Borussia Mönchengladbach jubelt, der 1. FC Köln muss zusehen: Die Geissböcke verlieren das Geisterspiel und Derby-Rückspiel mit 1:2 (0:1) und vergeben in der Schlussphase noch die Großchance zum Ausgleich. Nach der Partie kämpften alle Beteiligten mit der Atmosphäre im nahezu menschenleeren Stadion. Die Stimmen zum historischen Spiel im Borussia Park.
Aus Mönchengladbach berichtet Marc L. Merten
Mark Uth: “Die erste Halbzeit war sehr ausgeglichen, aber wir haben uns ein sehr dummes Tor gefangen. Das hätte nicht sein müssen. Unsere Chancen haben wir nicht konsequent genug ausgespielt. Das 0:2 fällt durch ein Eigentor. Wir machen noch den Anschlusstreffer, und dann habe ich die Chance zum Ausgleich. Es ist ganz simpel, ich muss den machen und den Ball aufs lange Eck schießen. Es tut mir leid für die Mannschaft. Der Ausgleich wäre gerecht gewesen. Es war für uns eine komische Atmosphäre. Wir müssen damit aber jetzt umgehen, auch im nächsten Spiel wieder. Die Emotionen gehen verloren. Das war nicht schön. Wir müssen versuchen uns selbst zu pushen. Das ist nicht einfach, aber es hat ganz gut geklappt. Wir diskutieren über die Situation natürlich in der Kabine, wissen selbst nicht so genau, wie wir damit umgehen sollen.”
Jonas Hector: “Zwei Situationen, die wir nicht konsequent verteidigen, führen zu Gegentoren. Unsere Chancen haben wir hinten raus nicht genutzt. Sonst wäre das Spiel 2:2 ausgegangen. Ich denke, das wäre ein gerechtes und ordentliches Ergebnis gewesen. So ist es natürlich jetzt extrem bitter. Es war ein Derby. Wir haben alles reingeworfen, haben ein gutes Auswärtsspiel bei einer Top-Mannschaft gemacht. Da ist es bitter, dass wir uns nicht belohnt haben. Das Geisterspiel war einfach scheiße. Jetzt ein Heimspiel ohne Zuschauer wird definitiv kein Vorteil sein. Zusammen mit den Fans war es zuletzt richtig gut und die Emotionen haben uns zu Siegen getragen. Dass uns das fehlen wird, ist extrem bitter.”
Lieber so als ein kompletter Spielabbruch wie in anderen Ländern
Toni Leistner: “Wir haben eine gute Mannschaftsleistung gezeigt, haben geschlossen agiert, nicht viel zugelassen. Deswegen ist es sehr ärgerlich, dass es so gekommen ist. Gladbach hatte das Glück, wir hatten es bei den letzten Torchancen nicht. Das war der Unterschied. Man hat gesehen, dass wir mithalten können. Man muss seine Chance aber dann halt auch nutzen. Die Fans haben mir sehr gefehlt, wobei ich einfach froh bin, dass wir überhaupt die Spiele weiter bestreiten können. Lieber so als ein kompletter Spielabbruch wie in anderen Ländern.”
Markus Gisdol: “Es waren schwierige Umstände vor der Partie, um sich auf das Spiel konzentriert vorbereiten zu können. Wie haben heute zwei Mannschaften gesehen, die mit dieser Situation gut umgegangen sind. Das Niveau war sehr gut. Wir haben ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht. Das 0:1 war ein unglückliches Gegentor, als wir gut in der Partie waren. Aber man muss eben höllisch aufpassen. So auch beim 0:2. Wir sind trotzdem noch fast zurückgekommen. Ein 2:2 wäre vielleicht sogar gerecht gewesen aufgrund der Spielanteile. Auch wenn es schwer fällt, müssen wir den Ausgang akzeptieren, können aber darauf aufbauen. Schöner ist Fußball einfach mit Zuschauern. Das ist Fakt. Es war eigenartig, wenn man hört, wie der Linienrichter mit dem Schiedsrichter spricht oder wie die gegnerische Mannschaft coacht. Wir haben ein paar Minuten gebraucht uns an diese außergewöhnlichen Informationen zu gewöhnen. Darauf kann ich gerne wieder verzichten.”
Ohne Fans ist der Fußball nur halb so viel wert
Marco Rose: “Es waren schwierige Umstände, trotzdem haben beide Mannschaften auf dem Rasen ein Derby daraus gemacht, obwohl sich das für niemanden drumherum so angefühlt hat. Es war ein kampfbetontes, enges Spiel und wir sind froh, dass wir als Sieger vom Platz gegangen sind. Ich hoffe natürlich, dass wir den Zustand ohne Fans spielen zu müssen, bald wieder aufheben können. Wir wissen um die Wichtigkeit der Fans, sie bringen eine ganz andere Dynamik in ein Spiel. Beide Teams haben es trotzdem auf sehr hohem Niveau gut gemacht. So ein Spiel wirkt ohne Fans anders als mit Fans. Mit Fans hätten wohl alle hinterher gesagt: Was für ein cooles Derby! Vor allem hoffe ich, dass wir den Wettbewerb aufrecht erhalten können. Wäre es sportlicher, jetzt einfach aufzuhören? Unser aller Problem ist: Die Gesellschaft hat ein großes Problem. Wir verhalten uns solidarisch im Sinne der Gesundheit. Wir sollten versuchen den Wettbewerb und die Normalität so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Es macht zwar überhaupt keinen Spaß, aber wir haben eine sportliche Verantwortung für den Wettbewerb.”
Deniz Aytekin (Schiedsrichter): “Das ist schwer in Worte zu fassen. Etwas fehlte etwas, und zwar ganz massiv. Es war beängstigend und hatte mit Fußball wenig zu tun. Es war sehr schwierig sich zu konzentrieren. Die Experten werden entscheiden, was jetzt sinnvoll ist, aber ohne Fans ist der Fußball nur halb so viel wert.”
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