Geht der 1. FC Köln mit seinen Millionen-Transfers ins Risiko? Nein, beruhigen Sportchef Armin Veh und Finanz-Boss Alexander Wehrle gleichermaßen. Zwar hat der FC das zurückliegende Zweitliga-Jahr wohl mit einem Minus abgeschlossen und nun sein eingeplantes Transferbudget für die Bundesliga deutlich überzogen. Doch die vorherigen Bundesliga-Jahre sind ein Indiz dafür, dass sich die Geissböcke den Kraftakt in diesem Sommer leisten können.
Köln – Rund 20 Millionen Euro hat der 1. FC Köln in diesem Sommer in neue Spieler investiert. Nur einmal in der Geschichte des Klubs haben die Kölner mehr ausgegeben – im Sommer 2017 nach dem Einzug in die Europa League und nach dem Verkauf von Anthony Modeste. Insgesamt gab der FC damals rund 40 Millionen Euro aus. Nun ist es die Hälfte. Im Liga-Vergleich jedoch bleiben die Geissböcke damit ein recht kleines Licht. Nur der SC Freiburg, Werder Bremen, Fortuna Düsseldorf, Union Berlin und der SC Paderborn haben weniger investiert. Insbesondere Bremen dürfte aber noch einmal nachlegen und die Kölner Millionensumme mindestens erreichen, wenn nicht gar übertreffen.
Im Liga-Vergleich bewegen sich die Geissböcke also auf dem Niveau, das sie für die kommende Saison auch sportlich anstreben. Oberhalb der Abstiegsränge und damit im Bundesliga-Mittelfeld, in Reichweite zu Klubs wie Freiburg, Bremen, Augsburg oder Mainz. Dort sieht man sich auch generell finanziell einsortiert, und das war einer der Hauptgründe, warum Armin Veh und Alexander Wehrle keine Kopfschmerzen hatten, ihr ursprünglich vorgesehenes Transferbudget nicht nur auszureizen, sondern noch einmal aufzustocken. Denn der FC rechnet in der kommenden Saison mit einem Basis-Umsatz von 130 Millionen Euro. Das hatte Wehrle bereits vor knapp einem Jahr angekündigt für den Fall des Aufstiegs in die Bundesliga. Zur Erinnerung: Als der FC zuletzt mit 130 Millionen Euro Umsatz durch eine Bundesliga-Saison ging, dies war 2016/17 mit exakt 129,2 Millionen Euro Umsatz, erzielte man am Ende satte 11,1 Millionen Euro Gewinn nach Steuern.
Wettbewerbsfähigkeit statt starkes Finanzergebnis
Freilich kostete damals der FC-Kader deutlich weniger als heute. Doch seitdem hat sich auch auf Seiten der Einnahmen noch einmal einiges getan. Überhaupt schaffte es der FC in den letzten Jahren, in einer Bundesliga-Saison stets ein deutlich positives Ergebnis zu erzielen. 2015/16 waren es 6,4 Millionen Euro Gewinn (107 Mio. Euro Umsatz). 2016/17 die besagten 11,1 Mio., ein Jahr später – wenngleich auch wegen des Verkaufs von Anthony Modeste – sogar 17,3 Mio. Euro bei 171,8 Mio. Euro Umsatz. Aufgrund des Zuschauerzuspruchs, der Ausvermarktung und des boomenden Merchandisings hätte der FC auch in der kommenden Bundesliga-Saison wieder auf ein starkes Ergebnis hoffen können, weshalb Wehrle und Veh nun in Abstimmung mit dem Gemeinsamen Ausschuss entschieden, für die oberste Prämisse auf dieses starke Ergebnis zu verzichten: die Wettbewerbsfähigkeit der Mannschaft.
“Wir können es uns auch mal erlauben, ein nicht so positives Ergebnis zu erzielen wie zuletzt, da es unser erstes Bundesliga-Jahr ist”, sagte Wehrle dem GEISSBLOG.KOELN. “Wir können uns das leisten und gehen kein Risiko.” Zuletzt verfügte der FC über 37,5 Millionen Euro Eigenkapital und war mit diesem Polster in die Zweite Liga gegangen. Eine Quote, die sich über die zwei vorherigen Bundesliga-Jahre verdoppelt hatte. Das Fremdkapital lag 2018 nur noch bei 17,2 Millionen Euro und sollte ligaunabhängig weiter reduziert werden. Zwar dürfte es der FC nicht geschafft haben, das Zweitliga-Jahr mit einer schwarzen Null abzuschließen. Die genauen Zahlen wird Wehrle am 8. September auf der Mitgliederversammlung vorlegen. Doch finanziell sieht man sich beim FC weiterhin gut aufgestellt.
Gängige Transferverträge inklusive Fallschirm
Dazu kommt, dass Vertragskonstruktionen wie jene beim Transfers von Sebastiaan Bornauw längst gängige Praxis sind. Rund die Hälfte aller Millionen-Transfers in der Bundesliga, so schätzen Experten, wird inzwischen mit mehreren Zahlungszielen vereinbart – so wie bei Bornauw. Ähnlich viele Transfers werden aufgrund der Ablöse-Explosion der letzten Jahre mit Beteiligungen an Weiterverkäufen (in der Regel zwischen 15 und 30 Prozent) abgeschlossen. Zudem hätte eine Leihe des Innenverteidigers aus Anderlecht mit anschließender Kaufoption ein ähnliches Finanzkonstrukt vorgesehen mit einer ersten Leihsumme und der anschließenden, ebenfalls in mehreren Tranchen zu zahlenden Kaufsumme.
Und schließlich hat der FC auch in diesem Sommer Verträge geschlossen, die den Worst Case absichern sollen. Wie schon unter Wehrle und Jörg Schmadtke hat das Duo Wehrle/Veh darauf geachtet, im erneuten Abstiegsfall in die Verträge die nötigen Fallschirme einzubauen. Deutliche Abstriche bei den Spielergehältern, dazu fixe Ablösesummen, um zumindest jene Millionen wieder reinzuholen, die die Spieler gekostet haben. In der zurückliegenden Zweitliga-Saison konnte der FC auch deswegen 17 Millionen Euro in neue Spieler investieren, weil man gleichzeitig rund 17 Millionen Euro durch Verkäufe anderer Spieler eingenommen hatte. Dies war der Rettungsschirm, der es dem FC ermöglicht hatte, sofort wieder einen aufstiegsfähigen Kader aufzustellen. Ein Fallschirm, den man beim FC zwar künftig nicht mehr nutzen möchte, der allerdings auch in diesem Sommer wieder in den Verträgen verankert wurde. Sicher ist sicher.
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