Markus Gisdol hat mit dem 1. FC Köln bislang 16 Punkte aus neun Spielen geholt. Seinem Vorgänger Achim Beierlorzer waren in elf Spielen nur sieben Punkte gelungen. Gisdol scheint beim FC also an den richtigen Stellschrauben gedreht und aus einer neuen taktischen Grundordnung auch ein neues Selbstverständnis kreiert zu haben.
Köln – Markus Gisdol hat die Mannschaft des 1. FC Köln seit seinem Amtsantritt im November völlig umgekrempelt. Aus verunsicherten und teilweise unfitten Einzelspielern hat der 50-jährige in kürzester Zeit eine konkurrenzfähige Bundesliga-Mannschaft geformt. Durch fünf Siege aus den letzten sechs Spielen hat sich der FC aktuell aus dem Tabellenkeller befreit und den Vorsprung auf den Relegationsplatz bereits auf sechs Zähler anwachsen lassen.
Besser kompakt stehen als ins offene Messer laufen
Inzwischen hat der 1. FC Köln auch sein körperlicher Defizit ausgemerzt und ist auch in der Lage, Spiele in der Schlussphase zu entscheiden. Statt gegen den SC Freiburg in den Verwaltungsmodus zu schalten, drückten die Kölner trotz zwei-Tore-Führung auf den nächsten Treffer und legten in der Nachspielzeit noch zwei Mal nach. Doch auch spielerisch haben sich die Geißböcke merklich weiter entwickelt. In der Winterpause erklärte Dominick Drexler noch, er habe keine Alternative zur Trennung von Achim Beierlorzer gesehen. Nach der Partie gegen den SC Freiburg relativierte er diese Aussage zwar und sagte: “Es ging gar nicht darum, nochmal gegen Achim Beierlorzer nachzutreten. Aber wir stehen im Moment sehr viel kompakter und spielen nicht mehr das Angriffspressing wie zuvor.” Dass die Mannschaft nun vor allem im Zentrum wesentlich gefestigter steht als in den ersten elf Saisonspielen, komme dem Team dabei entgegen. “Das passt jetzt vielleicht besser zur Mannschaft und zu den Charakteren, die wir haben. Es ist vielleicht in der Bundesliga, mit der Qualität die auf einen zu rollt, manchmal besser kompakt zu stehen und aus dem Mittelfeld zuzugreifen, anstatt ins offene Messer zu laufen.” Für Drexler ist die taktische Umstellung die signifikante Änderung, die inzwischen unter Gisdol zu fünf Siegen aus sechs Spielen geführt hat.
Neue Ausrichtung sorgt für neues Selbstvertrauen
Freilich hoffen nun alle Kölner, den Schwung auch mit ins Derby gegen Borussia Mönchengladbach nehmen zu können. An das Hinspiel hat Drexler nur wenig gute Erinnerungen. “Da hieß es, wir wären nicht in den Zweikämpfen gewesen. Aber wenn wir in einem flachen 4-4-2-System zu zweit gegen vier Gladbacher im zentralen Mittelfeld spielen, will ich mal eine Mannschaft sehen, die dann den Zugriff kriegt”, monierte Drexler nochmal die damalige taktische Ausrichtung. Nun können die Geißböcke mit einem völlig neuen Selbstverständnis in das Derby gehen. Der FC fühlt sich inzwischen sichtlich wohl in seiner Rolle auf dem Feld und hat ordentlich an Selbstvertrauen getankt. “Wenn man immer nur hinterher läuft, hat man das Selbstbewusstsein nicht so sehr, als wenn man vorne drauf geht und die Bälle gewinnt”, erklärte Drexler am Sonntagabend. Auch die Fans im Stadion honorieren die neue Spielweise des FC. “Man merkt, wie das im Stadion angenommen wird und man gepusht wird. Dadurch trauen wir uns noch mehr zu. Wenn man Zweikämpfe verliert, ist es schwierig, sich an irgendwas hochzuziehen.” Den guten Lauf, den die Geißböcke aktuell haben, wollen die Kölner auch in Gladbach fortführen. Dabei sei es auch entscheidend, nicht wieder in Rückstand zu geraten. Zwölf Mal schoss der Gegner in dieser Saison bereits das erste Tor der Partie. Nur sieben Punkte holten die Kölner aus diesen Spielen dann noch. Für Drexler auch ein entscheidender Faktor. “Wenn man dem Ergebnis nicht hinterherlaufen muss, ist man auch mal mutiger im eins-gegen-eins. Wenn man schon 0:2 hinten liegt, wählt man vielleicht eine Flanke, die man sonst nicht so gewählt hätte”, erklärte der vermeintliche Torschütze zum 1:0 am Sonntag. In den letzten sechs Spielen gerieten die Kölner aber nur noch zwei Mal in Rückstand. Gegen Eintracht Frankfurt konnten sie ein 0:2 am Ende aber noch in einen 4:2-Sieg drehen. Dem FC wären wohl am kommenden Sonntag in Gladbach beide Varianten recht, solange am Ende der Derbysieg zu Buche steht.
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