Der französische Meister Paris St. Germain hat vor zwei Wochen mit der Ankündigung für Aufsehen gesorgt, künftig auch in Deutschland nach Talenten zu suchen – mit einer eigenen Akademie in der Nähe von Köln. Derweil sorgte die Kooperation zwischen RB Leipzig und dem SC Paderborn für Rumoren in der Bundesliga. Wie plant der 1. FC Köln in Zukunft die Suche nach neuen Nachwuchsspielern?
Köln – Am 13. Juli 2019 wird es interessant in Oberhausen und Düsseldorf. Dann sollen rund 600 Spieler im Alter zwischen 6 und 16 Jahren für Paris St. Germain vorspielen. Offiziellen nehmen sie an Taktik-Schulungen teil. Aber faktisch ist der Tag für den Scheich-Klub aus Paris die Möglichkeit, Top-Talente aus Deutschland genau unter die Lupe zu nehmen und direkt für den Hauptstadtklub und Serienmeister zu begeistern.
PSG greift aktiv und aggressiv in den deutschen Fußballmarkt und in den Kampf um die größten Talente ein – und das in unmittelbarer Nähe von Köln. Und während sich Teams wie Paderborn und Leipzig zusammenschließen, um künftig eine strategische Partnerschaft zu begehen, kämpft der Effzeh noch immer darum, auch nur halbwegs moderne Trainingsmöglichkeiten am Geißbockheim zu schaffen. Die Kölner wissen, dass sie mit jedem Monat, den sie keine Baugenehmigung für die Erweiterung des Klubgeländes bekommen, den Anschluss an die Topklubs im Nachwuchs weiter verlieren. Erfolge in der U17 und U19 hin oder her.
Tradition und guter Ruf reichen nicht aus
Zuletzt konnte die Kölner U17 im Halbfinal-Hinspiel beim FC Bayern sehen, was für einen beeindruckenden Nachwuchs-Campus sich der Rekordmeister auf die grüne Wiese gebaut hat. Doch der FCB ist ohnehin längst um Lichtjahre enteilt. Vor der eigenen Haustür muss sich der FC allerdings schon seit jeher gegen viele Konkurrenten behaupten. Düsseldorf, Leverkusen, Gladbach als Lokalrivalen. Dazu Schalke und Dortmund, die seit Jahren zu den besten Nachwuchs-Akademien in Deutschland gehören. Deutschlandweit haben Leipzig, Wolfsburg, Stuttgart und Hoffenheim einen hervorragenden Ruf. Diesen haben zwar auch die Geissböcke, doch der Ruf alleine macht noch keine Talente – und überredet sie auch nicht zum FC zu wechseln.
Schon gar nicht im internationalen Vergleich, der auch im Nachwuchs aufgrund der explodierenden Transfersummen immer wichtiger wird. Der FC Bayern kooperiert mit dem südkoreanischen Fußballverband, baut seinen Einfluss in China und den USA aus. Borussia Dortmund unterhält neben drei (!) regionalen, externen Trainingsstützpunkten in sieben weiteren Ländern internationale Vereinbarungen mit Fußballakademien. Leipzig greift auf das weltweite RB-Netzwerk zurück, das künftig Ralf Rangnick leiten wird. Bayer Leverkusen hat seine Kooperationen in Japan ausgebaut, Mönchengladbach und Frankfurt in Shanghai/China, Wolfsburg in Orlando/USA. Und so haben inzwischen fast alle Bundesligisten ihre Fühler längst in andere Regionen und Länder ausgestreckt.
Der FC in Korea, China, USA – und der eigenen Region
Auch der 1. FC Köln hat sich bekanntlich längst international geöffnet. In den USA hat man Kontakte nach Indianapolis aufgebaut, um dort künftig Trainingslager für den Nachwuchs anzubieten. Seit letztem Jahr kooperiert der FC zudem mit einer südkoreanischen Agentur, über die jährlich bis zu 30 Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren ein einjähriges Auslandsjahr und Trainingsprogramm am Geißbockheim absolvieren. Und schließlich gibt es seit 2016 die Kooperation mit dem chinesischen Klub Liaoning FC – zumindest noch. Denn die ist längst eingeschlafen und existiert nach dem Abstieg des chinesischen Klubs in die Zweite Liga nur noch auf dem Papier. Dafür war Alexander Wehrle bekanntlich im letzten Sommer erneut in China, zusammen mit der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Es ist zu erwarten, dass die Geissböcke ihr Engagement in China anders aufstellen werden. In welchem Umfang, bleibt abzuwarten.
National ist der FC traditionell im Rheinland stark präsent, kooperiert offiziell mit rund einem Dutzend Partnervereinen aus der Region, um flächendeckend die besten Talente scouten und zum FC locken zu können. Darüber hinaus soll nun unter Chefscout Willi Kronhardt das Scouting in Deutschland verändert werden, nicht nur für die Profis, sondern schon im obersten Nachwuchssegment (U17, U19) in der Jugend. Weitere Kooperationen mit anderen Klubs sind zwar zunächst nicht geplant – auch, weil die Geissböcke über eine eigene U21 in der Regionalliga verfügen und somit keine Art Farmteam in Liga drei oder vier brauchen. Doch Köln weiß spätestens seit den Angriffen von PSG und Leipzig via Paderborn: Wollen die Geissböcke auch im Bereich des Nachwuchses konkurrenzfähig bleiben, bedarf es nicht nur einer Investition in Steine am Geißbockheim, sondern auch in Beine und Köpfe – und zwar nicht nur in Spieler, sondern auch in Scouts und Partner.
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