Die bisherige Bilanz des 1. FC Köln in der Bundesliga-Saison 2019/20 liest sich verheerend: Vorletzter, fünf von sechs Spielen verloren, die wenigsten Tore, die drittmeisten Gegentore, das schlechteste Torverhältnis, dazu drei Niederlagen in Folge mit einer Bilanz von 0:9 Toren. Die Geissböcke haben eine Menge aufzuarbeiten. Fünf Bereiche fallen auf dem Rasen auf.
Individuelle Fehler
Achim Beierlorzer wies vor dem Spiel gegen Hertha BSC darauf hin, dass Gegentore im Fußball meistens durch Fehler der verteidigenden Mannschaft begünstigt würden. Doch Fehler sind nicht gleich Fehler: Jene, die der 1. FC Köln seit Wochen in der Defensive fabriziert, sind individueller, fahrlässiger Natur. Ein Produkt aus Übermotivation (wie das 0:1 gegen die Bayern), Unkonzentriertheit (wie das 1:1 gegen Dortmund, das 0:1 gegen Gladbach oder das 0:1 der Hertha), Unerfahrenheit (wie die beiden Ibisevic-Tore) und mangelnder individueller Vorbereitung auf den Gegner (ebenfalls wie die Ibisevic-Tore). Der FC hat noch kein Pflichtspiel in dieser Saison ohne Gegentor überstanden. Das ist das größte Problem der Geissböcke.
Falsche Aggressivität
Der 1. FC Köln begeht in dieser Saison bislang die meisten Fouls der Liga (97). Die drei Aufsteiger foulen am meisten, Union Berlin (89) und Paderborn (82) auf den Plätzen zwei und drei dieser Statistik aber bereits deutlich weniger als die Geissböcke. Zum Vergleich: Freiburg (48) und Dortmund (47) liegen am Ende dieser Tabelle, insbesondere der Sport-Club zeigt bislang, dass man auch ohne Fouls als Außenseiter erfolgreich sein kann. Denn es geht nicht um Fouls, sondern um Aggressivität. Und diese geht dem FC in den entscheidenden Situationen bislang ab. Während die FC-Profis in ungünstigen Momenten Fouls ziehen, stehen sie, wenn es darauf ankommt, den gegnerischen Angreifern häufig nicht nahe genug auf den Füßen. Während Cordoba, Modeste und Terodde in der Offensive um jeden Zentimeter kämpfen müssen, praktisch nie ohne gegnerischen Druck abschließen können, sind die Geissböcke in den spielentscheidenden Szenen zu weit von ihren Gegenspielern weg.
Abstände zwischen den Ketten
Dieses Problem zieht sich über das gesamte Feld. Denn auch die Abstände der eigenen Mitspieler zueinander stimmt bislang nicht oder zu selten. Gegen die Bayern schaffte es der FC, die eigenen Reihen engmaschig zu halten und miteinander zu verschieben. Auch gegen Dortmund war dies gut zu erkennen. Doch in den restlichen Partien funktionierte die Staffelung auf dem Feld zu selten. Defensiv ließ sich die Abwehrreihe mitunter zu weit nach hinten fallen, sodass die Lücke zum Mittelfeld zu groß wurde. Im eigenen Spielaufbau kam das Mittelfeld wiederum nicht nahe genug den spielöffnenden Abwehrspielern entgegen. Letzteres führte dazu, dass Köln immer wieder mit langen Bällen operierte, obwohl das von Achim Beierlorzer eigentlich nicht gewünscht ist. So offenbarte sich auch die Schwäche von Sebastiaan Bornauw, dessen lange Bälle bislang einer zu großen Streuung unterliegen. Zum Vergleich: Der junge Belgier produzierte im Spiel gegen die Hertha insgesamt 17 Fehlpässe. Seine beiden Gegenüber (Niklas Stark und Dedryck Boyata) spielten zusammen nur acht Fehlpässe und hatten im Schnitt eine zehnprozentig höhere Passquote.
Niveau der Flanken
Ein weiteres Problem der Geissböcke ist die Qualität der Flanken. Gegen Hertha jagten die Kölner Flügelspieler insgesamt 21 Flanken in des Gegners Strafraum. Doch nur zweimal (von Hector und Schindler jeweils auf Cordoba) waren sie so genau, dass es wirklich gefährlich wurde. Schon in anderen Spielen wie gegen Freiburg hatte man gesehen, dass der FC es immer wieder mit hohen Bällen auf seine beiden Stürmer probierte. Doch zur Kritik an Anthony Modeste und Jhon Cordoba gehört auch, dass die beiden Angreifer bislang viel zu selten mit brauchbaren Hereingaben gefüttert wurden.
Mangelnde Abschlussqualität
Trotzdem müssen sich insbesondere Modeste und Cordoba fragen, was sie besser machen können. Der Franzose wirkt bislang trotz seines Tores gegen Freiburg wie ein Fremdkörper im Kölner Spiel. Von seinen alten Qualitäten ist fast nichts zu sehen. Achim Beierlorzer hat kaum mehr Argumente, den 31-Jährigen weiter in die Startformation zu beordern, zumal seine beiden Konkurrenten deutlich lauffreudiger sind als Modeste. Cordoba hadert noch immer mit seiner Suche nach dem ersten Bundesliga-Tor für den FC und man kann nur hoffen, dass sein erster Treffer, so er bald kommt, ein ähnlicher Brustlöser sein wird wie jenes Zweitliga-Tor vor gut einem Jahr gegen Paderborn. Simon Terodde dagegen zeigte in fast jedem Spiel in weniger als einer halben Stunde Einsatzzeit, dass er bislang eigentlich der gefährlichste der drei Angreifer ist. Gegen Hertha traf er die Latte, und es dürfte nicht viel fehlen, dass Beierlorzer ihn von Beginn an bringen wird. Schon auf Schalke könnte es soweit sein.
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