißbockheim sorgen. Und für ein Signal, dass am Ende doch alles nur ein Zwischentief gewesen sein könnte. Weil der Vorsprung zur Konkurrenz aber inzwischen gänzlich aufgebraucht ist, bleibt dem FC auch nichts anderes übrig, als eine erfolgreiche Englische Woche hinzulegen.
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