Die Mannschaftsbesprechungen im Dorint Hotel am Heumarkt finden im großen Ballsaal statt. Ansonsten verbringt der 1. FC Köln seit Donnerstag so viel Zeit wie möglich am Geißbockheim. Das Quarantäne-Trainingslager vor dem Wiederbeginn der Bundesliga stellt die Kölner vor besondere Herausforderungen. Markus Gisdol will insbesondere auf die Psyche seiner Spieler achten.
Köln – Der Trainer des 1. FC Köln kann sich freuen. Die Zeit der Bewegungstherapie und Suche nach kreativen Übungen für kontaktlosen Fußball sind vorbei. Die Geissböcke bereiten sich auf ihr erstes Pflichtspiel seit dem Derby bei Borussia Mönchengladbach am 11. März vor. Am Freitag sprach der 50-Jährige in einer Videokonferenzen zu Medienvertretern über…
…den Beginn der Quarantäne: “Es fühlt sich eigenartig an. Du kannst nicht mehr frei entscheiden, wohin du dich bewegst. Die zwei Orte, an denen du dich aufhalten darfst, sind das Hotel und das Geißbockheim. Das ist ein anderes Gefühl als ein normaler Hotel-Aufenthalt. Es ist ja auch ein Geisterhotel mit nur ganz wenigen Menschen, die man dort sieht.”
Training ist ja nichts anderes als ein Geisterspiel
…das Trainingsprogramm: “Wir müssen die Tage so gestalten, dass die Zeit im Hotel nicht zu lang wird. Wenn wir nur einmal morgens trainieren würden und die Spieler ab 13 Uhr wieder im Hotel wären, würden die Tage schnell sehr lang. Wir dehnen die Trainingseinheiten daher mit Vor- und Nachbesprechung etwas aus, um viel Zeit am Geißbockheim zu verbringen. Wir müssen die Wettkampf-Fitness erreichen, dürfen aber nicht überziehen.”
…die psychische Herausforderung: “Es ist wichtig zu überlegen, wie sich die mentale Fitness der Spieler entwickelt. Jeder Spieler tickt anders und wir werden das gut beobachten müssen. Es wird Spieler geben, die mit der Situation nicht so gut zurecht kommen, andere wiederum werden sehr gut damit zurecht kommen. Das müssen wir in die Überlegung einfließen lassen, wer im ersten Spiel spielen wird. Es wird sich schnell zeigen, wer das Training als Wettkampf annimmt, denn Training ist ja nichts anderes als ein Geisterspiel.”
Man kann es mit Kindern vergleichen, die wieder auf den Spielplatz dürfen
…den Einstieg ins Mannschaftstraining: “Wenn man ehrlich ist, war es bisher ja nur eine Bewegungstherapie. Jetzt ist es wieder ein Wettkampftraining mit einem klaren Ziel vor Augen. Die Vorfreude war natürlich groß. Man kann es mit Kindern vergleichen, die wieder auf den Spielplatz dürfen. Wenn sie das erste Mal wieder an die Schaukel gehen, sind sie vielleicht noch etwas vorsichtiger. Es dauert aber nicht lange, bis sie sich wieder weit hochschaukeln. So war es bei uns auch. Wir haben uns herangetastet und gespürt, dass es auch wieder weh tun kann. In der letzten Zeit waren die Spieler ja gewöhnt, dass sie ohne blaue Flecken aus dem Training gegangen sind. Jetzt tut mal wieder was weh.”
…die Einflüsse während des Spiels: “Wenn ich als Trainer jede Szene im Spiel kommentieren und korrigieren müsste, wäre irgendwas falsch. Als Trainer habe ich meinen Job am besten schon vor dem Anpfiff gemacht. Danach sind es Situationen, in denen man nachjustiert. Wir werden auch ins Stadion gehen und trainieren, weil es sinnvoll ist, dass sich die Mannschaft an die besondere Atmosphäre gewöhnt.”
…den Mundschutz an der Seitenlinie: “An der Seitenlinie werde ich das nicht machen. Auf der Bank setze ich einen Mundschutz auf, aber ich stehe die meiste Zeit sowieso in der Coaching Zone und werde den Mundschutz dann um den Hals hängen haben. Coaching mit Mundschutz an der Linie – wie soll das gehen?”
Wenn 26 Feldspieler nicht reichen, läuft eh was schief
…die Größe des Kaders: “In der Quarantäne wird niemand mehr dazukommen. Danach müssten weitere Spieler zwei negative Tests aufweisen, um mittrainieren zu können. Wir haben jetzt 22 Feldspieler auf dem Platz, plus Rafa Czichos, der vielleicht noch mal dazu stoßen wird, und Tim Lemperle im Aufbautraining. Dazu kommen Niklas Hauptmann und Iso Jakobs, mit denen wir 26 Feldspieler hätten. Ich sehe keinen Grund, den Kader noch größer zu machen. Wir haben alle Spieler dabei, die für uns in naher Zukunft eine Rolle spielen, und dazu noch ein, zwei Joker aus der U21 und U19 in der Hinterhand, die aber jetzt länger nicht trainiert haben und aktuell auch noch nicht wieder trainieren. Und sind wir ehrlich: Wenn 26 Feldspieler nicht reichen, um durch die restliche Saison zu kommen, läuft eh was schief. Dann würde es abenteuerlich.”
…zu Jakobs und Hauptmann: “Beide waren natürlich aufgebracht, dass sie positive Tests haben. Aber ihnen geht es gut, sie haben keinerlei Symptome. Sie würden am liebsten schon wieder trainieren, weil sie nichts verspüren. Stand jetzt werden sie daher schnell wieder auf ein gewisses Niveau kommen, wenn sie wieder trainieren dürfen.”
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